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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihre Position nicht mißbraucht. Eine ehrenwerte Person. Nein, Gregory, wir haben kein Gegenstück zu Julia Evans. Vielmehr haben wir es hier mit etwas zu tun, dessen sich die Russen schämen. Die andere Seite der Demokratiemünze.«
    »Welche ist das?«
    Wassili kehrte an den Konferenztisch zurück und setzte sich schwer. »Die Dolgoprudnensky!« fauchte er.
    »Nie davon gehört. Was immer das ist.«
    »Bah, das freut mich. Es gefällt mir, wenn du Rußland nur in guter Erinnerung hast. Aber sie existieren. Unsere Mafia, unsere Yakuza, unsere Triaden. Organisiertes Verbrechen, Gregory. Diese fünfzehn Exportunternehmen gehören allesamt bekannten Mitgliedern der Dolgoprudnensky. Jede einzelne. Was hat du damals in der Türkei immer gesagt? Sowas wie Zufall gibt es nicht.«
    »Stimmt. Und ist diese Dolgoprudnensky mächtig genug, um die Regierung zu beeinflussen?«
    »Einfluß ist ein starkes Wort. Sie könnten unsere Kabinettsmitglieder nicht einfach kaufen. Aber andererseits: Händigt Julia Evans vielleicht Geld aus, damit die Neokonservativen tun, was sie verlangt?«
    »Hinweis verstanden.«
    »Sie sind überall, Gregory, unsere Bürokratie ist faulig, durchsetzt mit diesen Leuten. Es ist nur natürlich – sie sind die Nachfolger der Kommunistischen Partei. Sie sind in den Achtzigern und Neunzigern im Schatten der Partei großgeworden. Allein in Moskau gab es damals acht oder neun Syndikate, die Podolsk, die Tschetschenen, die Solntsewo und andere, aber die Dolgoprudnensky war damals schon das größte. Es war unvermeidlich, daß sie die übrigen geschluckt hat. Jetzt gibt es nur noch die Dolgoprudnensky, die sich über die ganze Republik ausgebreitet hat. In der Sowjetunion hatte es auch vorher schon Kriminelle gegeben, aber weder so gut organisiert noch so dreist. Afghanistan markierte den Anfang; die jungen Leute, die von dort zurückkehrten, waren von einem Schlag, wie ihn die Behörden noch nie erlebt hatten. Die Afgantsi. Sie hatten keinen Respekt, keine Moral, kein Gewissen. Der Krieg hatte das alles aus ihnen herausgebrannt; sie sahen, daß sie für nichts kämpften, und schlimmer noch, für eine Lüge. Natürlich nicht alle von ihnen, aber genug, ein harter Kern, der sich dem Verbrechen zuwandte. Dann stürzten die Kommunisten, und die Banden füllten allmählich das Vakuum, das sie zurückließen. Die Korruption, Gregory, der schiere Machtmißbrauch. Die Leute im Westen wissen nach wie vor wenig davon, wie die Kommunisten unser Land ausgeplündert haben, um ihren persönlichen Status zu wahren. Die Dolgoprudnensky hat nicht ihre Statur, agiert aber ebenso heimtückisch mit ihren Gaunereien, ihren Syntholabors und Prostituierten; ihre legalen Firmen betrügen Fabrikanten und Bauern, und gekaufte Beamte sanktionieren beides. Wir kämpfen gegen sie, die Polizei und das Justizministerium, Gregory, kämpfen in einem fort, bis Häuser abbrennen und Blut fließt, aber alles, was wir erreichen, ist die Front zu halten, keinen weiteren Boden zu verlieren.«
    »Das wußte ich nicht. Es tut mir leid.«
    »Nein, ich bin es, der sich schämt. Es ist schrecklich, jemandem zu sagen: Das ist das Land, das zu verteidigen ich geschworen habe, die Art Leute, für die ich zu sterben bereit bin.«
    »Wir alle kennen organisiertes Verbrechen, Wassili. Darin sind allerdings so wenig Leute verwickelt, daß man sie nicht mal als Minderheit bezeichnen kann.«
    Wassili gab Greg das Cybofax zurück. »Aber die Probleme und das Elend, die sie erzeugen, sind ungeheuer. Sieh nur, was sie aus mir altem Mann gemacht haben – er kann nicht mal mehr seinem Freund ins Gesicht sehen.«
    »Können wir helfen?« fragte Greg. »Indem wir unser Material dem russischen Justizministerium übergeben?«
    »Was ist das denn für Material, Gregory? Fünfzehn Unternehmen haben Geschäfte mit jemandem gemacht, dessen Luftschiff von Teksöldnern überfallen wurde, wie du sagst. Kombinate streben nach einer vorteilhaften Position, was eine neue Technologie angeht. Wie sollte uns das helfen?«
    Greg spielte mit der leeren Tasse herum und kam sich dumm vor. »Yeah, okay.« Victor Tyo hätte das Material gereicht, einem Teksöldner hätte es gereicht. Indizienbeweise, die ein Verdammungsurteil für alle Zeit sprachen. Wie seltsam, daß die Illegalität akzeptieren konnte, was für das Gesetz nicht reichte.
    »Eins sag ich dir, Gregory: Solltest du jemals einem von der Dolgoprudnensky persönlich gegenüberstehen, dann schieß! Das ist die größte Hilfe,

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