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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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das versichere ich Ihnen« – war für Julia faszinierend genug, um ihm den Gefallen zu tun.
    Sean blieb an ihrer Seite sitzen, während Caroline mithalf, die anderen aus dem Raum zu treiben. Schließlich waren nur noch sie drei am Tisch übrig, plus Rachel, die still auf einem Stuhl am Fenster saß.
    Diessenburg Mercantile, die von Karl repräsentierte Züricher Bank, gehörte zu den größten Konsortiumsmitgliedern und stand für sechs Prozent der Gesamtinvestitionen. Karl war in den späten Vierzigern und legte ebenso schnell Gewicht zu wie Onkel Horace; eine Falte aus rosa Fleisch hing ihm über den Kragen (Julia zählte vier Kinne), und das blonde Haar ging bereits ins Silberne hinüber. Der Anzug stammte aus Paris; schmale Aufschläge halfen dabei, den Eindruck des gewölbten Brustkastens zu mildern. Aus Gründen des Effekts trug Karl eine Stahlrandbrille, die ihm eine Aura der Zuverlässigkeit verlieh.
    Julia hatte Achtung vor ihm, aus dem einen Grund, daß er keine Maske trug wie Argon Hulmes.
    »Ich weiß, daß es nicht neu ist, Julia«, sagte er, »aber Sie sind ein absolut bemerkenswertes junges Mädchen.« Kaum ein deutscher Akzent klang bei ihm durch. Vielleicht einer der Gründe dafür, daß man ihn als Vertreter ausgewählt hatte.
    »Danke, Karl. Sie haben aber doch nicht vor, mich anzumachen wie Argon, oder?«
    Er lachte leise, klappte sein Cybofax zu und steckte es sich in die innere Jackentasche. »Gewiß nicht. Aber aus Banken und Finanzhäusern einen festverzinslichen Investitionskredit in Höhe von zwölf Milliarden Pfund herauszuquetschen, das war eine Leistung, die über die Kräfte mancher Kombinate ginge.«
    »Prior’s Fen ist ein rentables Projekt. Ohne Risiko.«
    »Die Cyberfabriken vielleicht. Aber uns zu bewegen, daß wir eine Eisenbahnverbindung bezahlen, ehe wir in sie investieren können, das war grausam, Julia.«
    »Sie erhalten Ihre Zinserträge, ich kriege meine Cyberfabriken. Zeigen Sie mir, wer hier das Opfer ist, Karl.«
    »Niemand, natürlich. Deshalb triumphieren Sie ja auch immer wieder.«
    »Sie denken also, daß der Kontrollausschuß den Kredit genehmigen wird?«
    »Ja«, antwortete er schlicht.
    »Ich dachte, es sollte jetzt nicht ums Geschäft gehen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Aber alles ist in der Politik verwurzelt.«
    Sie konnte sich nicht erinnern, Karl jemals in einer solch zwiespältigen Stimmung erlebt zu haben. Es schien, als wollte er über ein wichtiges Thema sprechen, wüßte aber nicht recht, wie er es anschneiden sollte. Wie ein Elternteil, der einen albernen Teenager aufklären wollte. »Möchten Sie über Politik reden? Ich war noch nicht alt genug, um an den Wahlen teilzunehmen, selbst wenn ich im Land gewesen wäre. Ich bin aber nächstes Mal wahlberechtigt.«
    »Auf jeden Fall bewegen Sie sich auf politischem Parkett meisterhaft, Julia. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als sie den Atommüll-Entsorgungsvertrag erhielten. Voller Bewunderung, aber nicht überrascht.«
    »Danke; es erforderte schon einige Maßnahmen, aber ich halte mich gern für flexibel, soweit es die Zusammenarbeit mit dem englischen Industrieministerium angeht.«
    »Ja. Allerdings stellt man in einigen Kreisen Fragen bezüglich der innigen Beziehungen zwischen Event Horizon und dem Ministerium. Man könnte sie fast als Partnerschaft bezeichnen.«
    »Ich habe nie einem Abgeordneten Geld angeboten«, sagte sie, »und werde es auch nie tun.«
    »Nein. Trotzdem könnten die Oppositionsparteien aus dieser Beziehung, so eingebildet sie auch sein mag, Kapital schlagen. Die Große Lüge, Julia; sage etwas laut genug und wiederhole es oft genug, und die Leute glauben allmählich daran. Letztlich wird Event Horizon darunter leiden; man wird Sie künstlichen Beschränkungen unterwerfen. Man wird Angebote nur deshalb ablehnen, weil sie von Ihnen stammen; Politiker werden damit öffentlich zeigen, daß sie keine Günstlingswirtschaft betreiben. Und das dürfen wir nicht zulassen.« Er lächelte schief. »Es ist schlecht für die Profite, wenn schon nichts anderes. Schlecht für uns.«
    Julia fragte sich langsam, wen er mit »uns« meinte. »Ich muß halt lauter schreien. Und ich kann wirklich sehr laut schreien.«
    »Ein offizielles Dementi kommt praktisch einem Oscar für ein Gerücht gleich.«
    »Sollen wir den ganzen Nachmittag hier sitzen und uns gegenseitig Bonmots vortragen, Karl?«
    »Ich hoffe doch, nein.«
    »Nun, was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Ein bißchen

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