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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sehr steilen Hang hinauf in den Prozessor-Netzknoten getrieben.
    Zielabbildung: Muskelgekoppelte Panzerung.
    Greg, warst du das?
    Klar doch; du und ich, wir erwischen Reiger noch, kein Vertun.
    Zwei Raketen starten.
    Sie konnte nicht feststellen, ob die Geschosse abgefeuert worden waren oder nicht. Selbst die Geister der Erinnerung waren entflohen. Nur noch Schwärze ohne Form herrschte. Greg, laß nicht zu, daß mein Kind zu sowas wie mir heranwächst.
    O Suzi!
    Versprich es mir, Greg!
     
    Greg?
     
    Scheiße.

 
Kapitel vierzig
     
     
    Der skurril biologische Stoff der Höhle erschien Julia als passende Bühne, während sie Royan zuhörte. Das hier war weder das eine noch das andere, weder Fels noch Aussaatpflanze; mit beiden war etwas schiefgegangen, eine abgebrochene, unvollständige Entwicklung.
    Ihr Zorn hatte sich verzogen, wie es immer geschah, wenn sie sich darauf konzentrierte, die verwickelten Aspekte eines Problems zu verstehen. Diesmal war jedoch der Zustand kühler logischer Erwägung, die berühmte Evans-Rationalität, in Gefahr. Sie konnte sich Royan jeweils nicht länger als ein paar Sekunden ansehen – gefangen in dieser Kreatur, dieser grotesken Chimäre. Diese absichtliche Zerstörung seines Körpers. Wieder einmal. Sie wußte genau, wie sehr das seine Seele peinigte. Und dann noch dieses Schuldgefühl, weil sie wußte, daß der Abgrund zwischen ihnen daran Schuld war, der Abgrund, der ihn hierhergeführt, in diese Schmach gestürzt hatte. Falls sie sich nie begegnet wären, falls sie nie versucht hätte, ihn an sich zu binden, falls …
    Ihre Gedanken funktionierten auf praktisch unterbewußter Ebene automatisch; Prozessor-Netzknoten analysierten die Daten, die sie hörte, codierten sie, verteilten sie auf ihre Speicherknoten. Alle bereit, zu gegebener Zeit durch eine Logikmatrix geschickt zu werden. Ihre Entscheidung. Aber eigentlich wollte sie nichts anderes tun, als Royan in die Arme nehmen und festhalten. Wollte von diesem quälenden Druck frei sein und weiterleben. Wollte nur dieses eine Mal dem entrinnen, was sie beide waren.
    Gott oder das Schicksal schien niemals einem Evans diesen Weg zu eröffnen.
    Greg stöhnte; seine Augen weiteten sich vor Schreck. Seine Knie gaben nach, und Rick fing ihn gerade noch auf, ehe er stürzte.
    »Was ist los?« wollte sie wissen.
    »Suzi«, sagte er mit einer Stimme, die tief aus der Kehle kam. Sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Rick.
    »Warten«, sagte Julia. »Mehr können wir nicht tun.«
    Greg stöhnte erneut.
    Julia warf einen kurzen Blick auf das Hexaemeron und fragte sich, ob sie die Hardliner des Einsatzkommandos hereinrufen sollte. Aber das Hexaemeron schien untätig; die Oberfläche wurde von schimmernden Brechungsmustern überspült. Julia hatte sich darauf verlassen, daß Greg sie vorab warnen würde, falls es Anstalten zu einer feindseligen Aktion traf.
    »Tot«, sagte Greg benommen. »Suzi ist tot.«
    »Wie ist das passiert?« fragte Julia.
    »Sie hat Leol Reiger verfolgt, und sie sind irgendwo im Höhlensystem aneinandergeraten.«
    »Ist Reiger tot?«
    »Weißnich. Wir haben Suzis Raketen abgefeuert. Sie haben ihn vielleicht erwischt.« Er stützte sich auf Rick und richtete sich schwerfällig auf.
    »Reiger«, sagte Royan. »Ich habe von ihm gehört. Ein Teksöldner mit hoher Gefährdungsstufe. Arbeitet er für Jepson?«
    »Ja, er gehört zu ihm.« Sie starrte das Hexaemeron lange an. »Zu ihm, den du hergerufen hast. Kannst du einen Grund angeben, warum ich dich am Leben lassen sollte?«
    »Ich bin keine Gefahr, Julia Evans, weder für dich noch für deine Welt«, sagte die glatte Stimme des Hexaemerons. »Ich bin, wie schon festgestellt wurde, einfach eine Hebamme. Sobald die Arten, die in mir enthalten sind, geboren wurden, ist meine Zeit vorüber. Royan hat sich des Fehlers schuldig gemacht, mich nach seinen eigenen menschlichen Begriffen zu beurteilen. Die Lebensformen meines Planeten sind robust, ja, aber auch komplex organisiert. Sie treten nicht in dem Maße in Konkurrenz zueinander, wie es terrestrische Organismen tun.«
    »Was meinst du mit organisiert?« wollte sie wissen.
    »Die Pflanzen versorgen die Tiere mit allen Nährstoffen, die sie brauchen. Die Tiere sind keine Fleischfresser, sie machen nicht Jagd aufeinander, wie es auf eurer Erde übliche Praxis ist. Unser Leben ist harmonisch.«
    »Eine faschistische Gäa«, meinte Royan. »Alles kennt seinen Platz und bleibt auf ihm.

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