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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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vorsichtig angefaßt; alles andere hätte wie Schikane gewirkt. Es war, als hätte man einem Zehnjährigen Antworten zu entlocken versucht.«
    »Aber du warst hart genug, um sicherzustellen, daß er nicht der Täter war.«
    »O yeah, für Mehrdeutigkeit blieb kein Platz mehr … Abgesehen davon, daß die Sensordaten fragwürdig schienen.«
    »Inwiefern?«
    »Er sagte, er hätte am Donnerstagabend um Viertel nach sieben geduscht. Und die Polizei hat am nächsten Morgen um neun Uhr eine Körperabtastung durchgeführt. Er war immer noch völlig sauber. Er hätte in diesem Zeitraum aber schmutziger werden müssen.«
    »Wie zuverlässig ist eine solche Abtastung?«
    »Es ist nicht die Abtastung; die ist perfekt; falls der Körper irgendwelche Verunreinigungen aufweist, entdeckt der Sensor sie auch. Vernon hat mir danach erklärt, die Polizei würde den Schmutzbericht niemals einem Gericht vorlegen, weil niemand sagen könnte, wieviel Schmutz man im entsprechenden Zeitraum ansammeln würde, jedenfalls nicht ausreichend genau. Dabei spielen einfach zu viele Variablen mit: Wo man sich aufgehalten hat, wie aktiv man war, wie schmutzig die Bettwäsche war, sogar ob die Kleider sich durch Reibung elektrisch aufgeladen haben. All das trägt zur Verschmutzung bei. Aber wenn man über den Daumen peilt, hätte sie bei Nicholas stärker ausfallen müssen.«
    »Hat er gelogen, was den Zeitpunkt des Duschens anging?«
    »Nein.«
    »Also hat er keine Blutflecken abgewaschen?«
    »Nein. Dabei gehörte er zu den Studenten, die Kitchener angefaßt haben, wie Cecil Cameron bestätigt; man kann es in seiner Aussage nachlesen. Das steht also nicht in Frage.«
    »Hmm.« Sie legte ihm die Handfläche auf die Brust und streichelte ihn, wobei sie die Hand in immer größeren Kreisen bewegte. »Was meint deine Intuition dazu?«
    Er beugte sich zu ihr hinüber und küßte sie auf die Nasenspitze. »Nichts. Kein bißchen. Du hattest recht. Wir brauchen mehr Informationen.«
    »Morgen früh.«
    Er fuhr ihr mit den Händen um die Hüften und drückte ihr die strammen Hinterbacken. »Kein Vertun.«

 
Kapitel elf
     
     
    Der nächste Morgen begann mit einer Lücke in den Regenwolken. Nur ein paar unbewegliche Streifen Zirruswolken kauerten über dem östlichen Horizont und wurden von der aufgehenden Sonne in blassem Safrangelb eingefärbt. Den Wetterberichten zufolge war zur Teestunde mit der nächsten Sturmfront zu rechnen.
    Die A47 nach Peterborough hinein war noch stärker verstopft als üblich. Roller bildeten die Mehrheit; die Morgenschichten der Stadt waren auf dem Weg zur Arbeit, teilweise vier Roller nebeneinander in den Lücken zwischen Schwerlastern, Transportern und Konzernbussen. Die Leute hier waren den Verkehr gewöhnt, dachte Eleanor. Als sie den Straßenabschnitt entlang der Ferry-Meadows-Mündung erreichte, war sie soweit, daß sie die drei Rollerfahrer anschrie, die konstant zwei Meter vor ihrer Motorhaube einherfuhren. Die glitzernden roten und blauen Metallic-Helme mit den schwarzen Visieren zeigten keine Reaktion auf die Schmährede, während die Fahrer weiter mühelos die Temposchwankungen des methangetriebenen Transporters vor ihnen vorwegnahmen und jeweils elegant abbremsten. Im Vergleich zu ihnen schien Eleanor wie ein Känguruh dahinzuhopsen. Ein konstanter Strom von Fahrradfahrern überholte sie am Straßenrand. Zum Verrücktwerden!
    Vor dreizehn Jahren war der hochgelegene Landstrich nördlich der Mündung noch durch eine Mischung aus offener Landschaft und hübschen Waldungen geprägt gewesen. Vor zwölf Jahren hatte ihn ein Slumgebiet aus Barackensiedlungen von einer Art überschwemmt, die Europäer bislang nur in Fernsehsendungen aus der Dritten Welt gesehen hatten. Heute handelte es sich bei dem Gebiet um eine massive Klippe aus getünchten Wohnblocks; von langen Balkonen baumelten bunte Vegetationswedel aus Tontöpfen, und Wäsche hing auf zwischen Stützbögen gespannten Leinen. Die Solarzellendächer funkelten in der Morgensonne.
    Unterhalb der Betonböschung lief das Wasser mit der Ebbe hinaus und hinterließ lange Streifen milchig schokoladenfarbenen Schlamms über der trägen Strömung. Eine Kette künstlicher Steininseln zog sich über die zwei Kilometer breite Mündung, ein Wirbelturbinenwehr, das riesige, langsam kreisende Strudel in allen Lücken zwischen den Inseln erzeugte.
    Als Eleanor zum erstenmal nach Peterborough gekommen war – ihr erster Besuch überhaupt in einer Stadt –, hatte sie Greg auf

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