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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nicht übersehen, sich nicht einfach zurücklegen und an England denken. Es fiel ihr, um damit anzufangen, auch mit mir schwer.«
    »Sie und Isabel haben sich geliebt?«
    »Ich bin mir nicht sicher, was die Liebe angeht, Greg, Schatz. Aber Sex hatten wir, ja. Edward hat es Spaß gemacht, dabei zuzusehen. Sie hatte letztlich auch Spaß daran, als sie vom Syntho richtig in Fahrt war. Mache ich Sie scharf, Greg?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht? Sie erstaunen mich. Als ich diese Aussage zum erstenmal machte, haben alle Jungs auf der Wache eine Ausrede gefunden, um zuzuhören.« Sie legte den Kopf auf die Seite und sah Nevin an. »Nicht wahr, Jonnie, Schatz?«
    Greg stellte fest, daß Nevins Gedanken durch heftige Verlegenheit blockiert wurden.
    »Wurde irgendwelcher Druck auf Studentinnen ausgeübt, damit sie mit Kitchener schliefen?« fragte Greg.
    »Nicht, wenn Sie damit Erpressung meinen. Komm mit mir ins Bett, oder ich werfe dich aus der Abtei. Edward ist auf so was nicht angewiesen, er ist … faszinierend. Studentinnen verkörpern beinahe einen doppelten Bluff, verstehen Sie? Er sagt der Welt, daß er es tut. Er sagt uns, daß er nicht im Traum daran denkt. Und da haben wir ihn, eines der Genies unserer Zeit, komplett mit schlechtem Ruf. Immer präsent, tagein, tagaus. Er verspottete die Konventionen. Er war so enorm geschickt darin, sich über jede Kritik der Gesellschaft an seiner Lebensführung lustig zu machen. Er brachte einen dazu, die eigenen Überzeugungen unter die Lupe zu nehmen und in Frage zu stellen. Deshalb hat sich Isabel zu uns gesellt; sie erprobte die eigenen Grenzen, wollte herausfinden, wo sie liegen. Man konnte das tun, wenn Edward dabei war, um einen zu führen. Er vermittelte ein Gefühl der Sicherheit; wir haben ihm vertraut. Er hätte nie zugelassen, daß wir uns selbst schädigten, weder mit Drogen noch mit Sex, auch nicht mit politischem Radikalismus, was das anbelangt. Er wußte, wozu wir fähig waren, und zeigte uns, wie wir das erreichen konnten, intellektuell, emotionell, körperlich. Launde war eine unglaubliche Erfahrung, in geistiger Hinsicht mehr als in jeder anderen.« Sie schüttelte sachte den Kopf und tauchte wieder aus dem Strudel der Erinnerungen auf.
    Greg spürte, wie aufrichtig sie war, wenn sie über Kitchener sprach. Die Zuneigung zu dem alten Guru verstärkte auf subtile Weise die von ihm entwickelte Philosophie. Greg war auf einmal richtig neugierig auf Edward Kitchener. An wieviel von der eigenen professionellen Dissidenten-Philosophie hatte er selbst geglaubt, an alles oder gar nichts?
    »Wie lange hatte Isabel schon an diesen Sitzungen mit Ihnen und Kitchener teilgenommen?«
    »Sitzungen! Sie haben keine Seele, Greg, Schatz, keine Poesie im Leib! Etwa vierzehn Tage, denke ich. Seit wir aus den Neujahrsferien zurückgekommen waren.«
    »Wußte Nicholas Beswick, daß Isabel ein Verhältnis mit Kitchener hatte?«
    Rosette schürzte die Lippen, diesmal zerknirscht. Ihre Gedankenströme waren gedämpft. »Oh, der liebe kleine Nicky. Nein, bis zur fraglichen Nacht wußte er nichts von uns. Hat uns doch tatsächlich dabei erwischt, wie wir uns durch den Flur zu Edward schlichen. Was für eine Schande! Er ist sehr in Isabel verknallt, wußten Sie das schon? Das ist nun wirkliche Liebe, ein neuer Auftritt von Romeo und Julia. Ihn zu necken hat soviel Spaß gemacht; es ist so furchtbar einfach. Nicky fehlt diese kosmopolitische Ader, die man braucht, um als Erwachsener zu überleben; im Herzen ist er nur ein Junge vom Land. Im Vergleich zu ihm wirke ich furchtbar übersättigt und alt. Edward war natürlich begeistert von ihm.«
    »Wieso ›natürlich‹?«
    »Weil Menschen wie Nicky der Grund waren, warum er Launde überhaupt gründete. Nicky ist sehr intelligent, viel gescheiter als ich. Und falls Sie vier in diesem Raum Ihre IQs addieren würden, wäre das Ergebnis immer noch weniger als die Hälfte meines Wertes. Das ermöglicht Ihnen wohl eine Vorstellung von Nickys Intelligenz. Aber er hat Mängel, ist gefühlsmäßig zurückgeblieben, wenn Sie so wollen. Edward hat das als anhaltende Pubertät bezeichnet. Wie auch immer, es fällt Nicky furchtbar schwer, Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen. Und dazu ist Launde da, um uns von der Pubertät zu heilen, unsere Denkschemata in die Form vernünftiger Reife zu bringen. Edward spielt sehr wirkungsvoll den tyrannischen Herrscher, und die Studenten schließen sich zum gegenseitigen Schutz zusammen. Es bleibt einem gar

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