Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Nachschubquelle. Minerale und Metalle im Ring, Eis auf Europa, Helium in der Atmosphäre.«
»Können Sie nicht wenigstens eine Untersuchung des Jupiters für uns durchführen?« fragte Victor.
»Ich sage es Ihnen immer wieder«, versetzte Rick gereizt. »Die SETI ist keine Abteilung mit Schwerpunkt Hardware. Alles, was wir haben, sind ein Büro und Zugriff auf die Superrechner des Instituts. Das ist schon die Summe dessen, was wir zu bieten haben.«
»Jetzt nicht mehr«, sagte Julia. »Ab sofort unterstelle ich alle Tiefraum-Sensoreneinrichtungen im Besitz von Event Horizon der SETI-Abteilung.« Ihr Blick ging in die Ferne. »Ihre Rolle besteht hauptsächlich in der Koordinierung, aber das ist auch genau das, was Sie gewöhnt sind. Sagen Sie den Abteilungen für optische und Radioastronomie, was Sie brauchen; ich sorge dafür, daß Sie die nötige Vollmacht haben, sobald Sie wieder im Institut eintreffen. Sie können das Personal für die optische Astronomie auch anweisen, alle kürzlichen optischen Aufnahmen vom Jupiter zu interpretieren. Wir haben da unser eigenes Galileo-Teleskop und das Aldrin der IAF. Victor, du kümmerst dich um den Erwerb der Aldrinbilder. Benutze dabei ein paar Tarninstanzen; im gegenwärtigen Stadium soll noch niemand erfahren, daß Event Horizon der Endabnehmer ist.«
»Das kommt alles sehr plötzlich«, sagte Rick langsam. Er blickte immer wieder zu Victor hinüber, suchte die Bestätigung, daß das alles wirklich passierte. »Komisch, das hat nichts mit den Kontaktszenarien zu tun, auf die wir uns vorbereitet hatten. Wir gingen immer davon aus, daß der Kontakt nichtmaterieller Natur wäre, fast eine archäologische Entdeckung, das Durchstöbern der elektronischen Überreste einer Kultur, von Signalen, die gesendet wurden, ehe die menschliche Spezies überhaupt lernte, wie man aus Feuerstein Funken schlägt. Und jetzt das – ein Sternenschiff trifft endlich ein und versteckt sich dann vor uns. Verrückt!«
»Ich bin sicher, daß Sie damit fertig werden«, sagte Julia, und es hatte einen Unterton aus Stahl.
Rick fuhr aus seinem Tagtraum hoch. »Ja natürlich, absolut kein Problem.«
»Gut. Sie suchen nach zwei Dingen: Erstens irgendeiner Spur von einem außerirdischen Sternenschiff, zweitens dieser Kileysonde von Royan. Ich möchte erfahren, ob sie immer noch den Jupiter umläuft oder auf dem Rückweg zur Erde ist. Verstanden?«
»Ja.« Rick nickte heftig.
»In Sachen Kiley besteht eine dritte Option«, gab Victor zu bedenken. »Die wahrscheinlichste sogar: Daß sie schon zurückgekehrt ist.«
»Wie sollten wir das herausfinden?« fragte Julia. »Royan hat jeden Hinweis in den Speicherkernen des Unternehmens gelöscht oder gesichert. Nicht mal ich finde irgendeine Spur davon«, ergänzte sie vielsagend.
»Wir machen es auf die altmodische Art, fragen Menschen anstatt Maschinen«, sagte Victor mit einem bedächtigen Lächeln. Ermittlungstechniken wie das Erstellen von Querverweisen und das Korrelieren von Daten hatten zu seiner ursprünglichen Ausbildung gehört. Waren seit über einem Jahrzehnt ungenutzt, seit Sicherheitsarbeit nur noch darin bestand, die richtigen Daten an sich zu bringen. Es war schön und befriedigend, zu einem Problem endlich wieder mal das eigene Gehirn zu befragen und zur Abwechslung mal selbst wieder in den Außendienst zu gehen. »Können wir mit unserem Rick hier gleich anfangen?«
»Mir?« fragte der erschrockene SETI-Direktor.
»Ja.«
»Aber ich habe alles gesagt, was ich von Kiley weiß, jedes einzelne Byte.«
»Nicht ganz. Zunächst: In welcher Bucht wurde Kiley montiert?«
»F37, denke ich.«
»Okay. Julia möchte, daß Sie Ihre Leute bitten, sich die Aufzeichnungen für diese Bucht zu beschaffen und mal festzustellen versuchen, wie Royan die Kerne vermurkst hat, damit sie sein Tun und Lassen verbergen.«
»Gute Idee«, sagte Julia.
»Inzwischen fliegen Rick und ich zum Institut zurück und reden mal mit dem Team, das Kiley zusammengebaut hat. Und wichtiger noch: Wir versuchen die Raumgleitercrew zu finden, die die Sonde gestartet hat.«
»Wozu?« fragte Rick.
»Weil ihre Vertrautheit mit dem System bedeutet, daß sie die logische Wahl auch für den Bergungsflug wäre.«
Kapitel sechzehn
Julia blickte den beiden Männern hinterher, bis die Tür zum Arbeitszimmer wieder zuging. Rick Parnell hatte mehr oder weniger ihren Erwartungen entsprochen, abgesehen von seiner physischen Statur; ein Intellektueller, gesellschaftlich ins
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