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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Tür. »Ich bin vor ein paar Monaten fünfzehn geworden. Na ja, eigentlich eher vor neun Monaten.«
    Dem Datenprofil zufolge, das Baronski ihr übermittelt hatte, hatte Fabian seinen fünfzehnten Geburtstag vor kaum vierzehn Tagen gefeiert. »Das ist toll.«
    Fabian wurde rot. »Wieso?«
    »Weil die Leute dich immer noch wie ein Kind behandeln, obwohl du es nicht mehr bist. Du kämst glatt mit Mord durch.«
    Er klappte für einen Moment lautlos den Mund auf und zu. »Ah, ja, klar.«
    Die Fahrstuhltür öffnete sich zum Oberdeck der Gondel. Fabian führte Charlotte einen langen Flur entlang zu ihrer Kabine. Sie überlegte sich erneut, wie groß die Colonel Maitland eigentlich war.
    »Danke, Fabian«, sagte sie, als die Kabinentür aufglitt.
    »Schlafe ruhig, so lange du möchtest. Wir haben hier keine festen Essenszeiten. Die Köche geben dir immer etwas, wenn du sie fragst. Dazu sind sie ja hier.« Er schlenkerte sich das Haar aus den Augen. »Möchtest du morgen mit mir schwimmen gehen?«
    »Schwimmen? Auf einem Luftschiff? Wie macht ihr das – springt ihr ins Meer?«
    Für einen ganz kurzen Augenblick leuchtete das Lächeln eines Fünfzehnjährigen in seinem Gesicht auf. »Nein, überhaupt nicht. Ich zeige es dir.«
    »Klingt gut. Dann haben wir eine Verabredung.«
     
    Sie erwachte und vernahm den Hauch eines Summens; sie mußte sich richtig konzentrieren, um auch sicher zu sein, daß sie es sich nicht nur einbildete. Es schien in einem seltsamen, eigenen Zyklus an- und abzuschwellen und war nicht von Vibrationen begleitet. Sie dachte, daß es vielleicht die Propeller waren.
    Die Kabine war elegant und üppig eingerichtet und erinnerte vage an den Stil eines Dampfers aus dem neunzehnten Jahrhundert: Frisierkommode und Truhen aus Holz, moosartiger Saphirteppich, Bioleuchtkugeln, die wie riesige Opale wirkten, Bilder mit Landschaften von vor der Erwärmung an den Wänden. An einer Wand verbreiteten drei Auberginevorhänge ein trübes Licht. Auf dem Nachttisch entdeckte Charlotte eine Fernbedienung.
    Sie fand den Schalter für die Vorhänge und wälzte sich aus dem Bett, während die Vorhänge zur Seite glitten und lange rechteckige Fenster in Messingrahmen freilegten.
    Die Colonel Maitland kreuzte drei oder vier Kilometer über dem Mittelmeer. Das Wasser leuchtete tief unter ihr in einem satten, klaren Blau, wobei die Wellenkämme silbern glitzerten. Charlotte war noch nie auf diese Weise über dem Mittelmeer geflogen. Die Hyperschallflugzeuge zogen so hoch und schnell ihre Bahnen, daß die Einzelheiten zu nichts verschwammen und die Meere auf formlose blaue Flächen reduziert wurden. Die jetzige Aussicht hingegen hypnotisierte sie. Sie entdeckte dort unten Schiffe, die lange Kielwasserspuren hinter sich her zogen – Großraumfrachter, rostige Splitter, die nicht größer schienen als ihre Daumennägel.
    Jemand klopfte leise an die Tür. Charlotte sah sich um und entdeckte einen Frotteebademantel am Fußende des Bettes. Sie schlüpfte hinein.
    »Ja, bitte?«
    Es war ein Dienstmädchen, eine Frau in den frühen Dreißigern. Sie trug einen schlichten, schwarzen, knielangen Kittel und hatte das mausbraune Haar zu einem ordentlichen Knoten gebunden. Sie knickste. Und bekam es richtig hin, wie Charlotte bemerkte.
    »Hat Madam gut geschlafen?« Das Dienstmädchen sprach Englisch mit einem leichten Akzent. Slawisch?
    »Unter uns brauchen wir diesen Unsinn nicht«, sagte Charlotte.
    »Madam?«
    Das tat weh. Förmliches Verhalten war das Mittel, mit dem die Hausangestellten eines Kunden ihr zeigten, daß sie sie in eine soziale Kategorie weit unter ihnen einordneten, etwa auf einer Stufe mit den Haustieren der Familie. Dumm, verhätschelt und gut dressiert. »Ich habe sehr gut geschlafen. Ist das übrige Schiff schon munter?«
    »Es ist fast elf, Madam.«
    Charlotte blinzelte überrascht. Als sie wieder zum Fenster hinaussah, stellte sie fest, daß die Sonne schon ein gutes Stück den Himmel hinaufgewandert war.
    Sie legte den Kopf schief, fand irgend etwas am Aussehen der Sonne vage beunruhigend. Aber was die Anomalie auch ausmachte, sie konnte es nicht genau bestimmen.
    »Mr. Whitehurst erwartet mich zum Lunch«, sagte Charlotte. »Um wieviel Uhr ist das?«
    »Zwölf Uhr fünfzig, Madam.«
    Charlotte fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Ich dusche zuerst. Wo sind meine Sachen?« Das Kleid, das sie auf dem Newfieldsball getragen hatte, war über einen Stuhl drapiert. Sie war letzte Nacht so müde gewesen, daß sie

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