Mindstar 03 - Die Nano-Blume
willen!«
»Es tut mir leid, ich habe es selbst erst heute morgen herausgefunden.«
»Toll. Verdammt, was jetzt?«
»Wir greifen auf Clifford Jepson und Globecast zurück. Wie laufen diese Verhandlungen?«
Peter Cavendish steckte das Taschentuch wieder weg. »Die zweite Katastrophe. Wir haben einen mehr oder weniger zufriedenstellenden Vertrag mit den Anwälten von Globecast erarbeitet, uns aber noch nicht auf die Höhe des finanziellen Angebots festgelegt. Und das wird auch nicht geschehen, bis wir es offiziell vorlegen. Wir warten noch darauf, daß Michael Harcourt mit den Informationen über die anderen Gebote herüberkommt, wie Sie gesagt haben.«
»Oh, Himmel … Tut mir leid, aber ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich auf Harcourts Vorschlag eingehe. Es hat sich herausgestellt, daß er Jepsons Cyborg ist, also können wir uns auf seine Zahlen wahrscheinlich ohnehin nicht verlassen. David Marchant hat jedoch ein Gegenangebot unterbreitet, um unsere Zusammenarbeit zu gewinnen, und zwar ein sehr gutes.«
Er sah sie lange an und rutschte dann auf seinem Stuhl ein paar Zentimeter tiefer. »Verdammt, Julia, ich bin mir nicht sicher, ob ich hier noch hingehöre. Nichts bleibt heutzutage lange genug stabil, um sich ein Bild zu machen. Ich meine, erst stellen wir einen völlig normalen Vertrag fertig und erleben dann, wie nicht nur die Torpfosten verschoben werden, wir spielen auch nicht mehr dasselbe Spiel wie zu Beginn. Ich brauche etwas, das sich mir nicht aus den Händen windet, Julia, einen Satz Werte, auf die ich mich verlassen kann.«
Sie erwiderte seinen traurigen Blick. »Es liegt nicht an uns, Peter. Es ist nicht unser Fehler.«
»Ja, in einer perfekten Welt sicher nicht.«
»Etwas in der Art.«
»Aber bis dahin …«
»Wir tun, was wir können.«
»Okay, Julia, Sie haben gewonnen.«
»Denken Sie einfach daran, wie sich die andere Seite fühlen muß.«
»Toller Trost. Sie möchten also, daß ich mit der Clifford-Jepson-Partnerschaft weitermache?«
»Ja.«
»Okay, wie hoch soll unser Angebot ausfallen?«
»Wie hoch ist hoch?« murmelte sie. »Ich weise die Finanzabteilung an, einmal zu berechnen, was wir realistischerweise anbieten können, und den Wirtschaftsgeheimdienst, Schätzungen über die Gebote der Gegenseite vorzulegen. Dann setzen wir uns heute abend zusammen und entscheiden, was wir Clifford anbieten. Eine gute Nachricht noch: Ich kann jederzeit die Hilfe des Schatzamtes in Anspruch nehmen.« Welcher Preis dafür zu entrichten war, das erwähnte sie nicht; Peter brauchte es nicht zu wissen. Und überhaupt: Machte er sich etwas aus Wales?
»Okay«, sagte er. »Das ist wenigstens etwas Konkretes.«
»Konnten Sie irgendeines der Kombinate auf unsere Seite ziehen, um ein gemeinsames Angebot zu unterbreiten?«
Er schüttelte den Kopf. »Ha, keine Chance! In diesem Krieg gibt es keine Bündnisse. Jeder will die atomare Strukturierung, und jeder will sie nur für sich. Sie sollten sich mal die Börse von heute morgen ansehen. Nicht ein einziger Wert bewegt sich. Das Parkett lauert auf das, was geschehen wird, sobald die Angebote vorliegen.«
»Vielleicht geschieht gar nichts. Mich muß man erst noch davon überzeugen, daß Clifford Jepson die Generatordaten hat.«
Peter Cavendish hob die Hand. »Nein. Sagen Sie nichts. Ich möchte es gar nicht wissen.« Er bedachte sie mit einem schwermütigen, leisen Lächeln. »Ob gewonnen oder verloren, ich bin froh, wenn das vorüber ist.«
»Ja.« Und doch spürte sie tief in sich eine intuitive Sorge, daß diese Geschichte nie zu Ende gehen würde, daß dieser Außerirdische erst der Anfang war. Die Galaxis bestand aus hundert Milliarden Sternen, und jeder einzelne von ihnen wartete nur darauf, niederzustoßen.
Sie erinnerte sich an eine Nachrichtensendung im Fernsehen, Jahre zurück: Ein unter Dürre leidendes Dorf in Afrika, in Äthiopien oder dem Sudan, irgendwo, wo der Zyklus aus Armut und Dürre nicht einmal im zwanzigsten Jahrhundert je durchbrochen worden war. Und als erst das neue Jahrtausend begann, hatte man dort überhaupt keine Chance mehr. Ein Ort, wo die Erwärmung auch noch die Träume getötet hatte, daß es ein Ende des Leidens geben könnte.
Das Dorf hatte über Kondensatormatten verfügt, die kostbare Tropfen Feuchtigkeit aus der Nachtluft aufsaugten. Sie waren auf dem Dach jeder einzelnen Hütte befestigt, so, wie europäische Häuser mit Solarzellen gedeckt waren – die milde Gabe irgendeiner kirchlichen
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