Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Luftschiff von dort an mit Hilfe unserer Erderkundungssatelliten verfolgt haben. Einer der Terminalkuben vor Julia leuchtete auf. Sie erkannte die iberische Halbinsel und das nordwestliche Afrika, die beide in diversen Rotschattierungen leuchteten. Das Meer war hellgrün.
Du siehst dort ein verstärktes Infrarotbild, erklärte NN-Kern eins. Die Kamera fuhr näher heran, konzentrierte sich auf die Meerenge von Gibraltar. Julia erkannte die Fallströmung, eine smaragdgrüne Zunge, die zu schimmern schien. Ein blauer Punkt kroch ins Bild.
Da sind sie. Sie haben die Meerenge bei Nacht überflogen, was bedeutsam ist. Nur dort waren sie seit dem Start von Monaco in Sichtweite des Landes.
Das Bild weitete sich erneut aus und verschob sich nach West und Süd. Die Colonel Maitland passierte die Kanarischen Inseln im Norden und steuerte dann auf den Ozean hinaus.
Die Colonel Maitland hält zur Zeit eine Position siebenhundert Kilometer genau westlich der Kapverdischen Inseln und fährt nicht weiter, berichtete NN-Kern eins. Das ist mitten im Nirgendwo. Seit zehn Stunden gleicht das Luftschiff nur noch die Windgeschwindigkeit aus.
Julia starrte den blauen Punkt an, der praktisch gleich weit von den beiden Landmassen Afrikas und Südamerikas entfernt war. Du meinst, nur jemand mit unseren Ressourcen kann die Colonel Maitland zur Zeit finden?
Ja, trotz ihrer Größe ist die verdammte Kiste nach den Maßstäben des Ozeans winzig. Sofern man keinen Zugriff auf Daten von Stratotransit oder uns hat, kann man sie auch nicht finden.
Was ist mit der üblichen Kommunikation? fragte Julia. Rufen wir Jason Whitehurst doch einfach an und lokalisieren ihn per Transponder.
Dafür ist Jason zu raffiniert; sich über Intelsat die Transponderkoordinaten zu beschaffen ist ein alter Netzjockeytrick. Auf seine Rufnummer erfolgt zur Zeit keine Transponderreaktion.
Du meinst, er ist überhaupt unerreichbar?
Ganz und gar nicht; ein Spionagesatellit der Sicherheit folgt einer Umlaufbahn, die dicht genug an der Colonel Maitland vorbeiführt, um sie abzutasten. Wir haben abgewartet, bis wir die jüngsten Resultate erhielten, ehe wir dir mitteilten, daß wir Jason gefunden haben. Wie sich herausgestellt hat, setzt die Colonel Maitland eine Art örtlich begrenzten Störsender ein.
Erhalten wir deswegen keine Reaktion von Charlotte Fielders Cybofax?
Gut möglich, wenn sie an Bord ist. Aber Jason Whitehurst ist jedenfalls nicht stumm geworden; mit Hilfe seines eigenen Komsats verteilt er Daten auf seine Frachtagenten, und die Bitrate nähert sich der Kapazitätsgrenze. Die Verbindung zum geostationären Satelliten erfolgt über einen eng gebündelten Strahl, aber der Spionagesatellit konnte einen Teil abfangen, als er den Zeppelin überflog. Jason Whitehurst empfängt riesige Datenmengen aus kombinatsbezogenen »Finanzberichten«, die seine Agenten bei Wirtschaftsinformationsdiensten eingekauft haben.
Julia blickte wieder in den Kubus und übertrug den blauen Punkt in die Vorstellung von einem Luftschiff, das müßig über dem Ozean schwebte. Was hatte Victor gesagt? Zufälle gab es nicht. Und Greg sagte oft genug das gleiche.
Opa, fällt dir die Parallele auf? Ich suche nach dieser Charlotte Fielder und habe auch Finanzunterlagen von Kombinaten durchsucht, der Angebote wegen, die mir Mutizen und Clifford Jepson vorgelegt haben. Jason Whitehurst hat Charlotte Fielder in der Hand, und was tut er gerade?
Gut gemacht, Juliet. Fällt dir noch was auf?
Was?
Die Theorie der atomaren Strukturierung ist mehr oder weniger zum gleichen Zeitpunkt aufgetaucht wie Royans Warnung vor den Außerirdischen. Eine Technologie, die so neuartig ist, daß man sie nicht mal als Durchbruch im üblichen Sinn beschreiben kann, weil niemand auch nur daran gearbeitet hat. Eine Technologie, deren Ursprung verdammt schwer aufzuspüren ist.
»Scheiße«, sagte sie laut. Er hatte recht. Genau das machte ihn so unverzichtbar, nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch die abweichende Perspektive.
Wir hätten das erkennen müssen, sagte sie zu den beiden eigenen NN-Kernen.
Ja, lautet die seltsam hohle Antwort. Eine Spur Ärger schwang darin mit.
Okay, sehen wir zu, daß wir den Fehler wettmachen. Eine von euch nimmt mit Peter Cavendish Verbindung auf und weist ihn an, etwas Druck auf Eduard Müller und Mutizen auszuüben. Er soll ihnen erklären, daß wir ein Konkurrenzangebot erhalten haben, was eine Partnerschaft bei der atomaren Strukturierung angeht, und daß Mutizen
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