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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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in die Wandrisse aus. Dort entdeckte sie ein Labyrinth schmaler Ritzen unter der Oberfläche, verschobene Erzadern, wo Fels und Metall auseinandergerissen worden waren. Julias Körper sickerte hinein, füllte jeden Winkel aus. Die vordersten Ausläufer überholten Leol Reiger lautlos und glitten weiter voraus. Zehn Meter vor ihm sickerte Julia wieder in den Gang hinaus und bildete einen massiven Klumpen, wie kalter Schwefel. Die Gestalt im Panzeranzug humpelte, und das linke Bein knirschte laut bei jedem Schritt. Ein Infrarothelmstrahler leuchtete matt voraus und schwankte hin und her. Zwei Wärmeabstrahlplatten am Rücken waren ausgefallen, und der dritte leuchtete kräftig im Infrarotbereich. Julias für Magnetismus empfindliche Zellen entdeckten Energieschwankungen in den Muskelkontaktbändern. Die Luftansaugfilter des Helms knurrten asthmatisch.
    Leol Reiger blieb stehen, hob die Ripgun und zielte auf die glatte Protoplasmabarriere. Julia formte ein einen Meter hohes Relief des eigenen Gesichts und fuhr damit aus der Haut hervor. Ein grüner Fächer Laserlicht aus der Sensorenkapsel auf der Schulter des Panzeranzuges glitt über sie hinweg.
    Julia öffnete den Mund und benutzte die Zellen darin als Zwerchfell. »Ich hatte dich schon gewarnt, Leol Reiger, daß ich dich nicht vergessen würde.«
    Leol Reigers Anzuglautsprecher schaltete sich klickend ein. »Julia Evans. Eins muß ich dir lassen, das ist schon ein toller Trick. Möchtest du ein Geschäft machen?«
    »Nein. Du sollst nur wissen, daß ich es war.«
    »Yeah? Dann solltest du lieber gut sein, reiches Miststück; du solltest die verdammt Beste sein! Denn ich habe dir schon mal gesagt: Der einzige Ausweg ist der, den wir unter uns ausmachen.«
    »Ja, das hast du gesagt.«
    Leol Reiger feuerte und rückte dabei vor.
    Ripgunschüsse gruben sich in Julias übergroßes Gesicht und verwandelten es in Asche. Dampf und Kohlenstoffpartikel spritzten daraus hervor, Leol Reiger entgegen, während Zellen zu Hunderten von Milliarden starben.
    Julia expandierte ihre Zellen, füllte die Hohlräume rings um den Gang. Osmotischer Druck verlagerte das aufgenommene Wasser in ihrem Körper; jede einzelne Kapillare blähte sich darunter auf. Sie spürte den Vorgang als peristaltische Kontraktionen, und die Muskeln spannten sich bis an die Grenze. Das Gestein kreischte in Agonie auf, als der hydrostatische Druck den Gang allmählich zudrückte. Ein heftiges Zittern warf Leol Reiger auf die Knie. Die Ripgun fiel klappernd zu Boden. Er drehte sich auf den Rücken und hob die Arme, drückte gegen das Dach, während es sich absenkte. Beulen entstanden im metallokeramischen Panzer.
    Julia drückte noch lange weiter zu, als es schon überhaupt nicht mehr nötig war, preßte jeden Rest Luft aus dem komprimierten Gestein heraus.

 
Kapitel einundvierzig
     
     
    Greg drückte sich an die rauhe Oberfläche der Gangwand, als sich der außerirdische Behemoth vorbeischlängelte. Fast hätte er glauben können, daß Neurohormonmißbrauch seine Synapsen für Halluzinationen anfällig gemacht und ihn in einem Universum ausgesetzt hatte, das den Launen des Bewußtseins unterlag. Irgendwie wünschte er sich, daß es so wäre, denn dann wäre der Außerirdische nicht real gewesen.
    Zwei Meter Durchmesser, eine Haut wie rauhes Leder, schwarz, schaurig beweglich und mit mehr träger Masse als ein drohend aufgerichteter Dinosaurier. Schattenhafte Gedankenströme liefen auf ganzer Länge durch diesen Körper, verzerrte menschliche Neigungen, die in ihrer Metamorphose alles waren, nur nicht gerade beruhigend. Menschlich ohne Menschlichkeit.
    »Eine Schlange der Finsternis!« schrie Sinclair. »Der fleischgewordene Satan.«
    Starke Windwirbel peitschten an Gregs Gesicht vorbei und verbreiteten den Gestank von Fäulnis, von reifen Früchten, die auf ihren Zweigen verschimmelten. Er hustete und blinzelte in dem beißenden Geruch.
    »Gebenedeit sei Maria, für alle meine Sünden bitte ich um deine Vergebung«, sagte Sinclair. Er preßte die Augen fest zu.
    »Es wird Ihnen nichts tun«, sagte Julia über das Raspeln der fremdartigen Haut hinweg, die über den Fels rutschte. Julias Gedankenströme zeichneten sich durch eine selbstsichere Ruhe aus, um die Greg sie beneidete.
    »Nicht das!« rief Sinclair. »Das wollte ich nicht! Sie haben das Tier losgelassen. Was ich wollte, war ein Ende des Wahnsinns und der Beginn der Gerechtigkeit.«
    »Er ist harmlos«, sagte Rick. »Glauben Sie mir. Wir haben ihn

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