Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Haltestellen- Ware nach einem Privatwaggon. Eine Böe trockener Luft drang aus dem Tunnel, und der stumpfnasige Aluminiumzylinder kam daraus zum Vorschein; er schwebte zwei Zentimeter über der einen Schiene. Alle stiegen ein, und Greg zeigte der Pilotentafel seine Event-Horizon-Karte und forderte eine Fahrt zur Haltestelle Kenton an.
Der Sturzsurfstrand breitete sich seitlich einer tiefen, hufeisenförmigen Bucht aus, die sich an den Fuß der nördlichen Abschlußwand schmiegte. Hier bestand der Fuß nicht aus einer Klippe mit Balkonen; die Abschlußwand war einfach nur eine aus dem Fels geschnittene niedrige Halbkugel. Die sechs Coriolis-Wasserfälle waren identische Kopien, aber sie stürzten nicht so kraß ab wie ihre Gegenstücke an der südlichen Abschlußwand. Sie flossen durch aus dem Gestein geschnittene Kanäle und folgten dabei eng der Krümmung. Einer von ihnen stürzte in einem dramatischen Sprühnebel in die Bucht. Dünne Regenbogen wirbelten darin umher.
Greg sah erstaunt zu, wie eine Frau auf einem Surfbrett aus dem Nebel hervorschoß und über die Bucht hinwegflog. Eine weitere folgte ihr. Er blickte nach oben.
Die Sturzsurfer waren in Abständen von fünfzig Metern bis zur Quelle des Wasserfalls hinauf verteilt. Dort, wo er aus der Abschlußwand hervorkam, einen Kilometer über Greg, konnte er gerade noch eine kleine Metallplattform ausmachen, die einem breiten Sprungbrett ähnelte. Eine winzige dunkle Gestalt sprang davon herunter und sank zunächst fast senkrecht ab, aber die geringe Schwerkraft sorgte doch für einen stabilen, gemächlichen Gleitflug. Die Heckflosse des langen Surfbretts berührte kaum das Wasser. Dann packte die Schwerkraft richtig zu und baute sich konstant auf, während die Krümmung der Abschlußwand unter dem Surfer zunahm. Er wurde schneller. Am Fuß des Wasserfalls hatte er eine höllische Geschwindigkeit drauf.
Sie alle hörten einen vergnügten Schrei, als der Surfer wie eine Explosion aus der Schaumwolke des Wasserfalls hervorjagte und an ihnen vorbeibrauste, wobei er ein langes cremiges Kielwasser hinter sich her zog. Er hatte fast das Ende der Bucht erreicht, ehe er langsamer wurde und zurück zum Ufer paddelte.
»Na, das ist wirklich mal was anderes«, brummte Suzi bewundernd.
Greg wußte, was sie meinte; seine spontane Reaktion war: Ich möchte das ausprobieren!
Charlotte blickte mit sehnsüchtigem Lächeln zum Wasserfall hinauf. »Beim ersten Mal braucht man viel Mut, um abzuspringen. Aber danach macht es süchtig.«
»Sie haben das gemacht?« fragte Suzi, und es klang leicht neidisch.
»O ja! Sturzsurfen ist eine der größten Touristenfallen hier. Es sieht verrückt aus, aber im Grunde ist es sehr sicher.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Greg. »Aber es steht nicht auf unserer Tagesordnung.« Er führte die Gruppe den Weg entlang zur Bucht, und Suzi folgte murrend.
Der Strand selbst ähnelte der Riviera, organisiert, bunt und voller Gedränge. Bars, die kaum mehr waren als hölzerne Planken unter Dächern aus getrockneten Palmblättern, säumten das Kliff über dem Sandstrand. Hinter ihnen folgte eine Reihe von Restaurants mit mehr Bausubstanz. Regimentskarrees aus Sonnenbänken bedeckten die obere Hälfte des Strandes und stritten sich dabei mit Korbballfeldern um den verfügbaren Platz. Der pulverfeine Sand war blendend weiß. Kellner mit weißen Hemden und dunkelgrünen Fliegen hasteten zwischen den Bars und den Sonnenbänken hin und her und beförderten dabei Tabletts mit Getränken.
Greg folgte dem bröckeligen, sandigen Boden entlang des Kliffs. Ein konstanter Strom von Familien kam die Stufen vom Strand herauf, bepackt mit ihren Taschen und Handtüchern, und die kleinen Kinder wirkten müde.
Suzi hielt sich an Gregs Seite und blickte über die Menschen hinweg, die auf den Sonnenbänken lagen. Rick und Charlotte gingen weiterhin nebeneinander her, im Zentrum eines schützenden Dreiecks, das die drei Hardliner bildeten. Greg war über deren unaufdringliche Professionalität erfreut.
Teresa Farrow war übersinnlich begabt und mit Beutelimplantaten ausgestattet; er spürte, wie ihre außersinnliche Wahrnehmung über den ganzen Strand und durch die Bars lief und wachsam nach Gefahren Ausschau hielt. Sie hatte ihm erklärt, daß sie über eine ähnliche Empathie verfügte wie er, nicht jedoch über die Intuition. Jim Sharman gehörte zu den Techspezialisten des Einsatzkommandos. Alle Teammitglieder kannten sich auf einem oder zwei
Weitere Kostenlose Bücher