Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Teufel ist das?«
»Lassen Sie das«, befahl Victor, als Irving Diwan die Hand nach der Konsolentastatur ausstreckte.
»Aber die Flug-Ware reagiert nicht mehr auf meine Netzknotenbefehle. Sie hat eine Störung.«
»Nein, hat sie nicht. Lassen Sie die Finger weg.«
Der Pilot wechselte einen Blick mit Meg Knowles, die griesgrämig die Lippen zusammenpreßte.
»Waren Sie das?« fragte Rick. Er klang eher erheitert als sonst etwas.
»Sozusagen.« Victor wandte sich wieder an Meg Knowles. »Wie war das mit dem Ausladen?«
»Yeah, richtig. Ich muß dabeisein, wissen Sie. Anders als diese glanzvollen Pilotenasse. Solange eine Nutzlast an Bord ist, bin ich dafür verantwortlich. Was bedeutet, daß ich beim Ein- und Ausladen anwesend bin. Ich habe mich für Kiley interessiert, für die erste Probe von einem Gasriesen. Also war ich überrascht, wie tief die Sache gehängt wurde – keine Fernsehteams, keine Planetologen vom Institut. Man hätte gedacht, daß da jemand aufläuft. Aber nur Royan und die Crew der Hochbucht waren da. Ich bin bei Kiley geblieben, bis sie in der Nutzlasthalle war. Dort wurden die Reaktionsmasse abgelassen und die Gigaleiterzellen entladen. Dann steckten sie die Sonde in einen gewöhnlichen Frachtcontainer und fuhren sie weg.«
Die Daten in den Konsolenkuben erstarrten. Victor sah in einem davon eine dunkelgrüne Kugel hängen, die Oberfläche ein Filigranwerk aus winzigen Falten, das an eine Bienenwabe erinnerte. Der Kubus ging aus. Die Konsole schaltete sich ab. Irving Diwan fluchte leise und schüttelte den Kopf.
»Hat Royan gesagt, wohin die Sonde gebracht würde?« fragte Victor.
»Nein, aber der Container war von der Nordsee-Meeresfarmgesellschaft; er hatte das Emblem an der Seite. Sie wissen schon, dieses blöde mit dem Seepferdchen. Deshalb erinnere ich mich daran. Ich hielt es für ganz schön komisch, eine Raumsonde zu einer Meeresfarm zu schicken.«
»Yeah«, sagte Victor. Ein nicht gekennzeichneter Container wäre die naheliegende Wahl gewesen. Also hatte Royan gewollt, daß es auffiel. Hatte eine Spur in hellrot leuchtendem Neon gelegt. Es war alles ein Spiel, selbst etwas so Bedeutsames wie die außerirdischen Mikroben, ein neues und faszinierendes Spiel. Jetzt war Victor richtig ärgerlich. Royan riskierte alles, was Julia aufgebaut hatte, und am Ende würden ihm weder Sieg noch Niederlage besonders viel bedeuten. Er würde sich einfach dem nächsten zuwenden, was ausreichend hell glitzerte, um seine Aufmerksamkeit zu wecken, und es anderen überlassen, die Scheiße wegzuschippen.
Victors Cybofax meldete sich laut und schrill. Ein Notfallcode. Victor zog das Mikroplättchen aus der Jackentasche und sah sich das Statusdisplay der Sicherheitsabteilung an, das schnell über den Monitor lief. Das Sondereinsatzkommando war gestartet, um Greg und Suzi zu retten.
»Kommen Sie!« rief er Rick zu und nahm jeweils drei der Metallstufen auf einmal, als er aus der Kabine stürmte.
Kapitel zweiundzwanzig
Julias Netzknoten schlossen den Kanal zu Victor, nachdem er sie über die Fortschritte im SETI-Büro informiert hatte. Die Veranda von Wilholm sprang wieder in ihren Wahrnehmungsbereich, ein breites Rechteck aus gelb-grauen Yorkplatten vor den Verandatüren der Bibliothek. Darüber breitete sich ein stark getöntes Glasdach aus; es ruhte auf dicken Steinsäulen, die fast ganz unter den seilartigen Zweigen der Kletterfuchsien verschwanden. Große orangefarbene und weiße Bofisten leuchteten in der hellen Nachmittagssonne wie chinesische Lampen.
Matthew trank seinen Zitronensaft aus einem hohen, mattierten Glas und musterte seine Mutter verärgert. »Du hast mit jemandem gesprochen«, beschuldigte er sie.
»Ich fürchte auch.« Sie nahm einen Schluck Tee aus ihrer Tasse. Es war eine reizvolle Idee gewesen, den Tee mit den Kindern auf der Veranda zu nehmen. Ein heißer Nachmittag, kalte Getränke, angeregtes Plaudern und Schokoladenkuchen.
Tief im Herzen wußte sie, daß sie einfach die Chance auf etwas Privatsphäre nutzte. Charlotte Fielder würde am Abend in Peterborough eintreffen. Julia mußte sich entscheiden, mit wem sie sich im Angebotskrieg um die atomare Strukturierung verbünden wollte; und Victor würde bald den Raumgleiter finden, der Kiley geborgen hatte. In den nächsten paar Tagen würde sie nicht viele freie Stunden haben. »Im Moment haben wir ein bißchen Aufregung, weißt du?« Nur – wann war es je anders?
»War Victor deshalb vorher da?« wollte
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