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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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war eine der stärksten, die man je gefunden hatte. Zum Glück entwickelte sich seine ASW-Fähigkeit dann fast so wie geplant.
    Willet leierte weiter Fakten über Maurice Knebel herunter und sprach gerade über seine Vorliebe für indisches Essen, als sich Colin vorbeugte und die geöffnete Handfläche flink auf den Flachbildschirm drückte. Die Darstellung verschob sich sofort und vergrößerte das Gebiet um die Hand. Das Zentrum der Darstellung lag in Peterborough, stellte Eleanor erschrocken fest. Das kräftige, einförmige Türkis des Fens-Beckens bedeckte ein Drittel des Bildschirms.
    Willet war verstummt.
    »Reden Sie weiter«, wies Colin ihn an.
    »Sir! Currygerichte mochte er am liebsten …«
    Eleanor entdeckte einen einsamen gelben Punkt im Becken, unmittelbar östlich von Peterborough. Prior’s Fen, erkannte sie. Colin hielt die Karte wohl mit peinlicher Sorgfalt auf dem aktuellen Stand. Die meisten PSP-Jahre hatte er in Frankreich verbracht und den Kombinaten ein kleines Vermögen für seine Dienste berechnet. »War zu alt, um mich am Kampf gegen Armstrong zu beteiligen«, hatte er ihr einmal in bitterem Ton geklagt.
    Erneut berührte er die Karte. Diesmal sprang Peterborough weiter hervor, bis es den halben Bildschirm bedeckte, so daß noch ein zehn Kilometer breiter Streifen Umland sichtbar blieb.
    Willet warf Greg einen verzweifelten Blick zu.
    Er gab ihm mit einem kurzen Wink zu verstehen: Fahren Sie fort.
    »Die Frau, mit der er zusammenlebte, verließ ihn, als er zum Politbeamten der Wache ernannt wurde. Anschließend gab es Gerede über ihn und eine der Apparatschik- Frauen im PSP-Ortskommitee der Stadt …«
    »Hier«, sagte Colin. Sein Zeigefinger stach entschlossen auf die Karte nieder. Ein Abschnitt leuchtete eine Spur heller auf, und seine scharlachrote Umgrenzung blinkte beharrlich. Colin baute sich direkt vor dem Schirm auf. Sein Gesicht wurde im künstlichen blauen und gelben Licht gebadet, so daß die Falten darin stärker hervortraten. »Dort steckt er. Präziser kann ich es nicht erkennen. Nicht aus dieser Entfernung.«
    Eleanor spürte, wie sich ein bestürztes Ächzen in ihrer Kehle aufbaute. Sie fürchtete sich davor, es herauszulassen, nur für den Fall, daß es zu sehr nach Wimmern geklungen hätte.
    »Kommt hin«, meinte Greg. »Er gehört zur PSP; wo sonst wäre er heute noch vollkommen sicher?«
    Colins Zeigefinger deutete auf Walton.

 
Kapitel zweiundzwanzig
     
     
    Gregs Existenz war auf ein dürftiges Universum von fünf Metern Durchmesser geschrumpft. In der Nacht zu fliegen war immer schlimm, aber Nacht und Nebel, das war echt beschissen.
    Er hing in einem Nylonharnisch unter einem Westland-Gleiter, und der dünne Propeller summte hinter ihm tüchtig vor sich hin. Das Lichtverstärkerband vor Gregs Augen überzog jede Oberfläche mit einer fremdartigen blauen Tönung, der Schimmer sich abbauender Elektronenorbits. Eine Spalte aus ordentlichen chromgelben Zahlen leuchtete am rechten Rand des Blickfeldes; Zeit, Gitterkoordinaten, Höhe, Flugrichtung, Energiestufen, Windgeschwindigkeit. Die Steuerungs- Ware zeigte jetzt eine Flughöhe von achthundert Metern an und eine Position zwei Kilometer vor Peterborough über dem Fens-Becken.
    Prior’s Fen lag zwanzig Minuten hinter ihm, und mit der Baustelle auch der Schwenkdüsenflügler der Event-Horizon-Sicherheitsabteilung, der ihn und Teddy dorthin geflogen hatte. Zwischen hier und dort lagen verräterisch fluktuierende Wände aus steingrauem Dampf. Das Gefühl der Einsamkeit, das sich seitdem in ihm breitgemacht hatte, war total und reizte sein Gehirn dazu, in der graublauen Ödnis Formen auszumachen – die grinsenden Gespenster eines Alptraumes, die sich lärmend in die Gedanken eines unachtsamen Menschen drängten.
    Früher war er fähig gewesen, bei Einsätzen die Gefühle im Zaum zu halten und sich auf Einzelheiten und deren Anwendung auf das Unmittelbare zu konzentrieren. Das war die militärische Methode; ließ man sich genug Zeit, konnten Ausbildung und Disziplin schließlich jede menschliche Schwäche überwinden. Diese Fähigkeit hatte er wieder verloren. Langsam war sie ihm während endloser Sonnentage am Stausee durch die Finger gerieselt, weggeglättet von Eleanors Küssen.
    Jetzt spürte er die ungewohnten und entnervenden Regungen der Panik, während die Tragflächenmembran in der stürmischen Luft vor sich hinmurmelte. Gregs einzige Verbindung mit der Wirklichkeit war ein dünner Mikrowellenstrahl, der den

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