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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Energieverteileranzug auf seiner Haut erzeugte, ergriff nun auch Besitz von seinem Bauch.
    Royan und der Außerirdische befanden sich in der Mitte der Höhle. Der Außerirdische hatte die Gestalt eines Rieseneis – elliptisch, dick, vier Meter hoch, drei breit. Die Schale war durchsichtig und schien zu vibrieren: Wäßrige Brechungsmuster glitten darauf herum, stießen aufeinander und verschmolzen. Die erste Schicht, das Eiweiß, war ein durchsichtiges Band aus Zellplasma von etwa einem Meter Dicke. Innerhalb davon befand sich der eisblaue Nukleus, umhüllt von einer zerknitterten eiförmigen Membran.
    Royan steckte in dem Nukleus. Ein fest umrissener Erwachsenenfötus, nackt, die Beine getrennt, die Arme an den Seiten, der Kopf zurückgeneigt. Greg starrte die Silhouette an; Royan besaß weder Hände noch Füße; die Gliedmaßen liefen spitz in nichts aus. Die Nukleusmaterie war an diesen Stellen dichter, wolkenartig, verhinderte klare Sicht. Mit dem Gesicht stimmte ebenfalls etwas nicht; Augen und Nasenlöcher waren zu groß und kein Haar mehr vorhanden. Große Hautabschnitte fehlten, komplett mit den subkutanen Schichten. Greg sah etliche nackte Rippen und den größten Teil des Schädels.
    »Jesus!« ächzte Rick erschrocken.
    Ein Stöhnen entfuhr Julia, ein Ton schieren Schmerzes und Entsetzens, der ihr tief aus der Brust entfuhr. Ohnmächtig hob sie die Hände und näherte sich dem Außerirdischen rasch ein paar Schritte weit.
    »Versucht nicht, körperlichen Kontakt herzustellen«, sagte eine Stimme aus dem Terminal auf dem Fußboden. Sie sprach vollkommen klar, ohne jede Melodie, ein neutrales Kunstprodukt.
    Julia erstarrte. »Was ist passiert?« schrie sie. »O Liebling, was …«
    »Zuversicht und Sorglosigkeit«, antwortete Royans Stimme aus dem Terminal. »Oder um es unverblümt auszudrücken: Anmaßung. Ein Begriff, der mein Leben gut umschreibt.«
    »Bist zu verletzt?« fragte Julia.
    »Nur mein Stolz.« Das Terminal lachte leise.
    Julia warf sich zu Greg herum. »Spricht dort wirklich Royan?«
    Greg nickte schweigend. Die mentale Aktivität entsprach dieser Annahme, auch der bittere, spitze Humor.
    »Laß ihn heraus«, verlangte Julia.
    »Du bist dir der Folgen, die sich aus dieser Aussage ergeben, nicht bewußt«, warf die ausdruckslose Stimme ein.
    »Royan?« flehte sie.
    »Das Hexaemeron hat recht«, sagte Royan. »Deshalb wurdest du auch hergerufen.«
    Rick legte den Kopf auf die Seite und runzelte die Stirn. »Hexaemeron? Das ist ein menschlicher Begriff; er stammt aus der Bibel: Die sechs Tage, die Gott brauchte, um die Erde zu erschaffen.«
    »Ich verfüge nicht über eine eigene Sprache. Offenkundig muß ich deshalb Menschenworte verwenden. Royan schien dieses für passend zu halten.«
    »Was bist du?« fragte Rick lauter.
    »Der Endpunkt und zugleich der Vorfahre der Evolution auf meinem Planeten«, antwortete das Hexaemeron.
    »Und darin liegt das Problem«, sagte Royan.
    »Bist du mit einem Sternenschiff gekommen?« fragte Rick.
    »Nein.«
    Rick stieß zischend die Luft hervor. »Wie bist du dann hergekommen?« Es war fast ein Schrei.
    »Aufgrund meines Fehlers«, sagte Royan. »Hast du die Persönlichkeitsprogramme erhalten, die ich für dich hinterlegt habe, Schneeglöckchen?«
    »Ja.«
    »Dann weißt du, daß meine ursprüngliche Version der Aussaatpflanze ein symbiotisches Arrangement war – terrestrische Landkorallen und außerirdische Mikroben kombiniert.«
    »Du hast gesagt, es wäre ein Prototyp, und Genetiker könnten eine einheitliche genetische Struktur zusammenspleißen, sobald du das Konzept bewiesen hättest.«
    »Yeah. Der Prototyp funktionierte zunächst recht gut. Du hast gesehen, was ich mit der Verwerfung gemacht habe. Dann ist etwas passiert.«
    »Bewußtsein ist entstanden«, sagte das Hexaemeron.
    »Nur zu wahr«, bestätigte Royan. »Die außerirdischen Mikroben entwickelten ein rudimentäres Empfindungsvermögen. Ich hatte gesagt, daß nichts wie diese Gensphäre in der Natur vorkommen könnte, und ich hatte recht. Sie wurde konstruiert, verdammt, und das absichtlich. Der Kern der Sphäre hat überhaupt nichts mit Genetik zu tun; er ist ein molekularer Schaltkreis, dessen Funktion der eines Neurons ähnelt, aber viel raffinierter ist. Man muß dafür den Begriff der kritischen Masse heranziehen: Man braucht nur genügend dieser Mikroben zusammenzuklumpen, und sie entwickeln eine Verarbeitungskapazität. In Ermangelung einer besseren Beschreibung: Sie fangen an, von

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