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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Julia. Beide waren sie Mächte auf ihrem jeweils eigenen Gebiet; beide waren sie gefürchtet und hatten kaum Freunde, gleichwohl unterschieden sie sich gewaltig voneinander. Anziehungskraft und Faszination waren unvermeidlich, die Zuneigung jedoch nicht, obwohl sie sich trotzdem einstellte. Einen sexuellen Aspekt hatte diese Beziehung nicht und konnte sie in Anbetracht der Umstände auch gar nicht haben. Nie hatte einer von ihnen damit gerechnet, dem anderen je persönlich zu begegnen. Die Verbindung erwies sich immerhin für beide als nützlich. Royan half Julia dabei, die vertraulichen Daten von Event Horizon vor seinen Kollegen im Ring zu schützen, während Julia die Trinities mit Waffen versorgte, damit sie ihren Kampf gegen die Blackshirts fortführen konnten. Sie haßte die Blackshirts fast ebensosehr, wie Royan es tat.
    Erst jetzt sah sie jedoch, welchen Preis die Förderung der Trinities gekostet hatte. Das hier glich in keiner Weise der intellektuellen Übung, die in der Organisation der Transporte über Clifford Jepson bestand. Eine Aktion, die sich nur gelegentlich als Meldung in den Abendnachrichten niederschlug. Jetzt war Julia nicht mehr auf Distanz zu den Trinities. Mucklands Wood bot nicht die erwartete Erregung des Abenteuers, den kleinen gruseligen Kitzel eines Besuches auf der dunklen Seite. Jetzt lagen die Nerven vor Angst bloß.
    Der Kampf war aus und vorbei. Es gab keine Trinities und keine Blackshirts mehr. In beiden Vierteln tobten noch Brände, und Säulen aus dichtem öligem Rauch vermischten sich mit der niedrigen Smoghülle, die den Himmel über der Stadt verdeckte. Eine halbe Staffel Schwenkdüsenmaschinen der Armee kreisten langsam über der Szenerie und hielten Ausschau, ob noch irgendwo gekämpft wurde.
    Der übliche dynamische Funke, durch den sich Peterborough auszeichnete, war verschwunden; die Geschäfte und Fabriken hatten geschlossen. Die verängstigten und erschrockenen Bürger der Stadt hatten sich zu Hause verbarrikadiert und warteten auf die Bekanntmachung, daß alles vorüber war. Die Protagonisten beider Seiten hatten gewußt, daß dies ihre letzte Chance war, der Showdown, und ohne jede Zurückhaltung gekämpft.
    Julia ging über festgetretenen Kalkstein. Die ganze Siedlung war wüstes Ödland. Weder Bäume noch Sträucher waren zu sehen, selbst Unkraut war selten. Ein schmieriges, blaugraues Moos verschleimte die Backsteinmauern aufgegebener, ihrer Dächer beraubter ABM-Werkstätten. Überall hatten die Trinities ihr grobes und herausforderndes Symbol aufgesprüht, eine um ein Dornenkreuz geschlossene Faust, von der das Blut tropfte.
    Zwei der Hochhausblocks der Siedlung waren in der Schlacht zerstört worden, waren eingestürzt, nachdem ein Hagel von panzerbrechenden Raketen die Erdgeschosse weggepustet hatte. Julias kleine Gruppe suchte sich ihren Weg an einem davon vorbei, einem langen Hügel aus durcheinandergepurzeltem Schutt, aus dem im stumpfen Winkel noch die Metallträger ragten. Soldaten kletterten vorsichtig darüber hinweg und unterstützten mit ihren Wärmebildsensoren die städtischen Feuerwehrleute. Eigentlich eine nutzlose Geste. Julia entdeckte Stücke zerschmetterter Möbel zwischen schartigen Betonstücken; herausgerissene Fetzen bunten Tuches bewegten sich schlaff im Wind; überall lagen Glassplitter herum, und Staub hing dick in der Luft. Eine lange Reihe zugedeckter Leichen lag am Fuß eines Hochhauses. Dunkle nasse Flecken breiteten sich auf manchen der Planen aus.
    Morgan Walshaw sah Julia an, als sie dort vorbeigingen. Sie zwang sich zu einer Miene grimmigen Durchhaltewillens und schritt ohne Unterbrechung weiter gleichmäßig aus.
    Eine Zwei-Mann-Patrouille hielt sie an. In ihren dunkelgrauen, ledernen Kampfanzügen und ihren Tragenetzen voller Ausrüstungsgegenstände wirkten die Soldaten nicht einmal menschenähnlich – bedrohliche Cyborggestalten, die kurze elektromagnetische McMillan-Gewehre auf den Armen hielten; knollige Lichtverstärkerlinsen verliehen ihren Helmvisieren ein insektenhaftes Aussehen; nicht ein Quadratzentimeter Haut war zu sehen. Julia kannte nicht die Hälfte der Gerätemodule an den Tragenetzen und machte sich nicht die Mühe, ihre Netzknoten danach zu fragen. Sie wollte es gar nicht wissen. Nur Royans wegen war sie hergekommen.
    Greg und Morgan Walshaw wechselten ein paar Worte mit den Soldaten, und diese winkten sie durch. Sie bewachten den Zugang zu einem Feldlazarett, drei aufgepumpten Halbkugeln aus olivgrünem

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