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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»Oder dir.«
    Eleanor stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die Stirn. »Du bist großartig.«
    »Himmel, Scheiße!«
    Wurde er tatsächlich rot?
    »Was ist das überhaupt für ein Scheißfall? Muß schon ’ne echt schlimme Kacke sein, wenn sie ihn überhaupt gefragt hat. Als ich letztesmal mit ihr geklönt hab’, war sie so scharf wie ich darauf, daß Greg damit aufhört.«
    »Edward Kitchener. Sie muß wissen, wer ihn umgebracht hat.«
    »Dieser Physiker? Wieso?«
    »Er hat in ihrem Auftrag an was gearbeitet.« Sie warf ratlos die Hände hoch. »Frag mich nicht, woran. Ich verstehe kein Wort davon.«
    »Yeah, na ja, ich sehe schon, warum du mal mit Sohn reden mußt. Eine Scheiße wie die ist genau seine Wellenlänge. Aber nimm jetzt nicht seine ganze Kapazität in Beschlag; wir brauchen ihn auch, mehr denn je.«
    Sie verzog den Mund. »Teddy …«
    »Keine Chance, Mädel.« Er deutete auf die beiden Bildschirme, die Walton zeigen. »Da unten wimmelt’s richtig von diesen verdammten Parteitypen. Jemand muß sie erledigen. Kann nicht erkennen, daß es die Polizei tun wird. Oder diese neue Scheißwunderregierung, die wir uns aufgehalst haben. Frag Julia, wenn du mir nicht glaubst. Drei ihrer Fabriken wurden diesen Monat mit Thermobomben hochgejagt, keine fünf Kilometer von hier.«
    Sie nickte müde. Trinities und Schwarzhemden; das alles war eine viel tödlichere Version des Spiels, das sich Apparatschiks und Inquisitoren lieferten, ein Spiel ohne Regeln, ohne zeitliche Begrenzung, ohne physische Grenzen. Sie wußte aus bitterer Erfahrung, daß es kein Fall war, mit dem die Polizei fertig wurde, den man auf dem normalen Rechtsweg klären konnte. Gregs letzter Auftrag von Event Horizon hatte ihr das gezeigt. In dieser Beziehung machte die Welt ihr angst; zuviel unterirdische Aktivität fand statt, zuviel blieb dem Blick der Öffentlichkeit verborgen. Dunkle Kanäle, über die unterschwellige Machtverschiebungen liefen. Ahnungslosigkeit konnte eine feine Sache sein, fast beneidenswert.
    Er tätschelte sie sachte. »Mach dir nicht soviel Sorgen, Mädel. Du hast nicht das richtige Gesicht dafür. Was anderes: Es ist viel zu lange her, du solltest häufiger mal reinschneien.«
    »Du weißt, wo unser Hof liegt, Teddy. Ich würde mich freuen, wenn du mal kommst und ihn dir ansiehst. Bleib ruhig für ein paar Tage. Du weißt, wie sehr sich Greg darüber freuen würde.«
    »War wie ’ne Schildkröte, die aus ihrem Panzer kommt, Mädel.« Er sah sich im Raum um, nahm sich Zeit, als hätte er ihn eine Zeitlang nicht gesehen und wollte jetzt nachprüfen, ob noch alles an seinem Platz war. »Außerdem bin ich nicht mehr lange hier.« Er dämpfte die Lautstärke zu einem traurigen Flüstern. »Nicht mehr lange. Ich spüre es kommen, Mädel, wie die Sommerhitze. Keiner hat mehr Respekt vor den Trinities. Gab ’ne Zeit, da konnte man jede Straße in dieser Stadt langgehen und wurde wie ein Superheld behandelt. Na ja, das ist vorbei. Aber wir wissen, was wir tun müssen, bevor unsere Zeit abläuft. Die Bibel in der Hand, die AK im Anschlag, ja, Sir! Wir nehmen nicht Reißaus. Wir bringen zu Ende, was wir angefangen haben. Wir machen ein Ende mit diesen verfluchten Parteitypen, ein für allemal!«
     
    »Ich guck’ so lange weg«, sagte Suzi, als sich die Fahrstuhltür auf dem obersten Stockwerk öffnete.
    »Das ist aber keine ultrageheime Sache!« protestierte Eleanor.
    »Nee, geht schon in Ordnung. Ich bin unten, wenn du wieder raus möchtest.« Sie drückte den Schalter für das Erdgeschoß und zwang damit Eleanor hinauszuspringen. Die Fahrstuhltür fuhr zu und schnitt damit Suzis Wink und wölfisches Grinsen ebenso ab wie jede Chance, einen Einwand zu erheben. Eleanor glaubte, den wirklichen Grund zu kennen. Julias österreichische Klinik war gut gewesen und hatte sämtliche körperlichen Verletzungen geheilt, die sie beide erlitten hatten. Die Erinnerung an die Verwundung war jedoch schwer zu unterdrücken, und Royan konnte sie nur allzu stark wachrufen.
    Der Flur war schmal und ohne Fenster. Ein langer Bioleuchtstreifen an der Decke, dessen Emissionen bis auf den grünen Rand des Spektrums degeneriert waren, erhellte den Weg. Sie blieb vor 206 stehen und klopfte an.
    Qoi öffnete die Tür, ein fünfzehnjähriges asiatisches Mädchen in blauem Seidengewand. Sie verneigte sich tief. »Schön, Sie zu sehen, Miss Eleanor.« Ihre Stimme war hoch und kratzig.
    Eleanor folgte ihr in den winzigen Flur und fühlte

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