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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich nicht mal die Mühe gemacht hatte, einen Bügel dafür zu suchen. Jetzt war der Stoff wahrscheinlich rettungslos zerknittert.
    Das Mädchen öffnete eine Schublade. Charlotte entdeckte dort einige ihrer Sachen, ordentlich zusammengefaltet. Wann war das geschehen?
    »Möchte Madam, daß ich ihr im Bad zur Hand gehe? Ich bin in Maniküre ausgebildet.«
    »Verstehen Sie sich auch darauf, das Haar zu richten?«
    Eine leichte Verbeugung.
    »Gut, in diesem Fall können Sie mir helfen.« Und sich dabei diesen hübschen sauberen Kittel ganz mit Wasser und Seife vollkleckern.
    Das Mädchen schob eine Tür aus lackiertem Kiefernholz auf, die ins Badezimmer führte – ganz Marmorflächen und extravagante Topffarne.
    Der Marmor mußte nachgemacht sein, entschied Charlotte. Nicht einmal auf diesem Luftschiff wäre das Gewicht zu verkraften gewesen. Jason Whitehurst, der seinen Gästen Marmorimitat anbot. Sie lächelte.
    »Mr. Jason hat mich beauftragt, darauf zu achten, daß Ihre Tagesgarderobe für die Begleitung Master Fabians geeignet ist«, sagte das Mädchen. Ihr Gesicht war schön gefaßt. »Ich habe mir die Freiheit genommen, eine oder zwei der knapperen Stücke aus Madams Garderobe auszulegen. Ich hoffe, daß sie Ihren Beifall finden; ich mußte aus so vielen die Wahl treffen.«
    »Na, danke, ich bin sicher, daß Ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet unvergleichlich sind.« Charlotte segelte königlich ins Bad. Eins zu eins. Aber hier bahnte sich ein langer, schmutziger Krieg an.
     
    Der Lunch war eine schwierige Angelegenheit. Sie nahmen ihn im Achterspeiseraum auf dem Oberdeck der Gondel, mit Ausblick aus dem Heck des Luftschiffes. Charlotte fand heraus, daß sie völlig recht gehabt hatte, was die Colonel Maitland anbetraf. Sie war riesig: siebenhundert Meter lang, hundertundzwanzig Meter Durchmesser. Der Rumpf bestand aus Solarzellen, eine glänzend schwarze Umhüllung, die das Sonnenlicht in schmalen Wellen reflektierte und damit das Meer darunter nachahmte.
    Jason Whitehurst saß am Kopfende der Tafel mit dem Rücken zur geschwungenen Reihe der Fenster. Charlotte und Fabian saßen beiderseits von ihm einander gegenüber. Fabian gab sich Mühe, nicht zu glotzen. Ein oder zweimal glaubte sie jedoch, wieder den Schimmer der Vorfreude in seinem Gesicht zu entdecken.
    Während sie den Löffel in die Avocatovorspeise tauchte, beobachtete Charlotte das durchscheinende Schwirren der gegenläufig rotierenden Heckpropeller. Die Colonel Maitland lief mit hundertfünfzig Stundenkilometern. Charlotte hatte gar nicht gewußt, daß Luftschiffe so schnell fahren konnten; sie hatte sie eher als schwerfällige Dinosaurier eingestuft.
    »O nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Jason Whitehurst, als sie es erwähnte. »Selbst die vorherige Generation starrer Luftschiffe aus den 1930ern erreichte Geschwindigkeiten von circa hundertzwanzig Stundenkilometern. In voller Fahrt schafft die Colonel Maitland hundertachtzig. Als Fahrgastschiff auf der Transpazifikroute ist sie eine Reisegeschwindigkeit von etwa hundertfünfzig gelaufen.«
    »Sie war ein Fahrgastschiff?« fragte sie.
    »Ja. Luftschiffe hatten ihren großen Auftritt nach der Erwärmung und der Energiekrise. Gräßliche Zeit, damals, die ganze Welt ist für zehn Jahre wirklich verrückt geworden. Ich denke jedoch, das war vor Ihrer Zeit, meine Liebe. Und Sie können von Glück sagen, daß Sie sie versäumt haben. Aber als die Jetflotten am Boden festsaßen, weil der Treibstoff unmöglich teuer geworden war, hatten wir nur noch Schönheiten wie die alte Colonel, bis Event Horizon die Molekularstruktur des Gigaleiters knackte. Danach waren natürlich alle verflixt tempoversessen. Hyperschallflugzeuge, Raumgleiter, nichts als Hetze und geschäftiges Treiben. Man sollte sich nicht beklagen, denke ich; die Welt ist heute wieder ein besserer Ort, sagen jedenfalls alle. Aber Luftschiffe haben soviel Klasse. Deshalb konnte ich auch nicht widerstehen, als dieser alte Knabe auf dem Markt angeboten wurde.«
    Charlotte nahm einen Schluck von ihrem Weißwein. Dieser Auftrag erwies sich langsam als völlige Zeitverschwendung. Jason Whitehurst verbrachte die meiste Zeit an Bord der Colonel Maitland, sagte er, und ging nur für Parties wie den Newfieldsball, andere gesellschaftliche Ereignisse und gelegentliche geschäftliche Begegnungen an Land. Sein Handelsimperium wurde größtenteils von seinen Frachtagenten geleitet, und neunzig Prozent seiner Finanzgeschäfte tätigte er über private

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