Mindstar 03 - Die Nano-Blume
und Kirilow ist eine Wolke aus heißen Atomen.«
Kapitel zweiunddreißig
Sieben Mann hoch war die Gruppe, die aus der öffentlichen Vorhalle unter der Gouverneursresidenz hervortrat. Sie standen auf der lavaähnlichen Ringstraße zusammen, die sich um die Basis der südlichen Abschlußwand herumzog, und blickten über die offene Parklandschaft hinaus, waren sich nicht ganz sicher, wohin sie zuerst gehen sollten. Sehr touristenmäßig, fand Greg, obwohl er keinen besonderen Wert auf Verstohlenheit legte. Trotzdem erweckten sie den Eindruck einer Gruppe Pauschaltouristen. Nicht nötig, überflüssige Aufmerksamkeit zu wecken. Charlotte und Suzi waren natürlich bei ihm, ebenso Rick und Melvyn; zwei Mitglieder des Einsatzkommandos, Teresa Farrow und Jim Sharman, vervollständigten das Aufgebot. Lloyd McDonald hatte in der Sicherheitszentrale ein spezielles Büro für diesen Einsatz eingerichtet, wo er die Berichte sichtete, die von der Polizei und den eigenen Leuten innerhalb der Cavern hereinkamen.
»Wo geht’s hin?« fragte Suzi.
»Weiß nicht recht. Lloyd ruft uns an, sobald jemand einen Himmlischen Apostel entdeckt.« Er saugte etwas Luft ein und sah sich in der Hyde Cavern um. Ein winziger Sekretionsstoß vermittelte den Eindruck einer gewissen Ruhelosigkeit, aber er vernahm keinen Ruf zu irgendeiner besonderen Stelle der zylinderförmigen Parklandschaft. »Bis dahin probieren wir es mal am Strand. Dort, wo Sie dem Priester begegnet sind, Charlotte.«
Andere Fußgänger blickten im Vorbeigehen kurz zu ihr herüber. Greg mußte zugeben, daß sie sensationell aussah. Vielleicht hätte er sie bitten sollen, sich etwas weniger Auffälliges anzuziehen.
Es sind nicht ihre Kleider, sagte er sich. Es sind deine Hormone.
Rick hatte sich auf dem Weg von der Residenz herunter eng an Charlotte gehalten und Konversation betrieben, wobei er keinen einzigen Blick in den geschwungenen Ausschnitt warf. Sie erwiderte diese Aufmerksamkeit mit einer Wand aus reibungsloser Höflichkeit – nichts, was ermutigte, nichts, was kränken könnte. Es war schon ein klasse Trick. Armer alter Rick.
Greg zog das Cybofax aus der Jackentasche und rief eine Karte des Zugnetzes von New London aus dem Speicherkern der Kolonie ab. Haltestellen folgten alle zweihundert Meter rings um die Abschlußwand. Er nahm Kurs auf die nächstgelegene.
»Ich habe gerade einen Anruf von Sean Francis erhalten«, sagte Melvyn. »Julia Evans ist auf dem Weg herauf.«
»Wann trifft sie ein?«
»In drei Stunden.«
»Was ist denn los? Vertraut sie uns nicht?« murrte Suzi.
»Gib ihr eine Chance«, sagte Greg. Es kam brüsker heraus, als er geplant hatte. »Sie braucht diese atomare Strukturierung. Sobald ich bestätigt hatte, daß der Außerirdische hier ist, blieb ihr keine große Wahl mehr.«
»Yeah«, meinte Suzi. »Dieses außerirdische Ding – zu wissen, daß es hier irgendwo steckt, beruhigt mich auch nicht gerade. Wieso zeigt es sich nicht?«
»Es war nie feindselig«, sagte Rick.
»Noch nicht«, sagte Suzi wissend. Sie tätschelte die Browning in ihrem Schulterhalfter.
Rick stieß ein verzweifeltes Seufzen aus.
Die in Weinreben gewickelten Balkone wichen der nackten Felswand, und die Straße bog sich aus deren Fuß hervor. Die Gruppe überquerte auf einer sanft geschwungenen Brücke aus Pseudostein das Schmalstück eines Sees. Aus einer Spalte in der Felswand, einen Kilometer höher, sprudelte ein Wasserfall; Greg mußte den Kopf in den Nacken legen, um bis ganz dort hinauf zu blicken. Die faltige Klippe dahinter war dick mit Kletterpflanzen und schleimigen Algen bedeckt. Mit den Augen verfolgte er die ausgefranste weiße Schaumbahn auf ihrer Bahn durch die Luft, bis sie in zwanzig Metern Entfernung in den See donnerte. Feiner Sprühnebel hing in der Luft, so daß die Brückenwand ständig schlüpfrig war.
»Verrückte Welt«, sagte Suzi durch den Lärm.
»Yeah!« rief Greg zurück. Die Abschlußwand stieg für die ersten hundert Meter senkrecht an, bis auf eine Höhe mit den Balkonen und Fenstern; weiter oben zog sich der nackte Fels in eine leichte Vertiefung zurück, aus deren Zentrum die Leuchtröhre ragte. Greg sah fünf weitere dieser exotischen Coriolis-Wasserfälle, die in regelmäßigen Abständen rings um die Wand verteilt waren.
Die Haltestelle lag unterirdisch auf der anderen Seite der Brücke. Mit einer Rolltreppe fuhren sie hinunter auf einen makellos sauberen Bahnsteig mit weißen Wänden. Greg suchte in der
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