Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Resignation, als er sich umgesehen und seine Fluchtchancen abgewogen hatte. Er zuckte halbherzig die Achseln und stopfte seine Handzettel in einen Ranzen.
Die schwarze Frau an der Säule war verschwunden, als Charlotte bei dem Mann eintraf.
»Hallo, da sind Sie ja wieder, Charlotte«, sagte der Alte. »Ich hätte nicht erwartet, Sie so rasch wieder hier oben zu sehen.«
Charlotte gestikulierte verlegen und sagte nichts.
»Guten Tag wünsche ich Ihnen«, sagte er, als Greg den Zwischengang erreichte. »Sie möchten doch sicher einen Handzettel?«
Greg grinste. »Danke, ich habe schon einen.« Charlotte hatte recht gehabt; der Mann hatte ein warmes Lächeln.
»Ah, na ja. Ich gehe dann mal.«
»Ich bin den ganzen Weg von der Erde gekommen, nur um Sie zu sehen«, sagte Greg.
»Was, diesen kleinen Sack aus Haut und Knochen?«
»Yeah.«
»Ich bin sicher, daß Sie mich verwechseln.«
»Nein.« Er war sich der Leute bewußt, die am Zwischengang saßen und ihn beobachteten. »Möchten Sie irgendwohin, wo wir niemanden stören?« Er deutete zum oberen Rand des Amphitheaters.
Der Alte sah sich ostentativ langsam um. »Nun ja, was meinen Sie dazu, Charlotte? Sollten wir dafür sorgen, daß die guten Leute nicht weiter von dieser eher mittelmäßigen Aufführung abgelenkt werden? Ich könnte mich der Weisheit eines hübschen Mädchens nie entziehen.«
»Bitte«, sagte Charlotte leise.
»Ah, nun, da haben wir das richtige Stichwort. Bitte.« Er setzte sich hangaufwärts in Marsch.
Greg sah, daß Rick, Teresa Farrow, Jim Sharman und Bernard Kemp an der Außenseite der Sitzreihen hinaufstiegen, um sie oben zu treffen. »Sehe ich dort wirklich einen Angehörigen der Polizei?« fragte der Alte.
»Ja«, sagte Greg.
»Dann soll ich wohl in Ketten abgeführt werden?«
»Nicht, solange ich es ihm nicht sage«, antwortete Greg leichthin.
Der Apostel taxierte ihn, reckte dann die Schultern und ging weiter. Suzi lachte boshaft in sich hinein.
»Die Aufpasserin ist abgezischt«, sagte Teresa Farrow, als Greg die Kuppe des Hügels erreichte. »Möchten Sie sie zurück?«
»Nein. Nicht wichtig.«
»Diese ganze Mühe«, sagte der Apostel. »Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Möchten Sie mir Ihren Namen nennen?« fragte Greg.
»Ich sage Ihnen meinen, wenn Sie mir Ihren verraten.«
»Greg Mandel, Mindstar-Hauptmann im Ruhestand.«
»Bei allem, was heilig ist, ein Drüsenmann!«
»Kein Vertun.«
»Man hat mir den Namen Sinclair verpaßt. Freut mich, Sie kennenzulernen, Hauptmann Greg.« Er streckte die Hand aus.
Greg wandte sich an Bernard Kemp. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir kümmern uns ab jetzt um ihn.«
»Hatte ich mir schon gedacht«, sagte der Sergeant. Er legte eine Pause ein. »Sir.« Er rückte sich die Kappe zurecht, ließ sich Zeit damit, und stieg dann den Zwischengang hinunter.
Greg hörte ihn gerade noch brummen: »Glücksritter.«
Sinclairs Lächeln verblaßte, als ihn alle anblickten. Er nahm die Hand wieder zurück. »Ah, na ja, bislang ist es toll gelaufen. Nicht, daß es noch besonders drauf ankommt. Nicht nach dem morgigen Tag.«
Greg bemerkte, daß die Lichtstärke abnahm. Die Vorstellung war beunruhigend, denn die Sonnenröhre hatte die ganze Zeit über konstant geleuchtet, während sie in der Hyde Cavern hinter den Aposteln herjagten – ein ewiger Mittag, der praktisch keine Schatten warf. Greg blickte auf, sah sich um; der Instinkt zog seinen Blick zur südlichen Abschlußwand, die ein paar Kilometer weit entfernt war.
Die Wasserfälle waren versiegt. Statt dessen schossen sechs riesige Fahnen aus dickem, schneeweißem Dampf aus den Öffnungen im Fels hervor. Sie zogen ihre Bahn über den Himmel, Richtung nördliche Abschlußwand, und waren schon mehrere hundert Meter lang. Sie wickelten sich um die Leuchtröhre wie aufgedunsene Kondensstreifen einer Kunstflugstaffel.
»Was zum Teufel ist das?« fragte er.
»Das Bewässerungssystem der Hyde Cavern«, sagte Melvyn. »Sie schalten es jede zweite Nacht ein, einmal am frühen Abend und noch einmal vor der Morgendämmerung.«
»Sie meinen, es regnet hier?« fragte Suzi.
»Ja. Die Infrarotstrahlung der Leuchtröhre wird abgeschaltet, und die Wolke kondensiert, genau wie auf der Erde. Das ist eine ganze Ecke billiger, als wenn man ein Gitternetz aus Leitungen und Sprinklern verlegen würde, und der Regen spült zugleich den Staub weg.«
Suzi blickte mit zusammengekniffenen Augen zu den Wolken hinauf. »Na, meine Fresse.«
Greg sah, wie
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