Mindstar 03 - Die Nano-Blume
eigentlich?«
»Eduard Müller«, antwortete Peter Cavendish. »Er ist einer der Vizepräsidenten von Mutizen und leitet deren Prior’s-Fen-Energietechnikabteilung. Allererste Kategorie.«
»Energietechnik«, überlegte Julia. »Das hat wohl einen gewissen Klang, schätze ich.«
Eduard Müller war ein professioneller Spitzenmanager: Londoner Anzug, italienische Schuhe, französisches Hemd, Sadolächeln. Ein rothaariger Mann mit Bürstenschnitt, sorgfältig schattierter Bräune und geklonten, klaren grünen Augen. Sein Alter betrug unbestimmte vierzig.
Julia haßte schon seinen Anblick; sicher waren seine Manieren so glatt wie seine Kleidung und sein Englisch ohne Akzent. Genausogut hätten sie ihr einen Cyborg schicken können.
Er setzte sich auf einen hochlehnigen Stuhl neben Peter Cavendish und strahlte Freundlichkeit aus. Zwei junge Assistenten standen hinter ihm, ein Mann und eine Frau, beide mit ausdruckslosen höflichen Gesichtern. Die Frau hielt eine schmale schwarze Aktentasche aus Leder unter dem Arm.
»Ich komme gleich zur Sache«, sagte Julia und ließ die große Frühstücksteetasse auf dem Schreibtisch stehen, damit sie abkühlte. »Wie sie aus der Priorität ersehen können, mit der ich dieses Treffen vereinbart habe, bin ich extrem interessiert, die Technik der atomaren Strukturierung zu erwerben. Unser Nicholas hier ist voll des Lobes, was ihr Potential angeht.«
Eduard Müllers Blick zuckte kurz zu einem verlegenen Nicholas Beswick hinüber und richtete sich wieder auf Julia. »Wir waren sehr zuversichtlich, daß Sie so reagieren würden. Wir selbst sind sehr an einer Verbindung mit Event Horizon interessiert; Ihre Größe und technischen Möglichkeiten machen Sie zum perfekten Partner, der uns helfen kann, diese Technologie auszuschöpfen. Eine Partnerschaft wäre für beide Seiten höchst lukrativ.«
»Denken Sie an eine Aufteilung von fünfzig zu fünfzig?« fragte Julia.
»Ja, obwohl wir schon erwarten, daß Sie bei der abschließenden Entwicklungsphase die meiste Arbeit leisten; schließlich haben wir einen theoretischen Rahmen geliefert, auf dessen Grundlage Sie tätig werden können. Ihre Festkörper-Forschungsabteilung ist konkurrenzlos, während es kein Geheimnis ist, daß wir auf diesem Gebiet Defizite haben. Im Anschluß wären Produktion und Vermarktung ein Gemeinschaftsprojekt, das vielleicht von einem neugeschaffenen Zweigunternehmen übernommen wird, dessen Anteile Event Horizon und Mutizen zu jeweils fünfzig Prozent halten.«
»Bislang haben Sie uns nicht mehr gezeigt als eine Reihe interessanter Gleichungen. Ich benötigte weit substantiellere Daten, ehe ich nur daran denken kann, eine Entscheidung zu treffen.«
»An was für Daten haben Sie gedacht?« fragte Eduard Müller.
»Ihre vollständigen Forschungsergebnisse über die Machbarkeit eines Wechselwirkungsgenerators.«
»Es gehört zu meinen Anweisungen, Ihnen diese zusätzlichen Daten als Gegenleistung für ein bestimmtes Ausmaß an vertraglicher Festlegung Ihrerseits anzubieten.«
»Gut«, sagte Julia. »Denn solange wir keinen Beweis sehen, daß dieser Generator theoretisch möglich ist, kann es zu keinem Geschäft kommen.«
»Die Daten, die wir über den Wechselwirkungsgenerator gesammelt haben, zeigen, daß es möglich ist, einen zu bauen. Wir können Ihnen diese Daten zur Verfügung stellen, vorausgesetzt, Event Horizon deponiert zweihundert Millionen Pfund New Sterling als Garantie für Vertraulichkeit auf einem neutralen Konto. Bitte verstehen Sie, daß ich Sie nicht leichtfertig darum bitte. Ich bin mir jedoch sicher, daß Sie inzwischen die Bedeutung dieser Technik würdigen können. Sie ist vollkommen dazu angetan, eine tiefgreifende Umwälzung in der Struktur unseres Lebens herbeizuführen. Allein die Anwendungen im Verteidigungsbereich würden Erträge abwerfen, die weit über dem Jahresumsatz von Event Horizon lägen.«
»Oh, yeah«, sagte Julia schleppend. »Ich bin mir der Implikationen bewußt. So bewußt, daß mich Ihre Bereitschaft erstaunt, die atomare Strukturierung überhaupt mit jemandem zu teilen.«
Eduard Müller war gut, das mußte sie einräumen. Sein Gesicht hätte aus gewalztem Stahl bestehen können und auch nicht weniger Ausdruck gezeigt.
»Wie ich schon sagte, haben wir die Theoretiker, Sie jedoch die Einrichtungen; die Stärken und Schwächen ergänzen einander, die Grundlage aller für beide Parteien profitablen Projekte.«
»Hmmm.« Julia nahm einen Schluck Tee. Sie hatte
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