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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wahr, Gregory?« fragte Wassili ernst.
    »Es ist nicht die Armee oder die englische Regierung, Wassili. Ich tue das für eine Freundin.«
    Wassilis buschige Augenbrauen stiegen hoch. »Das muß aber eine enorm wichtige Freundin sein.«
    Greg zeigte mit dem Daumen nach hinten, zur Pegasus. »Julia Evans, die Eigentümerin von Event Horizon.«
    »Die Königin von Peterborough persönlich? In welchen Kreisen verkehren wir zwei armen fußwunden Soldaten heutzutage nur, Gregory? Komm mit und erzähle mir, wie ein einfacher russischer General der reichsten Frau der Welt helfen kann.«
     
    Wassilis Büro lag im zweiten Stock des Flughafengebäudes und beanspruchte dessen gesamte Westseite, so daß drei Glasfenster Aussicht auf Nova Kirow boten sowie auf die keimhaften Bauernhöfe und den Gletscher. Zur Einrichtung gehörten ein Schreibtisch und hochlehnige Stühle sowie etliche Bücherregale und ein langer Tisch für Einsatzbesprechungen mit den Stabsoffizieren. Das gesamte Mobiliar war aus harter sibirischer Kiefer hergestellt und mit einfachen geometrischen Schnitzmustern verziert; es wirkte alt, rissig und abgenutzt und tausendmal poliert. Ein ramponierter Samowar brodelte auf einem Tisch in der Ecke vor sich hin; die Kohle glühte rosiggolden und verströmte Fahnen aus trockenem Rauch. Polierte Artilleriegranaten lagen auf Regalen und Schreibtisch aufgereiht. An einer Wand hing eine Reihe gerahmter Bilder – medaillenbehangene Offiziere, die Greg nicht kannte, Jelzin, Verteidigungsminister Jewgeni Schitow. Ein Rahmen enthielt ein einen Meter langes Rotorblatt, von dem ein Stück fehlte, als hätte irgendein Tier es herausgebissen. Es stammte von einem Mi-24 Hind K. Greg war mit diesem Hubschrauber geflogen, war Verbindungsoffizier bei Wassilis Truppen gewesen, als ihn Luftabwehrfeuer der Dschihadlegion traf. Zum Glück hatte der Pilot die Autorotationstechnik fehlerlos beherrscht.
    Wassili goß zwei Tassen Tee aus dem Samowar ein, während sich Greg an den langen Tisch setzte. Der Hahn quietschte jeweils, wenn Wassili ihn drehte. »Der Samowar gehört meiner Familie seit vor der bolschewistischen Revolution«, erklärte er. »Die Kohle lasse ich mir von den Jungs von der Luftwaffe einfliegen. Ein General hat ein paar Privilegien.« Er stellte eine Tasse Tee vor Greg. »Hast du dich beim Rasieren geschnitten, Gregory?«
    Gregs Hand fuhr zur Narbe neben dem Auge. Die Hautsiegelmembran hatte sich über Nacht abgeschält, aber das neue Fleisch war noch rot und empfindlich. »Hast du das von der Colonel Maitland gehört?«
    Wassili setzte sich ihm gegenüber und runzelte die Stirn. »Von dem Luftschiff? Sicher, es kam gestern abend in den Nachrichten. Das Schiff hat irgendwo über dem Atlantik Feuer gefangen. Die meisten Besatzungsmitglieder konnten sich retten. Warst du an Bord?«
    »Yeah. Ich sage dir, der Brand war kein Unfall.«
    »Gregory, mein Freund, du bist zu alt und zu langsam, um noch ans Kämpfen zu denken. Überlaß das bitte den Getreuen wie diesem feinen jungen Mann, der dich begleitet.«
    »Himmel, fang nicht damit an!«
    Wassili lachte leise und blies über die Teetasse. »Also, was möchte Julia Evans wissen?«
    »Fährt die russische Regierung einen verdeckten Einsatz gegen Event Horizon? Wenn ja, möchte Julia gern eine friedliche Lösung aushandeln.«
    Wassili setzte die Tasse ab, ohne einen Schluck Tee getrunken zu haben. »Meinst du das ernst?«
    »Yeah.« Greg gefiel die Miene nicht, mit der Wassili ihn musterte, ein beinahe verletzter Ausdruck. Ihm selbst hatte es auch nicht gefallen, die Frage zu stellen. Vielleicht war sein Besuch hier gar keine so gute Idee.
    »Denkst du im Ernst, meine Regierung würde so etwas tun?«
    »Ich denke nicht, daß du es tun würdest, Wassili, aber jemand in der Republik geht volle Pulle gegen Julia vor. Ich muß wissen, wer das ist.«
    »Erzähl mir davon, Gregory. Fang vorne an und erzähl mir alles.«
    Greg nahm einen Schluck Tee und legte los.
    Wassilis rundes Gesicht schaute nachdenklich drein, als er fertig war. »Nein, dahinter steckt nicht die russische Regierung«, sagte er. »Davon wüßte ich. Ich bin über diese Wissenschaft, diese atomare Strukturierung, informiert worden. Dieser Clifford Jepson, den du erwähnst, ist vor zwei Tagen mit seinem Vorschlag einer gemeinsamen Entwicklung an Mikoyan herangetreten. Als gute Russen haben die Leute von Mikoyan natürlich das Verteidigungsministerium in Kenntnis gesetzt. Du wirst feststellen, daß ich die Wahrheit

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