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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Die pechschwarze Solarzellenhülle des Luftschiffs wölbte sich wie ein mittelgroßer Mond über ihr. Kein Wunder, daß das Signal des Cybofax nicht zur geostationären Antennenplattform durchdrang.
    Auf der anderen Bettseite war ein Standardterminal montiert, aber sie scheute sich davor. Wenn sie Baronski gegenüber ordentlich über Whitehurst herziehen wollte, dann aber nicht über dessen eigene Ware. Mehr als nur einer ihrer Kunden hatte alle Anrufe routinemäßig aufgezeichnet.
    Charlotte stöberte in den Schubladen nach ihrem Ashmi-Overall. Sie konnte zum Landeplatz hinaufsteigen; dort oben bekam das Cybofax sicher eine Verbindung.
    Vielleicht hielt sie diesen Auftrag noch einen Monat lang durch und ging dabei allmählich auf Distanz zu Fabian. Das funktionierte vielleicht, verhinderte auf beiden Seiten mögliche Ressentiments und bewahrte dem Jungen für sein weiteres Leben eine wundervolle Erinnerung an die erste Liebe. Aber noch einen ganzen Monat? Wenigstens gab es in Französisch Guayana Strandkneipen und ein bißchen anständiges Nachtleben.
    Charlotte zog gerade den Reißverschluß des Overalls zu, als jemand an die Tür klopfte. Das Zimmermädchen kam herein.
    »Mr. Jason würde Sie gern sprechen«, sagte sie.
    »Okay, ich komme in etwa zwanzig Minuten.«
    »Er sagte, sofort.« In ihrer Stimme klang definitiv Schadenfreude durch.
     
    Fabian hatte Charlotte gezeigt, wo das Arbeitszimmer seines Vaters zu finden war – in der Mittelsektion des unteren Gondeldecks –, aber sie hatten es nicht betreten. Jetzt stellte Charlotte fest, daß es mit ultramodernen Einrichtungen ausgestattet war, den ersten dieser Art, die sie zu Gesicht bekam, seit sie an Bord war. Wände, Boden und Decke bestanden aus silberweißem Komposit; Flachbildschirme zeigten holographische Karten von rings um den Globus, mit scharf hervortretenden Küstenlinien; Städte und Häfen waren mit zehnstelligen Codes bezeichnet. Jason Whitehurst saß hinter einem Rauchglasschreibtisch, der an einen rechteckigen Pilz erinnerte. Sie sah winzige rote und grüne Lichter innerhalb der Glasplatte, die sich dort wie eingefangene Leuchtkäfer auf verschlungenen Bahnen bewegten. Es war das einzige Möbelstück im Raum.
    Die Fersen ihrer ledernen Halbstiefel klickten laut, als sie auf Jason Whitehurst zuging.
    »Einen Stuhl«, sagte er. Ein Kreis auf dem Fußboden verfärbte sich vor dem Schreibtisch grau. Eine Säule stieg daraus hervor, zuerst nur ein glatter Zylinder, der dann flüssig wurde wie irgend etwas Organisches, das in Zeitlupe aufgenommen worden war.
    Charlotte setzte sich zögernd auf die geschwungene, schaufelähnliche Sitzfläche, die sich formte. Sie fühlte sich unter ihren Fingernägeln hart wie Stein an.
    »Sie haben versucht, mit Ihrem Cybofax ein Gespräch nach draußen zu führen«, stellte Jason Whitehurst fest.
    »Ja.«
    »Ich muß Sie darum ersuchen, das nicht wieder zu tun. Ich führe zur Zeit einige sehr heikle Verhandlungen.«
    »Ich werde sie nicht stören. Es war nur ein Anruf bei einem Freund.«
    »Sie haben Baronski angewählt.«
    Charlotte fragte sich allmählich, ob es wirklich der Rumpf des Luftschiffs gewesen war, der den Anruf blockiert hatte. »Das stimmt. Er schätzt es, wenn er weiß, wo ich bin, und da wir nicht Odessa ansteuern …«
    »Er schätzt es zu erfahren, was Sie hören.«
    »Verzeihung?«
    »Baronski macht Geschäfte mit den Informationen, die Sie ihm liefern. Das wird auf dieser Reise nicht geschehen.«
    »Ich hatte nicht vor, etwas über Sie zu sagen. Ich weiß gar nichts über Sie.«
    »Und das werden Sie auch nicht. Ich habe Sie nur deshalb gemietet, damit Fabian sich etwas amüsieren kann, nicht mehr. Das wäre jetzt alles.«
    Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, daß sie entlassen war. Charlotte stand auf und stellte fest, daß ihre Beine auf einmal zitterten. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloß gefahren war, rieb sie sich die Augen. Die Knöchel schienen ganz feucht zu sein.

 
Kapitel zehn
     
     
    Die Pegasus, die Victor Tyo nach Duxford brachte, setzte auf dem Dachlandeplatz auf und schaukelte leicht, als das Fahrwerk das Gewicht der Maschine absorbierte. Die Stewardess öffnete die Bodenluke, und Victor trabte die Stufen hinunter. Sein Leibwächter folgte ein paar Schritte hinter ihm.
    Er vermutete, daß der Bedarf an einem Leibwächter ein indirekter Glückwunsch für die eigene Tüchtigkeit war. Die jüngste Generation an Teksöldnern hatte die Neigung, Fehlschläge

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