Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Mutizen das wirklich physikalisch demonstriert?« fragte Julia scharf.
»Falls ja, haben sie uns nichts davon erzählt«, antwortete Peter Cavendish. »Es war nur ein Appetithappen, um unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten.«
»Und glauben Sie mir, das hat funktioniert«, warf Nicholas Beswick ein. »Wir haben bislang nur die Verhaltensgleichungen dieser Kraft erhalten. Kein Wort dazu, wie man sie erzeugt.«
»Hmmm.« Julia starrte Nicholas Beswick an, bis er rot wurde. »Sie sind der beste, den ich habe, Nicholas; haben Sie eine Idee, wie man einen solchen Wechselwirkungsgenerator bauen könnte?«
Er brachte mit den Lippen ein Furzgeräusch hervor. »Keine Spur, tut mir leid. Das geht völlig über meine Begriffe. Im Grunde sind Gluonenemissionen der Art, wie sie sie uns beschrieben haben, mit unserem heutigen Verständnis der Quantenchromodynamik nicht einmal erklärbar. Mutizen muß etwas völlig und grundlegend Neues entdeckt haben.«
»Aber der Rest erscheint Ihnen sinnvoll?« beharrte sie.
»Absolut, die mathematischen Angaben waren leicht zu prüfen. Das war überhaupt nicht schwer; wir wissen genug über Eigenschaften von Quarks, um die Vorhersagen der Mutizenleute zu bestätigen.«
»Interessant.« Julia blickte zur Decke hinauf. Kanal zu den SelfCores öffnen. Was denkt ihr drei?
Mutizen hat noch keinen Wechselwirkungsgenerator gebaut, meinte ihr Großvater. Das ist eine vernünftige Annahme. Falls sie hätten, würden sie dir keine Partnerschaft anbieten.
Ja, aber wieso tun sie das überhaupt? Sie sind auf einem Gebiet führend, von dessen Existenz niemand sonst überhaupt wußte. Wieso beackern sie es nicht einfach weiter?
Mutizen ist ein Schwerindustriekombinat, sagte NN-Kern eins. Seine Produktion ist auf Autos ausgerichtet, auf Schiffe, Baumaschinen, Makrokybernetik, mehr oder weniger alles Mechanische, dazu noch Bergbau- und Gießerei-Abteilungen. Interessant, daß ein Kombinat dieser Art überhaupt ein Forschungsteam auf Grundlagenphysik dieser Art ansetzt.
Dem stimme ich zu, sagte NN-Kern zwei.
Ich auch, Juliet. Die offensichtliche Schlußfolgerung kann nur lauten, daß die Daten nicht von Mutizen stammen. Und sie haben dort auch nicht die Mittel, um auf ihrer Grundlage selbst weiterzuarbeiten, weshalb sie zu dir gerannt kommen. Kein Problem für sie: Wenn du ja sagst und den Generator knackst, haben sie sich mit minimalem Kostenaufwand eine komplett neue Technik an Land gezogen. Das Problem ist nur: Falls Event Horizon Geld und Forschungspersonal in die Entwicklung dieser Technik steckt und dann der wirkliche Erfinder mit dem abgeschlossenen System auftaucht, stehst du im Regen. Der Gigaleiter und New London sind nichts mehr wert, wenn diese atomare Strukturierung auch nur halb soviel bewirkt, wie Beswick denkt.
Du meinst, meine Verhandlungsposition wäre ein bißchen besser, als wir ursprünglich dachten?
Verdammt richtig, mein Mädchen! Quetsch jeden Penny aus den Bastarden raus, den du nur kriegen kannst!
Ein Lächeln umspielte Julias Lippen. Der gute alte Opa; solche Charaktere wurden heute nicht mehr geschmiedet. Ja, du hast wahrscheinlich recht. Was ich sicherlich tun kann, ist, uns etwas Atempause zu erkaufen. Inzwischen, denke ich, wäre es eine gute Idee, wenn wir herauszufinden versuchen, woher das Konzept der atomaren Strukturierung stammt – indem wir ein möglichst umfassendes Datenprofil von Mutizen zusammenstellen, ihre finanziellen Trägerkonsortien genau unter die Lupe nehmen und ihr Personal nach einem Kandidaten durchstöbern, der wahrscheinlich Experte auf dem Gebiet der atomaren Strukturierung ist – jemand wie Beswick. Das ganze Drum und Dran. Dann setzen wir unseren Wirtschaftsgeheimdienst auf die Frage an, ob irgendeines der übrigen Kombinate dabei ist, eine Investitionsreserve anzulegen. Falls irgendeines ebenfalls an der atomaren Strukturierung arbeitet, wird es einige saftig teure Produktionsanlagen brauchen, sobald die Technik perfektioniert ist.
Mein Mädchen.
Wir fangen gleich damit an, sagte NN-Kern zwei.
Julia überlegte, ob sie ein Persönlichkeitspaket in die Managementkerne von Mutizen einspeisen sollte, um mal zu sehen, was es dort fand, entschied aber zu warten, bis die einleitenden Ermittlungsergebnisse komplett vorlagen. Sie richtete den Blick wieder auf Peter Cavendish und Nicholas Beswick. »Tee, bitte, Kirsten; wir können es genausogut richtig machen. Und schicke jetzt den Unterhändler von Mutizen herein. Wie heißt er
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