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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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werden, was zwischen ihnen bestand. Und wie todunglücklich Royan sein würde! Nicht nur, weil er die einzige Chance auf Gleichheit verpfuscht hatte, sondern auch eine solche Gefahr und ein solches Dilemma heraufbeschworen hatte, weil er Julia enttäuscht, sie wütend gemacht hatte, und weil er sie praktisch bis an den Punkt des Zusammenbruchs unter Druck gesetzt hatte. Vielleicht strapazierte das alles sogar Julias Liebe zu stark. Sie fürchtete sich davor, darüber nachzudenken. Instinkt und Besorgnis hatten sie bis hierher geführt, aber was blieb ihr jetzt noch?
    »Wenn du das tun kannst«, sagte sie vorsichtig zum Hexaemeron, »wenn du so viel zu bieten hast, warum hast du Clifford Jepson gerufen? Warum hast du dich nicht gleich an mich gewandt?«
    »Aber das habe ich«, entgegnete das Hexaemeron. »Dich oder Clifford Jepson; ihr seid euch ähnlich, habt beide die richtigen politischen Verbindungen, befindet euch beide in Positionen von direktem Einfluß. Ihr beide trefft eigene Entscheidungen, ohne jemanden zu konsultieren, und ihr fürchtet euch nicht, diese Entscheidungen zu treffen, selbst wenn sie nicht dem vorgeblichen öffentlichen Interesse entsprechen. Wäre Clifford Jepson als erster gekommen, hätte ich ihm dasselbe angeboten wie jetzt dir. So oder so gewinne ich.«
    »Die ganze Welt haßt Klugscheißer«, warf Royan ein.
    Julia trat bis an die bibbernde Schale des Hexaemerons heran und blieb stehen, als sie sie fast mit der Nase berührte. »Sagt es die Wahrheit, Greg?«
    »Yeah, soweit ich feststellen kann. Zumindest ist es ihm sehr ernst.«
    Jetzt, wo sie so nahe heran war, sah sie, daß Royans Nase weggefressen worden war; er hatte auch keine Lippen mehr, und die Augen – sie war sicher, daß sie fehlten. Das Hexaemeron hatte das getan, in einem Augenblick der Angst und Panik, wie Royan gesagt hatte. Konnte etwas, was praktisch eine Maschinenintelligenz war, Angst und Panik erleben? »Untersuche es weiter; ich muß ihm eine Frage stellen. Ich muß wissen, ob die Antwort ehrlich ist.«
    »Okay.«
    »Wurden die Mikroben zusammengespleißt, oder sind sie natürlich entstanden?« Sie hielt die Luft an. Waren sie absichtlich hergestellt und auf das Universum losgelassen worden, um Eroberungen durchzuführen?
    »Das ist eine Nullfrage«, antwortete das Hexaemeron. »Weder Laboratorien noch Instrumente oder Maschinen spielten dabei eine Rolle. Alles, was am Leben geblieben war, hat dabei mitgewirkt. An dem, was ich bin. Das intelligenzbildende Molekül im Zentrum der Gensphäre war ein Produkt der Notwendigkeit. Vielleicht kann man sagen, daß es konstruiert wurde, obwohl du vielleicht davon sprechen würdest, daß die Entwicklung in diese Bahn getrieben wurde. Freier Wille war daran nicht beteiligt. Das ursprüngliche Leben war mikrobenartig; wie das erste, so das letzte. Der Unterschied besteht in den genetischen Codes. Sechs Milliarden Jahre Evolutionsgeschichte. Denkst du, du hast das Recht, das auszulöschen, Julia Evans?«
    »Niemand sollte eine solche Entscheidung treffen müssen«, sagte sie, fast zu sich selbst. »Keine von solcher Tragweite.«
    »Jeder, der entscheiden kann, entscheidet auch. Das ist unvermeidlich. Falls du nicht fähig wärst zu entscheiden, wärst du nicht hier, würde Event Horizon nicht in seiner derzeitigen Form existieren. Deine Position kann nicht außer Kraft gesetzt werden.«
    »Royan?« bat sie.
    Sein dahinschmelzendes Gesicht zeigte weiterhin keine Gefühle.
    »Du kennst die Antwort schon, nicht wahr, Schneeglöckchen? Das Hexaemeron ist ein Geschöpf Gottes. Warum es hier ist – ich behaupte nicht, das zu verstehen. Aber es tut mir leid, daß ich nicht stark genug war, um an deiner Stelle zu entscheiden; ich würde alles tun, um dir das zu ersparen. Ich denke jedoch, das ist Seine Prüfung für dich.«
    Sie warf Greg einen verzweifelten Blick zu.
    Er reagierte mit einem traurigen Lächeln. »Ich sage dir, Julia, das alles, du selbst, das geht weit über meine Begriffe. Aber der Außerirdische hat recht; falls irgend jemandem die Entscheidung zusteht, dann dir. Ich würde es vorziehen, wenn du sie fällst.«
    »Es gibt etwas, was ich beisteuern kann«, warf Rick leise ein. »Eine dritte Option.«
    »Nur zu.«
    »Schicken Sie es zurück.«
     
    Sie konnte keine NN-Kerne konsultieren. Und es war lange her, seit sie mal keine zweite und dritte Meinung zu schier jedem Thema auf der Welt gehabt hatte. Sorgfältig löschte sie die in ihrem Prozessor-Netzknoten wartende

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