Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
Oakhams fünf Rechtsanwälten vertraten drei die sechs Studenten. Sie hatten protestiert, als Greg mitteilte, er wollte mit den Studenten reden.
»Sie sind kein offizieller Ermittlungsbeamter«, hatte ihm Lisa Collier, eine matronenhafte Fünfundfünfzigjährige, wichtigtuerisch erklärt. »Sie sind nicht berechtigt, Verhöre durchzuführen, schon gar nicht mit kooperativen Zeugen; nur um solche handelt es sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei den Studenten. Und ich dulde nicht, daß ein Übersinnlicher in die Privatsphäre meiner Mandanten eindringt. Sie haben das Recht zu schweigen, damit sie sich nicht selbst belasten.«
Greg wandte sich daraufhin einfach an Vernon Langley. »Vereinbaren Sie für heute nachmittag eine Anhörung vor dem Schiedsgericht. Erklären Sie dort, daß Sie alle sechs Studenten des Totschlags verdächtigen.« Er zeigte Lisa Collier ein dünnes Lächeln. »Als dieser Ermittlung zugeteilter Spezialist bin ich berechtigt, allen Verhören legal verhafteter Verdächtiger beizuwohnen. Und jeder bei diesen Verhören auf übersinnlichem Weg beschaffte Beweis ist vor Gericht zulässig.«
Die drei Anwälte steckten die Köpfe zusammen und entschieden, es nicht darauf ankommen zu lassen.
Matthew Slater schob einen mattschwarzen Memoxkristall in das Aufnahmedeck und nahm neben Rosette Platz. Sie trug ein schwarzes Trikothemd aus einem glänzenden Material, eine kurze schwarze Jacke, die mit auf die Schultern gestickten dünnen weißen Schnörkeln verziert war, und einen kurzen schwarzen Lederrock. Ihr rotbraunes Haar war ordentlich gescheitelt.
Sie nahm Greg mit einem flüchtigen Blick zur Kenntnis und ignorierte die Detectives hinter ihm vollständig. Der ganze Vorgang informierte die Gegenseite darüber, daß sie nicht daran dachte, sich einschüchtern zu lassen.
Greg mußte zugeben, daß sie ein körperlich eindrucksvolles Mädchen war. Auch ihre Gefühlsverfassung verriet keine Spur von Schwäche.
Langley steckte einen Memoxkristall in den freien Steckplatz des Recorders und schaltete das Gerät ein. »Befragung von Rosette Harding-Clarke«, erklärte er förmlich. »Durchgeführt vom beratenden Spezialisten der Kripo, Greg Mandel, in Anwesenheit der Beamten Langley und Nevin.«
Matthew Slater beugte sich vor. »Fürs Protokoll: Miss Harding-Clarke nimmt aus völlig freien Stücken an diesem Gespräch teil. Sie ist hier, weil sie wünscht, bei der Festnahme des Mörders von Edward Kitchener zu helfen. Deshalb behält sie sich das Recht vor, die Antwort auf jede Frage zu verweigern, die mit diesem Thema nichts direkt zu tun hat.«
Rosette Harding-Clarke musterte Greg unverwandt und zeigte ein schiefes, wissendes Lächeln. »Zu schweigen würde mir nichts nützen, nicht wahr?« fragte sie. »Nicht bei Ihnen. Sie könnten mir jede Antwort entreißen, die Sie haben möchten.«
Er leitete eine leichte Sekretion der Drüse ein. Rosettes Erheiterung wurde für ihn spürbar; sie grenzte an Verachtung. Rosette blickte von ihrem eigenen privaten Olymp auf jeden anderen Menschen hinab.
»Sie können die Reaktion Ihres Bewußtseins auf Fragen nicht verbergen«, antwortete er.
»Ich kann zwar weglaufen, mich aber nicht verstecken?«
»Yeah. So in der Art.«
»Falls Sie anfangen, Miss Harding-Clarke irrelevante Fragen zu stellen, sehen wir uns gezwungen, das Gespräch zu beenden«, warnte ihn Matthew Slater.
»Nein, das werde ich nicht tun«, warf sie ein. »Ich bin froh, daß Sie hier sind. Dieser Fall geht eindeutig über die Fähigkeiten dieser trotteligen Bürohengste. Und ich möchte, daß der Mistkerl erwischt wird. Zu schade, daß wir nicht mehr die Todesstrafe haben. Also fragen Sie nur. Ob ich es war? Nein. Das können Sie bestätigen, nicht wahr?« Sie wölbte herausfordernd die Brauen.
»Leider geht es nicht so einfach. Ich muß herausfinden, was am fraglichen Abend auf Launde passiert ist, mir ein vollständiges Bild machen; deshalb habe ich mehrere Fragen.«
»Ja, in Ordnung, fangen Sie an.«
»Haben Sie am fraglichen Tag Nummern außerhalb angerufen oder eine Datenverbindung zu einem externen Ware- System hergestellt?«
»Ich habe ein paar Anrufe getätigt, sicher. Nur bei Freunden. Ich würde durchticken, wenn ich nur mit den übrigen Studenten reden könnte. Und am Vormittag hatte ich zu tun; Edward wollte, daß ich versuchte, das Alter des Universums genauer zu bestimmen. Für die Referenzdaten habe ich eine Verbindung zum Großrechner der astronomischen Abteilung der
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