Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
nichts anderes übrig; das Überleben hängt davon ab. Und trotz seiner Primitivität funktioniert dieses Verfahren. Sogar bei Nicky, obwohl er ein ziemlich schwerer Fall war; er hat trotzdem Fortschritte gemacht. Als er eintraf, wäre er eher verhungert, als jemanden um Messer und Gabel zu bitten. Und dann hat er mir an dem Abend, bevor Edward getötet wurde, tatsächlich widersprochen. Mir! Edward hat den ganzen Abend nicht mehr aufgehört, davon zu reden; er war einfach überglücklich. Dann bin ich hingegangen und habe Scheiße gebaut, indem ich mich erwischen ließ, als ich Isabel zum Spielen abholte. Unartig von mir.«
    »Also ist Nicholas Beswick an diesem Abend gefühlsmäßig Achterbahn gefahren?«
    Rosettes Augen wurden schmal. »O nein, das werden Sie nicht tun, Greg, Schatz. Sie werden Nicky nicht diese perverse Greueltat anhängen! Er würde so was nie tun. Abgesehen davon war ich da, als er ins Zimmer kam und sah, was mit Edward passiert ist. Er reagierte hysterisch, mehr als ich. Gehen Sie weg und belästigen Sie jemand anderen, Greg. Nicht Nicky.«
    »Und wie sah es mit Ihnen aus? Waren Sie überhaupt nicht eifersüchtig, als Kitchener ein Verhältnis mit Isabel hatte?«
    »Nein, so was!« gurrte sie. »Und ich hielt mich selbst für ein erstrangiges Miststück. Nein, Greg, Schatz. Ich war nicht eifersüchtig. Aber ich bin enttäuscht. Von Ihnen, Schatz. Ich dachte, Sie würden erkennen, warum nicht. Das hätten Sie eigentlich sollen. Falls Sie überhaupt zu was nütze sind, heißt das. Oder gleicht Mindstar dem Hosenlatz eines Rockstars und ist mit heißer Luft vollgepumpt?«
    Es war ihr Ton, auf den er ansprang. Greg konzentrierte sich auf die schimmernden Gedankenströme vor ihm, die vor Hochmut und aufgeblasener Selbstgefälligkeit schier gerannen. Etwas half ihr dabei, sich vom Schmerz über Kitcheners Tod zu erholen; die Schocknarben der Psyche heilten zu schnell. Als er tiefer in sie hineinblickte, stellte er fest, daß sie sich einem zerbrechlichen Triumph hingab. Die Intuition schaltete sich ein. Er justierte die außersinnliche Wahrnehmung neu, suchte damit ihren Körper ab, spürte die körnige Textur warmer Zellen, das rasche Strömen des Blutes durch Adern, die wie Samtröhren wirkten; begrenzte chemische Reaktionen flammten überall auf und erstarben wieder; die Nerven funkelten wie Blitzableiter. Er ließ ihr Gehirn zurück, glitt durch Kehle, Hals, Brüste weiter nach unten.
    »O Scheiße«, sagte er. »Sie sind schwanger!« Der Embryo hing mitten in schwarzen und scharlachroten Schatten, eine zarte weiße Prozellanskulptur, schön, winzig und auf tragische Weise zerbrechlich.
    »Was?« Langley fuhr kerzengerade hoch.
    »Das Gespräch ist beendet!« rief Slater.
    Rosette schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, als der Detective und der Anwalt sich gegenseitig anbrüllten. »Noch nicht!« schrie sie. »Wir sind noch nicht fertig!«
    Slater beugte sich zu ihr hinüber und packte sie eindringlich am Ärmel der schwarzen Jacke. »Miss Harding-Clarke, ich muß darauf bestehen, daß Sie nicht weitermachen.«
    »Nein.« Sie winkte ab. »Sie fürchten ja nur, daß das Kind ein Motiv sein könnte. Daß ich im Interesse des Babys Edwards Testament anfechten könnte. Das stimmt doch, nicht wahr?«
    Slater blickte mit zusammengepreßten Lippen von einem Detective zum anderen. »Die Staatsanwaltschaft wird das wahrscheinlich als Argument anführen, ja.«
    »Meine Familie hat mehr Geld als Edward. Geld ist für mich irrelevant.«
    »Bitte!« flehte er sie an.
    »Läuft die Aufnahme noch?« fragte sie.
    »Ja«, antwortete Nevin.
    Greg saß völlig reglos da. Er konnte sich denken, was als nächstes kam. Wie sie gesagt hatte, lag ihr IQ weit über dem Durchschnitt.
    »Ausgezeichnet! Ich sitze jetzt schon die ganze Zeit geduldig in diesem verwahrlosten und schmutzigen kleinen Zimmer und öffne einem der erfahrensten und am besten ausgebildeten Übersinnlichen im Lande meine Seele. Ich habe nichts für mich behalten und jede Frage beantwortet, die mir gestellt wurde. Greg, Schatz, würden Sie jetzt bitte jedem hier erzählen, ob ich die Wahrheit gesagt habe?«
    »Das haben Sie«, stellte er fest, ganz gebannt von einem Gefühl des Unvermeidlichen.
    »Habe ich Edward getötet?«
    »Nein.«
    »Danke!« Sie stand auf. Ein grinsender Slater folgte ihrem Beispiel.
    »Rosette?« fragte Greg.
    Sie drehte sich mit frustrierter Miene um. »Was jetzt?«
    Er deutete gelassen auf die Kamera. »Fürs Protokoll:

Weitere Kostenlose Bücher