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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gottestötervorstellung als Sakrileg betrachtet?«
    »Niemand hat je etwas dazu gesagt, nein.«
    »Okay. Hat Kitchener an irgendwelchen energieerzeugenden Systemen gearbeitet, wie Mikrofusion, Bor-Protonen-Fusion, an irgendwas Neuem oder Radikalem?«
    Nicholas verzog das Gesicht. »An nichts dergleichen. Er hat mich allerdings beauftragt, ein Magnetosphären-Induktionsproblem zu lösen.«
    »Was ist denn das?«
    »Na ja, es ist eigentlich nichts Neues. Wenn man ein Stück Draht auf eine Erdumlaufbahn bringt, erzeugt seine Bewegung durch das Magnetfeld der Erde elektrischen Strom. Ein simples Induktionsprinzip, wie beim Generator.«
    »Wie stark wäre dieser Strom?«
    »Das hängt natürlich von der Länge des Kabels ab.«
    »Yeah, klar.« Vielleicht hatte sich der Junge letztlich doch nicht so stark verändert. »Was ich wissen möchte, Nicholas: Sprechen Sie von etwas, was einen Videospieler antreibt oder eine Großstadt?«
    »Oh. Eindeutig eine Großstadt oder vielleicht eine mittelgroße Stadt. Kitchener war sehr entschieden, was diesen Punkt anging. Er sagte, wir müßten lernen, uns auf die praktische Anwendung der Physik zu konzentrieren; abstrakte Theorien wären ja ganz nett, aber man könnte mit ihnen keine Rechnungen bezahlen. Er hatte natürlich recht; das hatte er immer. Er nannte es sein Neunzig-zu-zehn-Gesetz. Wir durften neunzig Prozent unserer Zeit in die Erforschung abstrakter Theorien stecken, aber wir mußten pro Woche wenigstens zehn Prozent unserer Zeit aufwenden, um an praktischen Ideen zu arbeiten. Er hat uns immer auf zwei Projekte gleichzeitig angesetzt, eins aus jedem Bereich.«
    »Wie weit sind Sie mit diesem Magnetosphärenprojekt gekommen?«
    »Ich habe überhaupt nicht viel daran gearbeitet, sondern die meiste Zeit auf das Dunkelmassenprojekt verwendet. Ich konnte jedoch die grundlegende Stichhaltigkeit des erstgenannten Projektes nachweisen. Ich habe eine Spinnennetzanordnung von etwa zweihundertfünfzig Kilometern Durchmesser entworfen. Das Schöne daran ist: Wenn man sie in leichte Drehung versetzt, behält sie ihre Form, ohne daß man zusätzliches strukturelles Material benötigt; man braucht nur die eigentlichen Kabel. Als nächstes wollte ich mich um die Grenzen der Materialstärke kümmern, aber …«
    »Ich dachte, Energie aus dem Weltraum herunterzustrahlen, wäre ökologisch schädlich.«
    Nicholas lächelte abwesend. »Ich hatte vor, ein Supraleiterkabel zu verwenden, das zwischen dem Äquator und einer geostationären Umlaufbahn ausgespannt wird. Das ist eine vollkommen praktische Lösung; der Orbitalturm ist als Idee noch älter als die Magnetosphäreninduktion. Ursprünglich plante man, ihn mit Magnetschienen auszustatten, an denen Fahrstuhlkapseln auf und ab führen. Dann bräuchte man nie eine Raumfähre, um eine Umlaufbahn zu erreichen. Meine Version war viel einfacher und billiger, nur ein einzelner Strang, an einer Station befestigt, die die von den Induktionsnetzen übertragene Energie empfangen kann, eine größere Version der Kommunikationsplattformen, die wir heute da oben haben. Der Supraleiter müßte natürlich von einer Monofaser aufrechtgehalten werden, denn er wäre niemals in der Lage, das eigene Gewicht zu tragen. Kitchener war es, der das als alternative Methode vorgeschlagen hat, um Strom aus dem Orbit zu beziehen. Er machte Scherze darüber und sagte, er wäre so reich wie Julia Evans, wenn das jemals gebaut würde. Sehen Sie, er kassierte Lizenzgebühren aus der Monofaserherstellung. Es handelt sich nur um Prozentbruchteile, aber bei einem sechsunddreißigtausend Kilometer langen Kabel wäre es verdammt viel Geld! Er war wirklich scharf darauf, die abschließenden Zahlen zu sehen.«
    »Nicholas, wie weit ist dieses Projekt gediehen? Ich meine, könnte man es mit heutiger Technik tatsächlich realisieren?«
    »Ich weiß nicht. Es war eigentlich nur ein Gedankenexperiment; Kitchener hat solche Aufgaben auf unsere Fachgebiete zugeschnitten. Die Gleichungen waren interessant; ich mußte mit vielen Faktoren jonglieren, aber es sah doch danach aus, als würde es ziemlich teuer. Deshalb war ich ja auch so aufgeregt über den neuen Raumgleiter von Event Horizon und darüber, wie er die Startkosten senken wird. Ich wollte die entsprechenden Zahlen in meine Analyse aufnehmen.«
    »Aber Sie sind nicht dazu gekommen?«
    »Nein.«
    »War das Projekt im Bendix der Abtei abgespeichert?«
    »Ja, aber ich habe eine Sicherungskopie in meinem Terminal aufbewahrt. Sie

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