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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eigentlich nicht hingehen wollen, hatte nicht gewußt, was sie anziehen sollte, was für ein Geschenk sie besorgen sollte. Wie so eine blöde Wilde, die aus einem Cybofax schlauzuwerden versuchte. Es war ein heftiger Schock festzustellen, wie weit sie sich der Gesellschaft entfremdet hatte. »Er hat eine Frau, Kids, eine Farm, den ganzen Scheiß. Und er ist nie zurückgekommen.«
    »War er dein Liebhaber?«
    »Nein. Ja. Eigentlich nicht. Gute Kameraden, mehr nicht.«
    »Und du denkst, du kannst es auch so machen?«
    Suzi strich Andria die feuchten Haarsträhnen von der Stirn. Sie wollte nachher immer zärtlich sein, ihre vorangegangene Heftigkeit wiedergutmachen, dem Mädchen zeigen, daß sie sich wirklich etwas aus ihr machte. Sie wußte, daß Sex einer ihrer schwachen Punkte war – sie mußte obenauf sein, wenn es Jungen waren, mußte die Mädchen zwingen, sich zu unterwerfen. Sie wollte damit aufhören, normal sein. Wußte aber nicht, wie sie das machen sollte, fand einfach nicht heraus, wie sie auf die andere Art funktionieren sollte, von der alle immer redeten, dieser ganze Scheiß von Geben und Teilen. Sex war Macht.
    »Die verdammte Chance, was anderes zu machen«, sagte Suzi. »Ich meine, wir Teksöldner scheißen absichtlich auf die Konvention. Das definiert uns. Aber dieser ganze Mist mit Beruf und Familie, er funktioniert bei Milliarden Menschen, er funktioniert, verdammt noch mal! Wenn ich nur etwas hätte, wofür ich leben könnte, etwas, worauf ich ein bißchen stolz sein könnte.« Sie war lauter geworden, ohne es zu merken. »Scheiße, vielleicht hatte Leol Reiger recht, als er sagte, ich würde nicht mitbringen, was man für diesen Job braucht. Manchmal hoffe ich, daß er recht hat. Aber ich brauche etwas, was mich in dieser anderen Welt verankert. Ein Kind täte das.«
    »Ja«, sagte Andria schlicht.
    »Du machst es?«
    »Natürlich. Ich liebe dich, Suse.«
    Jetzt betrachtete Andria immer noch das Hyperschallflugzeug über ihnen. Die Balkone an der Ostwand des Soreyheath-Eigentumsblocks gingen hinaus auf den Yachthafen von New Eastfield und die glänzenden Bauten des Prior’s-Fen-Atolls in der schummerigen Ferne dahinter. Die Balkone waren wie Theaterränge versetzt angelegt, so daß Suzi jeden Balkon unter ihr, aber nicht die beiden darüber einsehen konnte. Eine in Beton gegossene Aussage über die soziale Stellung, fand sie immer.
    Die Spitze des Flugzeuges ragte über die Dachkante hinaus und erinnerte an einen Raubvogel, der sich dort zusammenkauerte, um sich auf die Körper zu stürzen, die unter ihm einladend in Rückenlage arrangiert waren.
    Zugriff auf Concierge. Identifiziere Eigentümer des gelandeten Flugzeugs. Suzi nahm einen Schluck Orangensaft aus ihrem Glas. Sie verzichtete im Moment auf Alkohol; es wäre Andria gegenüber nicht fair gewesen.
    Pegasus G-ALPH, eingetragen auf den Event-Horizon-Konzern. Suzi warf einen nachdenklichen Blick auf die weiße Schnauze.
    Das Telefon läutete.
    Andria drückte die Taste für reinen Audiobetrieb. »Ja?«
    »Gäste für Sie, Miss Landon«, sagte die synthetische Stimme der Concierge- Ware. »Julia Evans und Greg Mandel.«
    Suzi hörte, wie Andria nach Luft schnappte, als Julias Name fiel, und lächelte über den unschuldigen, fragenden Blick des Mädchens. Sie machte sich auf die Suche nach ihrem Bademantel. »Na, dann schick sie herein.«
     
    Suzi hatte Greg seit mehr als sechs Monaten nicht gesehen, obwohl sie sich wirklich bemühte, mit ihm in Verbindung zu bleiben. Sozusagen. Mit Julia hatte sie seit fast drei Jahren nicht mehr gesprochen. Die Multimilliardärin war nur ein paar Jahre älter als Suzi. Als sie eintrat, konnte Suzi keine nennenswerten Spuren von Alterung erkennen. Julia sah immer noch wie junge fünfundzwanzig aus. Dabei hatte sie nicht diese eingebildete Art, die sie veranlaßt hätte, zu den Chirurgen zu rennen. Reich und jung; es gab einfach keine Gerechtigkeit.
    Greg drückte und küßte Suzi kurz. Julia schien nicht recht zu wissen, was sie tun sollte – küssen, Hände schütteln, winken …
    »Ich dachte, ihr Aristotypen wüßtet immer, was ihr in jeder gesellschaftlichen Situation zu tun habt«, spottete Suzi. »Angeborene Etikette und all die anderen Verschrobenheiten.«
    Julia verzog das Gesicht und streckte ihr die Zunge heraus.
     
    Suzi drehte die weiße Geschenkschachtel in den Händen. Blumen waren nicht ihr Ding, aber sie mußte schon zugeben, daß diese hier ein bißchen komisch aussah. Nur …

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