Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
dürfte«, sagte Greg. »Sie kann das Lob gut gebrauchen. Ich rede mit Langley und erkläre ihm, was wirklich passiert ist. Und wir sollten einen erstklassigen Programmierer herbeitrommeln, der die Datenbeschlagnahme vornimmt. Ich sähe es gar nicht gern, wenn diesem Paradigma jetzt noch etwas zustoßen sollte.«
»Klar.« Morgan speicherte eine Notiz in seinem Cybofax ab.
Greg rappelte sich auf und streckte sich umständlich.
Julia stand auf und nahm die Windjacke von der Rückenlehne. »Noch mal vielen Dank für deine Hilfe, Teddy.«
Er nahm einen letzten Schluck aus der Bierflasche und warf Julia einen verschmitzten Blick zu. »Kein Problem, Mädel; es tut mir gut, wenn ich ein bißchen rumkomme und in Übung bleibe. Aber du läßt Greg in Frieden, sobald dieser Fall abgeschlossen ist, verstanden? Er ist jetzt ein verdammter Apfelsinenbauer. Nix sonst.«
»Ich habe verstanden, Teddy.« Sie warf ihm eine Kußhand zu.
Kapitel vierundzwanzig
Es war Mitternacht, als Greg und Eleanor auf dem Hof eintrafen. Der Nebel war gleichmäßigem Regen gewichen, und die Dunkelheit war vollständig. Greg hörte den Wind in den Wipfeln der neu gepflanzten jungen Bäume beiderseits der Einfahrt rascheln. Die Reifen des EMC Rangers platschten durch lange Rinnsale, als Eleanor ihn langsam den Hang hinabrollen ließ.
Greg fuhr sich mit der Hand durchs fettige Haar. Was er sich jetzt wünschte, waren eine Dusche, ein Drink und ein Bett. Das schlimmste daran war, daß er ins Bett wollte, um zu schlafen. Arme und Bauchmuskeln waren noch steif und wund von der Zeit, die er am Westlandgleiter gehangen hatte.
Trotz der Schmerzen und obendrein einer hartnäckigen Reizbarkeit, die noch vom Einsatz herrührte, war ihm leichter ums Herz als eine Woche zuvor. Er grinste sein schwaches Spiegelbild im Seitenfenster an. Ich wußte ja, daß Nicholas es nicht getan hat!
»Was ist denn so komisch?« fragte Eleanor.
»Nichts. Eins sage ich dir: Ich bin einfach froh, daß es vorbei ist.«
»Ich auch.«
»Yeah. Danke für dein Verständnis.«
»Genieße es, so gut du kannst. Nächstesmal stampfe ich mit dem Fuß auf und sage nein.«
»Gut«, sagte er mit Nachdruck. »Du solltest morgen lieber Mrs. Beswick aufsuchen und ihr die gute Nachricht überbringen. Ich denke, daß ich einen arbeitsreichen Tag haben werde. Jesus, und Vernon war bisher schon ganz fertig angesichts der Verästelungen dieses Falls!«
»Er wird’s überleben. Wie du schon sagtest, die Wache wird viel Anerkennung für die Lösung des Falls ernten.«
»Yeah.« Soviel zur Gerechtigkeit. Aber wenigstens wird das Leben in Oakham für alle wieder erträglicher.
Hinter der Spiegelung im Fenster kräuselte sich das Bild von Maurice Knebel ungleichmäßig am Rand der Realität. Greg wußte, daß seine jüngste Erinnerung an den ehemaligen Detective lange brauchen würde, bis sie sich wieder auflöste. Knebel hatte die Augen zugekniffen, sich fest auf die Unterlippe gebissen und leise gewimmert, als Greg die Betäubungspistole auf ihn richtete. Im Hintergrund hatte Teddy derweil abfällig gebrummt, man sollte lieber die Uzi benutzen.
Dann der Weg zurück zum Lagerhaus. Waltons bedrohliche Straßen drangen auf ihn ein und quälten ihn mit der Möglichkeit, jetzt noch in irgendeine Gefahr hineinzutappen, nachdem der Einsatz schon abgeschlossen war – die älteste Angst aller Soldaten.
Das Scheinwerferlicht des EMC Rangers schwenkte über die Seitenwand der Scheune und wirkte unnatürlich hell unter dem wolkenverhangenen Himmel. Kurz trat auch das Haus im Licht hervor, ein Aufleuchten von mottengrauem Stein.
Greg tastete umher, nahm die Betäubungspistole vom Rücksitz und hängte sie sich über die Schulter. Verdammt gut, daß Langley mich jetzt nicht sehen kann, dachte er. Der Detective hatte immer für fragwürdig gehalten, was Greg eigentlich motivierte und welche hintergründige Politik zu seinem Einsatz bei den Ermittlungen geführt hatte. Ihn in voller Kampfmontur zu sehen hätte jeden dunklen, paranoiden Verdacht über Julias unangemessenen Einfluß nur bestätigt.
Eleanor hielt den Ranger vor der Haustür an, und die Verandabeleuchtung schaltete sich automatisch ein. Sie stiegen beide aus, die Schultern hochgezogen, um sich vor dem Regen zu schützen. Eleanor gab dem Hausschloß das Öffnungssignal und zog die marineblaue Jacke über dem Sweatshirt fester zu.
Greg hörte den Lynchmob als erster. Schritte, die auf dem Kies hinter dem EMC Ranger knirschten.
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