Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Leol Reiger tötet.«
Leol Reiger: »Du bist tot, Evans. Das bleibt jetzt als einziger Ausweg. Du und ich, einander gegenüber. Ihr anderen, ab in die Kabinen! Und falls irgend jemand überlegen sollte, auf ihr Angebot einzugehen, sollte er besser darauf achten, mich mit dem ersten Schuß zu erledigen. Ansonsten ist er tot.«
Teksöldner fünf: »Heh, komm schon, bleib auf dem Teppich, Leol. Keiner wird auf dich losballern.«
Die Ware im überflüssig gewordenen MHD-Raum war ein verwirrendes Durcheinander und schwer zu entwirren – ein paar handelsübliche Terminals mit spezialgefertigten Verstärkungsmodulen, ein Musikdeck, ein VR-Spielesystem – und alles mit einem Netz aus faseroptischen Kabeln zusammengestöpselt, wie es keineswegs Standard war. Julia bemerkte, daß alte Programme im Netzjockeystil einige Ware- Kerne schützten. Es erforderte Zeit, sich hindurchzuschmelzen und die eigenen Befehlsstrukturen zu initialisieren.
Die erste zusammenhängende Eingabe erhielt Julia von den Kameras. Charlotte Fielder, die ein weißes Baumwolltop und Shorts trug, wurde von Nia Korovilla in einem Polizeigriff gehalten. Julia beobachtete, wie Nia Korovilla ihr zwei Finger brach. Charlotte öffnete den Mund zu einem Schmerzensschrei. Er blieb ungehört; Julia fand die Mikrophonschaltkreise nicht. Fabian Whitehurst ging auf die beiden Frauen los.
Julia stellte die gesamte noch verfügbare Kapazität des Lightware-Superrechners dafür ab, die Ware von Fabians Bude zu interpretieren. Sie zoomte eine Kamera auf Nia Korovillas Gesicht: Die Pupillen waren geweitet, der Griff, in dem sie Fielder hielt, bereitete ihr keine Mühe. Die Frau nahm irgendein Narkotikum. Nach einer Korrelation der Speicherdaten fiel die höchste Wahrscheinlichkeit auf Cleardust. Damit war Korovilla ganz und gar fähig, Fabian Whitehurst und Charlotte Fielder mit den bloßen Händen umzubringen. Charlotte Fielder stieß Fabian Whitehurst weg. Er stolperte rückwärts und kämpfte schwankend ums Gleichgewicht.
Die Schaltkreise der Bude waren jetzt definiert, und die Betriebscodes aus den Ware- Kernen standen zur Verfügung. Julia schaltete die Mikros, die Flachbildschirme und die Lautsprecher des Musikdecks ein.
»O Gott, nein!« schrie Charlotte Fielder.
Fabian bereitete einen erneuten Angriff vor. Blut lief ihm übers Kinn.
Julia drehte die Lautstärke des Musikdecks voll auf. »Jetzt reicht es aber, Fabian; bleib, wo du bist!«
Die drei Gestalten erstarrten vor Überraschung.
Julia aktivierte ein Bilderzeugungsprogramm und legte es auf die Flachbildschirme.
»Julia Evans«, keuchte Charlotte Fielder.
»Hallo Charlotte. Ich finde, es wird aber auch Zeit, daß wir miteinander reden.«
»Keine Chance«, sagte Nia Korovilla.
»Sie sind nicht in einer starken Position, Nia«, sagte Julia. »Ein Teksöldnerkommando treibt sich in der Gondel herum, zwei meiner Agenten haben den Angriff der Messerschmitt überlebt, und ein Sondereinsatzkommando der Event-Horizon-Sicherheit ist unterwegs. Für wen Sie auch arbeiten, er wird sich durch alle diese Gruppe hindurchkämpfen müssen, um Sie zu erreichen.«
»Was ist hier los?« flehte Charlotte Fielder. Ihr schönes Gesicht war schmerzverzerrt. »Was ist das für ein Angriff?«
»Die Colonel Maitland ist zur Zeit einem Angriff durch Teksöldner ausgesetzt«, erklärte ihr Julia. »Sie, Charlotte, sind das Ziel. Sie verfügen über einzigartige Informationen, die etliche Leute gern hätten.«
»Ich doch nicht, nein, ich weiß nichts!«
Julia sah, daß das Mädchen kurz vor dem Zusammenbruch stand.
»Bitte, Mrs. Evans!« rief Fabian Whitehurst. »Sagen Sie Nia, daß sie Charlotte loslassen soll. Bitte!« Tränen liefen ihm über die Wangen, vermischten sich mit dem Blut auf dem Kinn und tropften auf die Jacke.
Nia Korovilla hob die freie Hand und umklammerte damit Charlotte Fielders Genick. »Das kommt nicht in Frage.«
Innenkamera, Rumpfkiel. Die vier Teksöldner unter dem Befehl Franks waren die Treppe aus der Gondel hinaufgestiegen. Sie trampelten im Gänsemarsch dahin, und ihre Helme strichen an den Gasbehältern entlang. Der Laufsteg war nicht für Panzeranzüge ausgelegt; die Ärmel stießen immer wieder ans Geländer und verbogen es. Das Gittergerüst knarrte unter ihrem Gewicht. Julia schickte den Wartungsrobotern eine Folge von Anweisungen und dirigierte sie damit den Rumpf entlang zum Heck. Sanft glitten sie auf ihren Schienen dahin.
Innenkamera, technische Sektion im Rumpf.
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