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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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weißen Tangkartons voller Apfelsinen. Sie blickten kurz zu Julia herüber, als sie durch das Tor kam.
    Christine saß am Steuer eines Traktors, der von den Gehölzen kam und dessen Anhänger hoch mit weiteren weißen Boxen bepackt war. Sie winkte Julia zu, stieg aber nicht ab. Die Ernte war eine ernsthafte Arbeit, überlegte Julia. Das Mädchen setzte mit dem Traktor zum Lkw zurück, wobei sie knirschend die Gänge wechselte.
    Julia klopfte mit den Fingerknöcheln an den Rahmen der Küchentür, als sie eintrat. Eleanor saß auf dem Lehnstuhl am Kopfende des langen Banktisches, und drei Cybofax-Mikroplättchen lagen vor ihr ausgebreitet. Sie blickte auf. »Kommt rein, ihr stört nicht. Bin gerade dabei, ein paar Bytes hin und her zu schieben. Sieht so aus, als hätten wir dieses Jahr einen guten Ertrag.«
    »Danke, daß du die Kinder aufnimmst«, sagte Julia. »Ich konnte einfach nicht den Gedanken ertragen, daß meine Probleme ihre Ferien ruinieren.«
    »Sie sind kein Problem.« Eleanor hob ein Glas. »Bedient euch. Es ist nur Mineralwasser; wenn ich schon keinen Alkohol haben darf, könnt ihr auch ruhig leiden.«
    »Ein Glas Wein hin und wieder würde nicht schaden.«
    Eleanor wedelte verärgert mit der Hand. »Ha, du weißt doch, wie Greg ist! Verdammte Männer. Einmal die Geburtsklinik betreten, und sie sind alle qualifizierte Gynäkologen.«
    Julia zog sich einen Stuhl heran und goß sich Mineralwasser ein. »Royan war genauso. Ich schätze, in seinem Fall war es entschuldbar. Nachdem ich ihn wieder hatte zusammenflicken lassen, war er sehr gesundheitsbewußt – Sport, Diät, Hautschutzcreme und all das.«
    »Vermißt du ihn?«
    »Natürlich vermisse ich ihn.« Sie drehte das Glas zwischen den Handflächen. »Darin liegt das Problem, denke ich. Die Art, wie ich mit ihm umgegangen bin. Ich habe ihn geschaffen, Eleanor, habe ihn aus Mucklands Wood herausgeholt und ihn in meinen Idealmann verwandelt. Wie dumm!«
    »Sei nicht albern. Er mußte Mucklands verlassen. Du wußtest es, ich wußte es, Greg wußte es. Royan auch, nachher.«
    »Ja, aber ich habe ihm nie Freiheit gegönnt, nicht wahr? Ich hatte alles vorausgeplant, seine Rolle im Leben. Wir waren so gut befreundet, siehst du, nachdem er Opas NN-Kern vor dem Virus gerettet hatte. Es war ein Traum für mich. Ich mußte in die Öffentlichkeit gehen und die Julia Evans sein, Vertragsverhandlungen führen, mit Politikern Umgang pflegen, Finanzvereinbarungen mit Banken treffen. Lieber Gott, ich war erst achtzehn! Und wenn die ganze Konzernarbeit für einen Tag getan war, konnte ich weglaufen, in die eigenen Gedanken hinein, und er war da und wartete auf mich. Er war wie einer dieser imaginären Freunde, wie Kinder sie sich ausdenken, um Gesellschaft zu haben. Niemand sonst wußte, daß Royan da war, niemand sonst konnte ihn sehen. Er gehörte nur mir. Wir haben miteinander geredet; er hatte Verständnis mit mir, und ich hatte Mitleid mit ihm. Diese Beziehung war kostbar. Ich dachte, nach Mucklands würde es immer noch so sein. Ich wollte, daß es das tat.«
    »Er auch.«
    »Vielleicht. Aber er wußte gar nicht, daß er noch andere Möglichkeiten hatte, jedenfalls nicht zu Anfang. Er wurde wirklich noch einmal geboren. In eine ganz neue, leuchtende Welt hinein. Aber ich habe ihm immer wieder was zu tun gegeben, als Netzjockey, der für mich arbeitete, als Vater meiner Kinder. Das war es, was uns die ganze Zeit im Weg stand: Ich konnte mich nicht verändern, nicht, solange ich Event Horizon zu leiten hatte. Also mußte er sich meinem Leben anpassen. Wir konnten nie gemeinsam neu anfangen.«
    Eleanor stand auf, drückte sich die Faust ins Kreuz, als sie sich aufrichtete, und öffnete einen der Holzschränke unter der Werkbank. Ein Kühlschrank wurde sichtbar. Sie holte eine Flasche Weißwein mit einem Etikett aus Kent hervor. »Er hat sich also eingeschränkt gefühlt«, sagte sie. »Das geht Männern bei Frauen wie dir immer so.«
    »Vielleicht. Und wie kommt Greg klar? Du bist auch nicht ganz die gehorsame kleine Hausfrau.«
    Eleanor goß Wein in ein Glas und reichte es Julia, während ein leises Lächeln über alte Erinnerungen um ihre Lippen spielte. »Wir haben uns zusammengerauft. Die Kluft war aber auch nicht so groß wie zwischen dir und Royan.«
    »Yeah. Weißt du, wie Royan sich selbst genannt hat? Einen Prinzgemahl. Sagt viel darüber aus, wieviel Rücksicht ich auf ihn genommen habe.«
    »Ach, komm schon, Julia, die ganze Welt lebt in deinem Schatten. Er

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