Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
Schwierigkeiten damit, schämte sich nicht. Vielleicht war die Wildheit eine Gabe der Jugend, gehörte vielleicht aber auch einfach zu ihrer Wesensart. Somit stand es Greg frei, sich in einem Fest der Sinnlichkeit ganz fallenzulassen. Lange kräftige Beine umfingen ihn, große Brüste drückten seine Hände nieder. Er saugte an einem aufgerichteten Nippel, streichelte ihr den Bauch. Eine ansatzweise neurohormonelle Sekretion zeigte ihm die Reaktionen ihres Körpers und führte ihn zu höchstem Entzücken. Die stoffliche Welt verblaßte zu einer Traum-Silhouette und legte Eleanors Nervenbahnen frei, in neonblauem Licht funkelnd, ihre nackte Erregung. Er glitt in sie hinein und zog den Vorgang in die Länge, begleitet von ihrem leidenschaftlichen Stöhnen, wurde dann eins mit ihr im Zentrum dieser flammenden tierischen Euphorie.
Danach tobte sich jedoch die Intuition oder womöglich die blanke Verwirrung in seinem Kopf aus, und er konnte den Fall einfach nicht vergessen. Er legte sich auf das zerknautschte Laken zurück, die Hände unter dem Kopf, und starrte hinauf in den zuckenden Widerschein des Feuers an der Decke. Schnappschüsse von Launde, den Studenten, Kitchener, von Polizeiberichten, all diese Dinge jagten nacheinander in endloser Prozession durch sein Bewußtsein, durchdringend und beharrlich.
»Soviel zu meinem Können«, schimpfte Eleanor leise.
»Ich dachte, du würdest schlafen.«
»Nein.«
»Tut mir leid.«
»Die Sache macht dir wirklich zu schaffen, was?« Sie klang eher besorgt als verärgert. »Du hast dich noch nie so in einem Fall vergraben, zumindest nicht, seit ich dich kenne.«
Er drehte sich auf die Seite, und sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Warmer Atem strich ihm über die Wangen. »Ich sage dir, was ich nicht begreife, was wirklich über meine Begriffe geht: Wieso die Mühe?«
»Was meinst du?«
»Welchen Sinn hatte es, einen alten Mann auf so groteske Art umzubringen? Selbst wenn es einer der Studenten getan hätte, dann nicht in dem Stil. Du hast die Aussagen gelesen, was passiert ist, als sie ihn fanden. Sie hatten Anfälle. Und ich mache ihnen keinen Vorwurf daraus; das Hologramm war schlimm genug. Ich bin mir verdammt sicher, daß ich so was nicht hätte tun können, nicht auf die Weise. Ein Maserstrahl durchs Gehirn, schnell und sauber, ja. Aber wer könnte jemand anderem so etwas antun? Wie Cecil Cameron sagte, das war ein echt krankes Arschloch.«
»Krank genug, um es mit deiner außersinnlichen Wahrnehmung zu erkennen?«
»Das denke ich eigentlich. Das ist einer der Gründe, warum ich morgen Liam Bursken besuchen möchte, damit ich weiß, nach welchen geistigen Eigenschaften ich Ausschau halten muß.«
»Argh.« Sie erschauerte leicht. »Du kannst ihn ja gern besuchen. Sogar im Kibbuz haben wir von ihm gehört.«
»Yeah, er war ganz schön berüchtigt. Aber er war wahnsinnig. Er hatte keinen Grund zu morden. Jemand hatte allerdings einen Grund, Kitchener umzubringen. Und es wurde gründlich vorbereitet. Nur verstehe ich einfach nicht, wieso der Teksöldner diese Methode angewandt hat. Es kann kein Versuch gewesen sein, uns auf eine falsche Fährte zu locken, denn selbst die Polizei war überzeugt, daß es keiner der Studenten war. Und das schon, ehe meine Befragungen deren Alibis bestätigten. Wieso also die Mühe? Wieso nicht in einer klaren Nacht einen Scharfschützen nach Launde Park schicken? Es ergibt einfach keinen Sinn!«
Ihr Zeigefinger zog eine Linie von seinem Augenwinkel zum Mund. Er lutschte sachte an der Fingerspitze.
»Wie du schon gesagt hast, dieser Teksöldner ist gut«, meinte Eleanor. »Er hat den Mord aus einem bestimmten Grund so ausgeführt. Wir kennen nur noch nicht alle Fakten, deshalb kommt es uns so merkwürdig vor.«
»Yeah. Eine paradoxe Geschichte, kein Vertun.« Er runzelte die Stirn, versuchte, sich an einen Wortwechsel zu erinnern; es ging dabei um Wortassoziationen. »Heh, weißt du, was eine GTS ist?«
»Waren das nicht die Stoffe, die dazu beitrugen, die Ozonschicht kaputtzumachen?«
»Ich glaube nicht, daß er das gemeint hat.«
Eleanors Finger hatte sein Kinn erreicht; sie kitzelte seine Stoppeln. »Wer?«
»Nicholas Beswick.«
»Dieser weichliche Typ?«
»Er ist nicht weichlich, nur sehr unschuldig. Du würdest ihn wahrscheinlich mögen. Würde deinen Mutterinstinkt wachrufen.«
Sie ballte eine Faust und klopfte ihm damit aufs Brustbein. »Chauvinist!«
»Dann eben Elterninstinkt. Ich habe ihn
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