Mindstar 03 - Die Nano-Blume
er.
»Einer oder zwei«, antwortete Julia.
»Fabian, jetzt nicht«, sagte Charlotte.
»Entschuldigung.«
Der Laufsteg erinnerte Greg an die Trugbildschleife, in der er Chad zurückgelassen hatte. Die technische Sektion war hinter ihm außer Sicht, und immer mehr Wegstrecke tauchte vor ihm auf, ein scheinbar endloser Vorgang. Sie hatten inzwischen ein Trabtempo angeschlagen. Charlottes schwerer Atem drang laut in Gregs Ohren. Sein eigener klang auch nicht allzu gut.
Fünf Ripgunschüsse wurden in rascher Folge abgegeben. Sie waren kaum zu hören.
»Die letzten Roboter sind hinüber«, meldete Julia. Das Mikroplättchen des Cybofax steckte wieder in Gregs Jackentasche und hüpfte auf seiner Brust. »Die drei Teksöldner spulen sämtliche Optionen ab. Einer ist die Leiter am Quergerüst hinabgestiegen, ein weiterer klettert hinauf.«
»Und der dritte folgt uns«, schloß Suzi.
»Richtig«, sagte Julia.
»Schneller laufen?« fragte Greg.
»Er kann euch trotzdem einholen. Ihr habt nur hundertachtzig Meter Vorsprung.«
»Die nächste Quergerüstleiter?«
»Nein, darauf wärt ihr unbewegliche Ziele.«
»Dann halten wir an und kämpfen. Die Tokarew durchdringt vielleicht die Panzerung.«
»Nein«, sagte Julia. »Ich habe einen Fluchtweg skizziert. Lauft noch zwanzig Meter weiter. Haltet am nächsten ringförmigen Gasbehälter an.«
Greg fand ihn überhaupt nur durch die tiefe konkave Falte im Kunststoff, wo die beiden Gasbehälter aneinanderdrückten.
Er blieb stehen und atmete schwer. Charlotte blieb hinter ihm stehen und wirkte ganz erschöpft.
»Bist du in Ordnung?« fragte sie Fabian.
Der Junge schlenkerte einen Teil seiner strähnigen Haare aus dem Gesicht. »Ja.« Sie hielten sich immer noch an den Händen.
»Was jetzt?« fragte Greg. Er lauschte angestrengt nach Geräuschen, die der Teksöldner machte, und fragte sich, ob er doch wieder eine Drüsensekretion einleiten sollte.
»Fangt an zu hyperventilieren«, sagte Julia.
»Was soll der Quatsch? Soll das hier eine Trainingsstunde sein?« raunzte Suzi. »Ist bei dir was durchgeschmort?« Sie war die einzige, die nicht schwer atmete.
»Nein. Hört zu«, sagte Julia. »Ich möchte, daß Greg den ringförmigen Gasbehälter mit der Tokarew aufschneidet. Dann haltet ihr die Luft an und rutscht an der Innenseite hinunter. Ihr landet direkt am Kiellaufsteg. Greg schneidet dort den Kunststoff wieder auf, und ihr fallt hinaus.«
Suzi warf Greg einen flehenden Blick zu. »Wenn wir beide gleichzeitig schießen, können wir den Teksöldner erledigen.«
Greg war sich nicht so sicher. Suzis Idee lief auf ein Glücksspiel hinaus. Julia dagegen hatte logisch gedacht. Maschinenlogik, zugegeben. Und natürlich brauchte sie es nicht selbst zu tun.
»Der Teksöldner könnte uns einfach durch den Ring folgen«, wandte er ein.
»Nein«, sagte Julia. »Unter dem Gewicht der Panzerung reißt sie wie Papier. Er stürzt glatt aus dem Luftschiff hinaus.«
»In Ordnung, wir versuchen es.«
»Scheiße«, sagte Suzi. »Instabil.«
Greg sah Charlotte und Fabian an. »Haben Sie verstanden?«
Beide nickten, beide wirkten ängstlich.
»Was immer ihr tut, atmet nicht ein, solange ihr im Ring seid«, sagte Julia. »Helium ist nicht giftig, aber es enthält keinen Sauerstoff. Ihr würdet ersticken.«
Greg bekam den Atem wieder unter Kontrolle und zog die Tokarew. »Alle bereit?«
»Mach schon«, sagte Suzi.
Er zielte auf eine Stelle, die auf gleicher Höhe mit dem eigenen Kopf lag. »Holt jetzt Luft und folgt mir ohne Verzögerung.« Er hoffte, daß die beiden jungen Leute verdammt noch mal taten, was ihnen gesagt wurde. Suzi würde es schwerfallen, beide vorwärtszutreiben. Oder vielleicht auch nicht. Der hellrote Strahl durchschnitt das Plastik; Greg zog ihn zum Laufsteg hinunter und öffnete damit einen Spalt von zwei Metern. Mit der Tokarew in der rechten setzte er sich auf den Laufsteg und schob die Füße in die Lücke. Die Schwärze im Ring war undurchdringlich, schien fast auf den Laufsteg hinauszuschwappen. Greg zog den Kopf ein, damit er unter dem Geländer hindurchpaßte, und stieß sich ab.
Die Messerschmitt explodierte ohne Vorwarnung. Julia mußte den Speicher der Außenkamera abspielen, um die Abfolge der Ereignisse überhaupt zu verstehen.
Zwei Typhoon-Luftüberlegenheitsjäger schossen von Norden heran, silbergraue Nadeln mit eingezogenen Tragflächen, die sich im Radarschatten des Luftschiffs hielten. Nicht, daß die Messerschmitt viele
Weitere Kostenlose Bücher