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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wäre eine gute Idee, zurück an die Wand zu treten, wenn es kommt, kein Vertun.«
    »Ist es immer noch sie?«
    »Yeah.«
    »Jesus!«
    »Sie wollten ja mitkommen, Rick«, sagte ihr fleischliches Selbst. Ein helles Lachen klang in der Stimme mit, das seit einiger Zeit gefehlt hatte. »Richtig hartnäckig waren Sie.«
    Rick grunzte bestürzt. Alle drückten sich flach an die Gangwände.
    Julias außerirdischer Körper wurde kompakter. Der Raum war nicht groß genug für sie; Royans Aussaatpflanze hatte sich weiter ausgebreitet, als sie erwartet hatte – weitere fünf halbkugelförmige Höhlen, fast ein Kilometer an Verbindungsgängen. Sie formte sich zu einer Schlange von ein paar Metern Durchmesser, härtete die Außenschicht und machte sie rauher, um bessere Traktion zu erhalten, und drängte durch den Gang.
    »Mein Gott!« schrie Sinclair. »Das Tier! Das Tier ist gekommen!« Er sank auf die Knie und faltete die Hände zum Gebet. »Und wenn sie alle Zeugnis abgelegt haben, wird das Tier, das aus dem tiefsten Abgrund heraufsteigt, sie mit Krieg überziehen und sie überwältigen und töten.«
    »Oh, halten Sie die Klappe«, sagte Rick.
    Die Sicherheits-Hardliner zielten voller Angst mit den Ripguns auf Julia, als ihre tastende Spitze vorbeiglitt.
    »Runter damit!« befahl ihr fleischliches Selbst mit eiserner Stimme. »Runter mit den Waffen. Es wird uns nichts tun.«
    Nicht, daß es etwas ausgemacht hätte, wenn sie geschossen hätten. Julia konnte die Strahlen absorbieren, ohne echten Schaden zu erleiden, und ihnen die Waffen wegnehmen, wie es eine Mutter bei fehlgeleiteten Kindern tat. Ja, Royan hatte das Hexaemeron mit Recht gefürchtet. Zärtlich betrachtete sie den Zellknoten, der das schlummernde Bewußtsein ihres Liebsten barg. Eines Tages würden sie wieder zusammen und wirklich frei sein.
    Ihre Spitze spaltete sich in zwei auf, als sie in die Katakomben vordrang; dann verzweigten sich diese Spitzen wiederum. Sie sondierte die Spalten und Gänge der Verwerfung. Eine Flut aus Bindeöl, das jeden Winkel ausfüllte. Einige ihrer Extremitäten waren dünner als Blätter, kaum fünf Zellen dick.
    Sie nahm die Höhlen und Gänge in Augenschein; sie wirkten in dem unteren Infrarotband bedrückend miasmatisch. Felsformationen zeigten ihre Zusammensetzung und ihre Schwächen; Erze wurden geprüft. Sie sah, wie Wasser durch die trostlosen, zerklüfteten Hohlräume strömte und etliche dünne Wasserfälle mit erkennbar abnehmendem Volumen durch abgelegene Klüfte plätscherten. Daraus folgerte sie, daß der See neben dem Dorf der Himmlischen Apostel zerstört worden war.
    Sie begann damit, das Wasser aufzusaugen, und eröffnete ein Geflecht aus Kapillaren, um es gleichmäßig zu verteilen.
    Leichen in muskelgekoppelten Panzerungen lagen im sinkenden Wasser, in engen Spalten eingeklemmt oder von hervorstehenden Felszacken festgehalten. Kleine Haufen Strandgut schaukelten durch die Gegend. In einem Gang entdeckte Julia einen Hund, dessen Fell schlimm versengt war und dessen gegrilltes Fleisch sich abschälte. Sie streckte ein Pseudopodium aus und verdaute ihn.
    Suzi schwamm mit dem Gesicht nach unten in einer halbmondförmigen Höhle, in der sich das Wasser gesammelt hatte. Lange Brandfurchen zogen sich über Rücken und Beine ihrer Panzerung. Ripgunschüsse hatten geschmolzene Narben im Fels hinterlassen, und glasige Perlen tropften an den Wänden herunter wie Wachs von einer Kerze.
    Julia saugte das Wasser auf, schob einen großen Klumpen des eigenen Körpers in die Höhle und blies ihn dort auf wie eine Blase, bis jeder Quadratzentimeter der Felsoberfläche mit einer dünnen Haut aus Zellen bedeckt war. Vier Raketen waren hier detoniert; sie schmeckte die bitteren Chemikalien, die die Gefechtsköpfe in die Wände getrieben hatten. Winzige Partikel Metallokeramik waren festzustellen, ebenso Komposit- und Plastikfragmente. Leol Reiger war also getroffen worden.
    Sie zog ihren weit ausgestreckten Körper aus den entfernten Abschnitten der Verwerfungszone zurück und konzentrierte sich darauf, die Umgebung von Suzis Höhle zu untersuchen.
    Schritte verrieten ihn; zwar hörte Julia auch das Einsatzkommando in der Dorfhöhle und deren Umgebung herumtappen, aber diese Geräusche konnte sie mit Hilfe von Unterscheidungsprogrammen schnell eliminieren. Dann hörte sie Leol Reiger, ein monotones Stapfen, wobei ein Fuß langsamer war und schwerer aufprallte.
    Sie drang in den Gang hinter ihm ein und streckte forschende Tentakel

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