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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schloß.
    Charlotte sah sich um, als Bioleuchtstreifen hinter Schutzgittern ansprangen. Der Raum wirkte industriell – eine hohe, düstere Decke, die Wände mit großen Wärmeisolierplatten vertäfelt. In der Vergangenheit hatten hier schwere Maschinen gestanden; die Sockel ragten immer noch aus den Wänden hervor. Zwei Reihen dicker Rohre erhoben sich aus dem Boden wie stummelige Schornsteine, mit Metallplatten abgedeckt. Ein Spinnennetz aus leeren Kabelrohren wölbte sich über die Tür. Inzwischen war der Raum die Bude eines Teenagers geworden. Eines reichen Teenagers. Charlotte sah Flachbildschirme an den Wänden, etliche Hardwareterminals und Displaykuben auf alten Tischen, Kissenhaufen, ein Musikdeck, ein paar elektrische Gitarren, große Lautsprecher, herumliegende Kleidungsstücke, leere Schachteln und zehn große Tanks mit tropischen Fischen.
    »Dieser Raum enthielt früher die magnetohydrodynamischen Maschinen«, sagte Fabian. »Als die Colonel Maitland noch ein normales Fahrgastschiff auf dem Pazifik war, verbrannte sie Wasserstoff, um Energie zu gewinnen. Die Solarzellenhülle zieht nicht genügend Strom für die Propeller, weißt du. Als Vater das Schiff umrüsten ließ, haben wir Gigaleiterzellen eingebaut. Spart eine Unmenge Gewicht ein.«
    »Woher stammt der Strom jetzt?« fragte sie.
    Fabian ließ sich auf einen der Sitzsäcke plumpsen, die Hände hinter dem Kopf, und strahlte. »Die Gulfstream ist mit zusätzlichen Zellen ausgestattet. Bei jeder Landung werden die aus dem industriellen Versorgungsnetz aufgeladen, und sobald das Flugzeug zurückkommt, übertragen sie den Strom.«
    »Hier treibst du dich also rum, was?« Sie betrachtete einen der Fischtanks und bewunderte die kräftigen Regenbogenmuster der Guppys; sie vermutete, daß die Gentechnik eine führende Rolle bei ihrer Abstammung gespielt hatte.
    »Jap.«
    »Und was genau machst du hier?«
    »Ich zeige es dir.« Fabian sprang auf und bewegte dabei ruckhaft die Glieder, als würde er mit Drähten gesteuert. Er zog das T-Shirt aus. »Das ist wirklich das rasanteste Spiel auf dem Markt! Ich liebe es. Ich bin auch gut darin, echt gut.«
    Sie runzelte leicht verwirrt die Stirn, während er in einem Haufen Trödel herumkramte. Er zog ein ärmelloses, fleckiges und zerrissenes Hemd hervor und klemmte sich dann etwas an, was nach einer Panzerung aussah – ein Rumpfschutz aus Metall in Dschungeltarnfarben; ein kleiner Strahler war auf einem Stiel über der linken Schulter montiert.
    »Der Bildschirm dort«, erklärte Fabian ihr drängend. »Paß auf!« Er tippte rasch etwas auf einem kompliziert aussehenden Terminal. »Bitte, Charlotte.«
    »Klar.« Dein Daddy bezahlt schließlich dafür. Sie sah, daß er sich einen GI-Helm mit herunterhängendem Funkmikro zugelegt hatte. Er packte jetzt eine sperrige Schußwaffe, eine Kreuzung zwischen Schrotflinte und halbautomatischem Gewehr, und bezog im Zentrum einer runden schwarzen Matte Stellung.
    Das Kostüm erschien ihr seltsam vertraut. Dann leuchtete der kinoformatige Flachbildschirm an der Rückwand auf.
    Ein überfüllter Raum in trübem, rotem Licht, voller Metallschränke, die die Wände und schmale Zwischengänge bildeten. Gestalten, in Alarmstellung erstarrt, alle mit Gewehren, wie auch Fabian eines hatte, alle die besorgten Gesichter zur Decke gerichtet. Charlotte erkannte die Frau in der Mitte: Sigourney Weaver. »Ich kenne das«, sagte sie. »Eine Szene aus Aliens.«
    Fabian lachte. Plötzlich war er in eine Zwei-Meter-Blase aus holographischem Licht getaucht, ein schattenloser perlfarbener Dunst. Schwache bunte Linien flackerten um ihn herum, ein in Blau gezeichnetes Exoskelett, als wäre er in ein Computer-Graphikdisplay eingesponnen.
    Die Szene auf dem Flachbildschirm wurde lebendig. Und da war auch Fabian, einer der Space Marines, der wie wild ballerte, als die Aliens durch die Decke der Kommandozentrale brachen. Er hatte die gewählte Rolle offensichtlich perfektioniert, kreischte Obszönitäten und pustete die Kreaturen in Explosionen aus grünem und gelbem Blut auseinander, während er den Rückzug in die Krankenstation sicherte. Dann durchbrach eines der Aliens vor ihm den Boden, und er stürzte und feuerte trotzig weiter, bis eine schwarze skeletthafte Hand sein Gesicht packte und ihn ins Vergessen zerrte. Ein letzter Entsetzensschrei, und er war verschwunden.
    Charlotte lachte entzückt, klatschte und pfiff. »Da capo!« Sie brauchte es nicht zu spielen. Fast alle ihre Kunden

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