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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gingen aus.
    »Von wo aus möchtest du zusehen?« fragte Maria.
    »Bring uns zum nördlichen Nabenkrater«, sagte Julia. »Aber nicht zu dicht heran.«
    Purpurne Linien liefen flirrend über die Frontscheibe. Greg hörte, wie die Reaktionssteuerdüsen zündeten. Die Falcon näherte sich dem Schwarm Rettungskapseln, und hinter dem Nordende des Asteroiden kam die sonnenbeschienene Spiegelspindel in voller Länge ins Blickfeld.
    »Hier kommen Schadensmeldungen aus der Umweltkontrollsektion der zweiten Habitathöhle herein!« rief Sean. »Fünf Kohlenwasserstofftanks sind aufgeplatzt; massiver Flüssigkeitsverlust!«
    »Schicken Sie keine Reparaturmannschaften hinunter«, sagte Julia.
    »Aber …«
    »Keine, Sean!«
    »Drei weitere Tanks sind hinüber.« Ein frustrierter Unterton machte sich in Seans Stimme breit. »Wir werden sie alle verlieren.«
    »Werden Sie nicht«, erwiderte Julia ungerührt.
    »Jesus Christus, die Kommandozentrale meldet Rotationsschwankungen! Das Schwerkraftzentrum in der zweiten Habitathöhle verschiebt sich!«
    »Sean, bitte. New London wird keinen Schaden erleiden.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Julia …« begann Victor.
    Sie legte ihre Hand auf seine. »Alles in Ordnung, Victor, wirklich.«
    »Okay.« Er nickte erkennbar widerstrebend.
    Greg wollte etwas sagen, etwas tun, um Victor und die Leute in dem Asteroiden zu beruhigen. Julias Überzeugung war unerschütterlich, aber hatte nur in ihr Platz, teilte sich anderen nicht mit. Er selbst hatte natürlich auch daran geglaubt, als der Außerirdische an ihm vorbeiglitt, aber er sah keine richtige Möglichkeit, diese Überzeugung zu vermitteln. Einfach abwarten und beten, daß Julia wieder mal ihre Versprechungen einlösen konnte.
    Die Feststoffraketen der Rettungskapseln waren inzwischen alle ausgebrannt, und nur noch ihre weißen und grünen Stroboskopenlampen blinkten vor dem Hintergrund der Sterne, während sie sich von New London entfernten.
    Ein weiterer Schub aus den Reaktionssteuerdüsen stoppte den Gleitflug der Falcon. Die Maschine hielt ihre Position tausendfünfhundert Meter vor der Spiegelspindel. Sie schnitt das Sternenfeld in zwei Hälften, ein offenes, silberweißes Gitter, sechs Kilometer lang, und die röhrenförmige Sandleitung zog sich auf ganzer Länge durch die Mitte. Die Gießerei am Ende war ein Schattenprofil, verloren im Kernschatten des Spiegels, und rote Blinklichter blitzten lautlos rings um ihre leeren Kapselluken.
    Die Falcon rotierte um die eigene Längsachse, und der nördliche Nabenkrater trat ins Blickfeld.
    »Jetzt«, sagte Julia ehrfürchtig. Ihre Hand drückte nach wie vor fest auf Victors Hand, und die zierlichen Knöchel wurden weiß.
    Greg konnte direkt in den Krater hineinsehen; er war größer als sein Gegenstück an der südlichen Nabe, durchmaß ein paar Kilometer, ein tiefer kegelförmiger Biß im Gestein. Die Flanken waren glattes schwarzes Glas, durchzogen von aschgrauen Strahlen. Hier war alles ruhig, aber es mußte fast wie in der Hölle zugegangen sein, als die Elektronen-Kompressions-Sprengköpfe ihn freigenagt hatten.
    Schwaches Licht aus dem großen Spiegel, das bis hierher gestreut wurde, erhellte die schrägen Wände. Der konkave Boden durchmaß dreihundertfünfzig Meter und war bedeckt mit einem Netzwerk aus blassen Metallstreben, in denen das Lager der Spindel verankert war, ein dicker, mit Goldfolie überzogener Ring mit den Supraleitermagneten, die der Spindel Halt boten und für ihre Rotation sorgten. Die Sandröhre lief durch den Mittelpunkt des Rings und verschwand in einem pechschwarzen Bohrloch im Kraterboden.
    »Wir haben sämtliche Datenleitungen in die zweite Habitathöhle verloren«, meldete Sean. »Und das schließt die Gießerei mit ein. Aber irgendwas zapft die Energieleitungen an; die Spannung liegt bei hundert Prozent der Kapazität. Wir müssen die Stromzufuhr zu Teilen der Hyde Cavern herunterfahren, um damit fertig zu werden.«
    »Danke, Sean«, sang Julia. »Es ist wichtig, daß Sie die Stromversorgung aufrechterhalten. Der Abfluß wird nur wenige Stunden anhalten.«
    Greg konnte sich einfach nicht vom Lager der Spindel abwenden. Eine intuitive Erwartung baute sich in ihm auf wie das rötliche Glühen vor der Morgendämmerung, ungeachtet der Restspuren des Neurohormonkaters. Vielleicht war Sinclair letztlich doch nicht so bescheuert.
    Direkt außerhalb des Spindellagers brach ein kleiner Kreis im Kraterboden auf, wackelte wie ein leichtes Erdbeben, und dann brach der Boden

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