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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Tunnel. Hier war die Pflanze leicht verändert; ein marmorähnliches Band zog sich an der Scheitellinie des Gangs entlang und verströmte ein phosphoreszierendes blaues Licht; die Wand war mit breiten, flachen Blasen gesprenkelt. Nach zwanzig Metern krümmte sich der Tunnel und stieg in einer langen Spirale sachte an.
    »Na, seht euch das an!« sagte Sinclair. »Die ganze Zeit lang schon direkt unter uns, und wir haben nie was davon gemerkt. Sie waren sehr beschäftigt, kleiner Royan.«
    Julia hatte den Kopf vorgeschoben, und die Lippen waren blutleer. Gott mochte dem Granitstalagmiten beistehen, der ihr in die Quere kam, dachte Greg.
    »Die Lücken gab es schon, als ich hier eintraf«, sagte Royan. »Die Aussaatpflanze hat diesen Abschnitt der Verwerfungszone für mich modifiziert. Allerdings kann man verarbeitetes Gestein hier nirgendwo ablagern, also hat sie einfach den verfügbaren Platz neu verteilt. Hat sozusagen das Zentrum ausgebohrt und die Winkel ausgefüllt.«
    »Konntest du die Metalle und Minerale gewinnen?« fragte Greg.
    »Einige, ja.«
    Die Blasen wurden dunkler. Auch knackiger, dachte sich Greg; womöglich waren sie gar tot. Ein schwaches Netz aus schwarzen Adern war unter der zarten zimtfarbenen Haut zu erkennen.
    »Vor uns befinden sich einige Energiequellen«, meldete sich Carlos’ Stimme in Gregs Kopfhörer. »Elektromagnetische Strahlung, magnetische Muster. Das ganze Drum und Dran.«
    Greg nickte einmal, ohne sich umzudrehen. Geistig hatte er es schon gespürt, ein Nachlassen des übersinnlichen Drucks. Im Zentrum des Wirbelsturms.
    Rotwunde faustgroße Tumore wölbten sich aus den Tunnelwänden hervor, als litte die Aussaatpflanze an einem Anfall von Nesselsucht. Einige hatten sich durch die Blasen aufgebläht und diese aufgestochen; eine wachsgelbe Flüssigkeit war an der Wand darunter hinabgelaufen und hatte sich auf dem Boden gesammelt.
    Der Roboter hielt an und streckte einen Teleskoparm aus. Flexigreifer aus Metall schlossen sich um einen der Tumore, und chromschwarze Keramiknägel schnitten ins Pflanzenfleisch. Sobald der Tumor von der Wand abgelöst war, sah er wie ein reifer Apfel aus.
    Greg ließ ihn beinahe fallen, als der Roboter ihm den Klumpen überreichte. Er war unmöglich schwer. Greg schälte das breiige Fleisch ab und legte einen Kern aus weißlichem Metall frei.
    »Reines Titan«, sagte Royan.
    Greg gab das Bröckchen an Rick weiter, der einen Pfiff ausstieß.
    »Ist es viel wert?« fragte Sinclair hoffnungsvoll.
    »Man braucht viel mehr davon, ehe man sich eine einsame Insel voller Geishas leisten kann«, sagte Royan. »Aber das System, daß das Zeug produziert, ist von unschätzbarem Wert. Wenn auch nicht in geldlicher Hinsicht. Der Wert bestimmt sich nach dem, was es produziert.«
    »Und Sie nennen das eine Pflanze?« Sinclair blickte sich skeptisch im Tunnel um.
    »Das war sie zu Anfang.« Der Roboter drehte sich heftig um und fuhr weiter den Tunnel hinauf.
    Sinclair steckte sich das Bröckchen in die Tasche und bedachte die Tumore mit langem, taxierendem Blick.
    Sie erreichten eine weitere halbkugelförmige Höhle mit jedoch nur einem Tunneleingang. Die Aussaatpflanze hatte Schuppen aus rauher, blaßbrauner Rinde auf der Wand erzeugt; nur der Boden war davon frei. Ein dichtes Gestrüpp aus haarigen Kletterpflanzen klammerte sich an der Rinde fest, wie ein alter Weinstock, den man dem Wildwuchs überlassen hatte. Einige freihängende Schlaufen schwankten leicht. Die Luft bewegte sich jedoch nicht. Eine Art Saft mußte darin aktiv sein, entschied Greg. Ein Ring aus Knubbeln an der Decke verströmte grünliches Licht; die Knubbel waren unsymmetrisch, als wären sie irgendwann geschmolzen und von der Schwerkraft herabgezogen worden. Ganz dünne Kletterpflanzen hatten sich über sie ausgebreitet, so daß man den Eindruck hatte, die Knubbel hingen in Einkaufsnetzen.
    Ein paar sechseckige Frachtkapseln lagen mit aufgeklappten Deckeln in der Mitte auf dem Boden. Auf einer stand eine Pflanze in einem gewöhnlichen roten Tontopf. Aus einer Mittelknolle wuchsen fünf hohe, flache, spitz zulaufende Blätter, an den Rändern gezackt und gekräuselt und mit kleinen pelzigen Knospen gesäumt. Die Knospen weiter unten waren zu langen, zartpurpurfarbenen Trompetenblumen erblüht.
    Greg und Julia wechselten Blicke.
    »Wo steckst du?« fragte Julia.
    Ein langgezogenes Splittergeräusch war zu hören, als sich ein Teil der Rindenwand aufspaltete und einen Tunnel freilegte.
    »Nur du und

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