Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
Würden Sie uns bitte sagen, mit welchen anderen Studenten auf Launde Sie noch geschlafen haben?«
Sie ballte die Fäuste und öffnete sie wieder, und die langen roten Nägel hinterließen weiße Abdrücke auf den Handflächen. »Cecil«, sagte sie steif. »Sonst mit niemandem.«
»Danke, Rosette. Keine weiteren Fragen.«
»Sie waren Rosettes Liebhaber«, sagte Greg.
Cecil Cameron nickte widerstrebend. »Ja. Als sie gerade nach Launde gekommen war, letzten Oktober. Das war vielleicht ein Zusammenprall; am Tag nach ihrer Ankunft haben wir miteinander gebumst.«
»Wie lange ist das so gegangen?«
»Etwa einen Monat.«
»Wieso hörte es dann auf?«
Er zuckte mitteilsam die Achseln.
»Sie sind Rosette ja begegnet. Wie lange würden Sie es mit ihr aushalten?«
Greg hörte, wie Vernon hinter ihm in sich hineinlachte. Lisa Collier, die Cecil vertrat, tippte ihm auf den Arm und bedachte ihn mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln. »Keine Meinungsäußerungen«, murmelte sie.
»Ich konnte von vornherein nichts mit ihr anfangen«, sagte Greg. »Sie offenkundig schon.«
»Eine Zeitlang. Ich meine, verstehen Sie mich nicht falsch, Rosette und ich sind immer noch gute Kumpel. Aber man kann es ihr nur schwer recht machen. Sie braucht vielfältige Erfahrungen; alles muß für sie neu sein. Eine Toleranzschwelle hat sie praktisch gar nicht. Wir sind einfach ausgebrannt. Ich wußte von Anfang an, daß es passieren würde. Es war allerdings schön, solange es dauerte. Ich meine, seien wir doch ehrlich, sie kann jeden haben.«
»Hat sie sich Kitchener ausgesucht?«
»Nein. Das war gegenseitige Anziehung.«
»Was haben Sie am Donnerstag nach dem Abendessen gemacht?«
»An einem von Kitcheners Projekten gearbeitet und theoretische Störungen von Elektronenbahnen studiert.«
»Hatten Sie dazu eine Verbindung zum Bendix-Lightware-Rechner der Abtei?«
»Ja. Wieso, dachten Sie, ich könnte so was im Kopf lösen?«
»Wann haben Sie Ihre Arbeit am Bendix beendet?«
»So um elf Uhr.«
»Könnten Sie sich bitte etwas präziser ausdrücken?«
»Um fünf oder zehn nach elf, so ungefähr.«
»Hat der Rechner normal funktioniert, solange Sie mit ihm arbeiteten?«
»Ja.«
»Hatten Sie am fraglichen Abend mit Hilfe der English-Telecom-Datenverbindung Zugang zu irgendwelchen Ware- Kernen außerhalb der Abtei?«
»Nein.«
»Haben Sie das Datennetz an dem Abend noch für andere Zwecke benutzt?«
»Nein.«
»Was haben Sie getan, sobald Sie mit der Arbeit fertig waren?«
»Rosette ist hereingekommen; deshalb habe ich aufgehört. Wir haben was getrunken und uns unterhalten. Die anderen vier waren in Uris Zimmer. Rosette kommt nicht besonders gut mit Liz zurecht, und Nick ist selbst zu den besten Zeiten nicht der aufregendste Gesprächspartner.«
»Mögen Sie ihn?«
»Wen, Nick? Yeah, ich störe mich nicht an ihm. Er ist ein bißchen scheu, aber ein verfluchtes Genie, wenn es um Physik geht. Das wußten wir alle.«
»Wie lange war Rosette bei Ihnen?«
»Bis nach Mitternacht – vielleicht eine Viertel- oder halbe Stunde danach. Dann ist sie zu Kitchener gegangen.« Er machte ein entrüstetes Gesicht. »Was für eine Verschwendung! So ein alter Mann. Aber es war nun mal ihre Entscheidung.«
»Was ist mit den übrigen drei Studenten? Wie sind Sie mit denen ausgekommen?«
»Gut. Uri und Liz hatten seit einem Jahr ein Verhältnis. Uri ist schwer in Ordnung, ein guter Kumpel. Liz ebenfalls, was das angeht.«
»Und was ist mit Isabel?« Greg betrachtete die widerstreitenden Gefühlswogen, die Cecils Gedankenschemata störten, die mit einem fast väterlichen Beschützerinstinkt gekoppelten Schuldgefühle. Cecil wurde von Unentschlossenheit zerrissen.
»Nettes Mädchen. Ein bißchen desorientiert durch das Leben in der Abtei, aber sie kam zurecht.«
»Haben Sie mit ihr geschlafen?«
»Heh! Ich sagte, wir waren Freunde!«
»Ihre Beziehung geht allerdings über eine normale Freundschaft hinaus.«
Cecil wandte sich hilfesuchend an Lisa Collier.
»Es ist eine zulässige Frage«, sagte sie mürrisch.
»Können Sie das meinen Gedanken entnehmen?« fragte Cecil besorgt.
»Yeah.«
»Okay. Na ja, ich meinte schon, was ich sagte. Wir haben nicht miteinander gevögelt. Ich wünschte, wir hätten es getan; sie hat einen tollen Körper. Ich habe sie oft genug gefragt, aber sie war nicht scharf darauf. Sie sagte, es würde eh nicht anhalten, nicht, wo ich ja am Ende des Jahres fortgehe, also wäre es sinnlos, und sie würde
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