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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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entrüstet. »Sag nicht sowas!«
    Sie fuhr ihm mit der Hand übers Kinn, für einen Moment verwirrt durch die fehlenden Stoppeln.
    Fabian holte rasch Luft. »Heh, hör mal, ich hatte gerade eine tolle Idee! Wir können gemeinsam nach New London hinauffliegen. Klar? Du hast gehört, daß Vater sagte, ich dürfte es in ein paar Jahren. Na ja, ich mache es auch. Es wird prima! Wir können die ganze Zeit im freien Fall verbringen. Überirdische Freuden!« Er kicherte und klatschte jubelnd in die Hände.
    Charlotte mußte sich extrem anstrengen, um ihr leises Lächeln zu bewahren. Lieber Gott, ein völlig vernarrter Teenager, der tatsächlich glaubte, sie würde bei ihm bleiben, bis daß der Tod sie schied, Amen! Sex war gleich Liebe – in dem Alter dachten sie das alle. Wie hatte sie nur so dumm sein und sich in diese Lage bringen können? Es konnte jetzt nur noch mit einem gebrochenen Herzen enden.
    Fabian wartete mit rotem Gesicht und in überglücklicher Vorfreude.
    »Ein paar Jahre sind eine lange Zeit.« Sie packte seine Hände und drückte sie auf ihre Brüste. »Und ich kenne ein paar wirklich gute irdische Freuden.«
     
    Charlotte ließ das heiße Wasser der Dusche auf ihrem Rücken spielen und sich die Seifenlauge an Ober- und Unterschenkeln herablaufen. Es war ein gutes Gefühl und entspannte sie. Die kräftigen Wasserstrahlen trommelten wie eine kraftvolle Massage auf ihrer Haut herum. Dampf umwallte sie und wärmte sie bis ins Mark.
    Was zum Teufel sollte sie nur mit Fabian anstellen? Er war kein übler Bursche; sicherlich hatte er weit Besseres verdient als sie und seinen Vater. Die naheliegende Lösung war, gleich nach der Ankunft in Französisch Guayana die Fliege zu machen. Fabian war jung und unverwüstlich; er würde schnell darüber hinwegkommen. Nur wußte sie leider, wie sehr es ihn verletzen würde. Wie sehr sie ihn verletzen würde.
    Sie konnte den Gedanken an dieses vertrauensselige, schelmische Gesicht, wie es sich vor Schmerz verzerrte, nicht ertragen. Ein an sich ungewöhnliches und alarmierendes Eingeständnis.
    Gott mochte Jason Whitehurst dafür verdammen, daß er seinen Sohn nicht richtig aufzog. Und Gott mochte Baronski verdammen, weil er nicht gewußt hatte, wofür Jason Whitehurst sie wollte. Der alte Knabe achtete normalerweise so sorgfältig darauf, in was für eine Lage er seine Mädchen brachte.
    Charlotte spülte sich das Haar noch mal durch und drehte die Dusche ab. Sie wickelte sich in ein großes Handtuch und trocknete sich mit einem weiteren die Haare. Der Bademantel, den sie auf dem Weg durch die Gondel über dem Bikini getragen hatte, lag auf den nassen Fliesen und saugte das Kondenswasser von der Dusche auf. Er konnte ruhig dort liegenbleiben. Sollte das Mädchen ihn doch saubermachen. Miststück!
    Sie setzte sich vor den Spiegel und kämmte die Haare aus. In ihrer Kabine hing nicht dieser muffige, stickige Geruch in der Luft wie in Fabians. Hier konnte sie atmen und hatte Platz, sich zu bewegen. Die eigene Kabine war der einzige wirkliche Vorzug dieses Auftrages. Sie genoß die Zeit, wenn sie für sich war, eine Pause, in der sie nachdenken konnte und in der sie sich nicht für jede Bewegung und jedes Wort anstrengen mußte.
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild, streckte sich und wackelte mit den Zehen. »Der Herrgott liebt dich, Süße. Sieh doch nur mal, wie toll es dir jetzt geht«, sagte sie in gedehnter Sprechweise. Sie kicherte. Komisch, dieser Akzent fiel ihr inzwischen schwerer als die Sprechweise der oberen Mittelklasse, in die Baronski sie geduldig eingearbeitet hatte. Die Vergangenheit war wirklich tot.
    Charlotte stand auf und stöberte im Nachttisch herum. Ihr goldenes Amstrad-Cybofax steckte in der zweiten Schublade. Sie holte es heraus, setzte sich aufs Bett und zog die Beine an. »Telefonmodus«, erklärte sie dem Mikroplättchen und nannte ihm Baronskis Nummer. Baronski konnte ihr wahrscheinlich nicht sofort aus der Klemme helfen, aber sie konnte ihm gegenüber eine Menge Frustration herauslassen. Darin war er immer gut, bot stets eine Schulter an, an der sie sich ausweinen konnte. Jeder brauchte so jemanden; das Leben war anders nicht zu ertragen. Und sie mußte ihm auf jedem Fall erzählen, daß sie nicht nach Odessa kommen würde. Er mochte es, wenn seine Mädchen mit ihm Verbindung hielten.
    KEINE SATELLITENVERBINDUNG MÖGLICH, stand auf dem Cybofaxbildschirm zu lesen.
    Charlotte starrte ihn an. Nicht möglich? Sie stand vom Bett auf und ging zum Fenster.

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