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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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kunstvollen Terminals vor ihr abgebildet waren.
    Ricks Begrüßungsworte erstarben ungesprochen. Victor hatte damit gerechnet; es war eine Reaktion, die er schon tausendmal miterlebt hatte. Der Anblick der leibhaftigen Julia bewirkte so etwas bei den Leuten. Sie gehörte in die Fernsehnachrichten, in Klatschsendungen, und es gab sogar eine Universität, die die Art und Weise des Managements von Event Horizon ins Unterrichtsprogramm für Finanzgeschäfte übernommen hatte. Julia war nicht real.
    »Dr. Rick Parnell«, stellte Victor ihn unschuldig vor. »Dein SETI-Direktor.«
    Julia reichte ihm die Hand. »Setzen Sie sich doch, obwohl ich sagen muß, daß ich nicht ganz verstehe, wieso Victor Sie hergeholt hat.«
    Victor zog einen Stuhl für sich hervor und nahm neben Julia Platz. »Ich habe ihn hergeholt, weil Royan mit unseren Speicherkernen Achterbahn gefahren ist. Erzählen Sie ihr von den Mikroben, Rick.«
    Rick setzte sich auf den anderen Stuhl neben Julia, und seine Körpermasse beanspruchte ihn in bedrohlicher Weise. Victor hörte zu, wie er seine Erläuterungen von der Matoyaii-Sonde und ihren noch unbestätigten Entdeckungen in den Ringen des Jupiters startete. Ricks übliche polternde Art war jungenhaftem Eifer gewichen.
    Julia lehnte sich zurück, als er fertig war. »Jetzt, wo Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen haben, erinnere ich mich tatsächlich daran, von dieser Grippetheorie gehört zu haben«, sagte sie langsam. »Liegt Jahre zurück, wahrscheinlich noch auf der Schule. Aber warum gehen Sie davon aus, daß die Mikroben von den Sternen stammen? Ich hätte erwartet, daß der Jupiter selbst die näherliegende Wahl ist. Die Chemie und die Energie sind vorhanden, damit in seiner Atmosphäre mikrobenähnliche Lebensformen existieren können; sicherlich konnten einige Sporen zu den Ringen hinaussickern, vielleicht sogar über die Io-Flußleitung.«
    Victor beobachtete, wie Ricks Selbstsicherheit zusammenbrach. Natürlich fiel es ihm viel leichter, an einen interstellaren Ursprung zu glauben; das war wichtiger, dramatischer. Es vermittelte der ganzen SETI-Disziplin eine Aura des Gesicherten und Respektablen. Der gleiche Grund, warum die Leute lieber an fliegende Untertassen als an Sumpfgas glaubten. »Der Ursprung ist für unsere gegenwärtige Lage belanglos«, warf Victor ein. »Entscheidend ist: Kaum hatte Royan davon gehört, daß die Mikroben existieren oder existieren könnten, da ließ er eine Sonde bauen, um sie zu untersuchen.«
    Julia musterte ihn ausdruckslos, als wäre ihm der völlig falsche Klang entfahren. »Wann?«
    »Er ist vor etwa sechzehn Monaten an mich herangetreten«, sagte Rick. »Ich vermute, er tat es, weil ich eine solche Sonde vorschlug, um die Entdeckungen der Matoyaii zu verifizieren, kaum daß Sie mich ernannt hatten. Die Idee wurde abgelehnt.«
    Julias Ausdruck wurde kühl; sie sagte nichts. Rick schluckte und fuhr fort: »Nachdem Royan mich aufgesucht hatte, beriet mein Büro das Entwicklungsteam bezüglich der Sensoren, die man brauchte, um die Mikroben zu entdecken.«
    »Davon liegt keine Aufzeichnung vor«, stellte Julia fest. Ihre Augen waren geschlossen. Victor wußte, daß sie ihre Netzknoten einsetzte, wahrscheinlich auch mit den NN-Kernen redete und Aufspürprogramme durch die Speicherkerne von Event Horizon jagte. Er hatte das auf dem Rückflug vom Raumfahrtinstitut selbst getan und dabei eine völlige Niete gezogen. Falls jedoch überhaupt Bytes zu der Sonde in den Speicherkernen des Unternehmens versteckt waren, würde Julia sie finden. Es zeugte, wie Victor fand, von beträchtlicher Ironie, daß der Boß von Event Horizon einer der besten Netzjockeys auf dem Planeten war.
    »Ich habe zugesehen, wie sie gebaut wurde«, sagte Rick, und es klang leicht abwehrend. »Sie wurde in Gebäude eins montiert; man konnte es durch mein Bürofenster sehen.«
    »Eine Jupitersonde?« fragte Julia. »Vor aller Augen gebaut, und niemand hat etwas gesagt?«
    »Der beste Platz, um etwas zu verbergen«, meinte Victor. »Ein weiteres Raumfahrtprojekt in einem Institut, das jede Woche fünftausend Tonnen Hardware auf eine Umlaufbahn befördert. Wem würde es auffallen, wer würde sich überhaupt darüber Gedanken machen?«
    »Mr. Tyo hat vollkommen recht«, sagte Rick. »Unbemannte Planetenerkundung interessiert das Personal des Instituts nicht besonders. Nicht seit den Mars- und Merkurlandungen. An Kiley war nichts bemerkenswert; die Sonde bestand aus standardisierten

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