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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wurden sie mit Biolampen in Tulpenform, aus grauem Rauchglas mit kunstvollen Goldblattschnörkeln. Vivaldi drang leise aus verborgenen Lautsprechern.
    Suzi pfiff leise, als sie eintraten. Gregs Wildlederboots versanken im dicken Teppich. Er wurde sich wieder seiner Lederjacke und Eleanors Mißbilligung bewußt.
    Baronski und das Mädchen trugen Seidenkimonos. Auf einem niedrigen Couchtisch vor dem Sofa stapelten sich Hochglanz-Kunstbücher. Zwei hohe Gläser mit eisgekühlten Getränken standen auf Tuborg-Bierdeckeln neben den aufgeschlagenen Bänden.
    Das Mädchen war schwarz, etwa sechzehn, und hatte den gleichen athletischen Körperbau, der Greg sofort an Charlotte Fielder erinnerte. Sie würde offensichtlich sehr schön werden; Wangen und Nase waren mit blauen Hautpflastern abgedeckt, aber die Gesichtszüge waren so fein geschnitten, daß es fast nichts ausmachte. Sie stand völlig ruhig neben dem Sofa und sah Greg furchtlos mit großen glänzenden Augen an.
    Baronski wurde von den Alpen hinter dem Aussichtsfenster umrahmt, ein dünner Mann mit dünnem Gesicht, der nichts mit Gregs naiver Vorstellung von stämmigen, rotbackigen russischen Großvätern gemein hatte. Er war zierlich, vogelhaft und trug das ziemlich lange schneeweiße Haar nach hinten gekämmt, so daß es an einen Federbusch erinnerte. Streß hatte jedoch sein Gesicht gezeichnet; dunkle Ringe umrahmten die Augen, und die Wangen waren faltig. Sein Bewußtsein strahlte dermaßen Müdigkeit aus, daß es richtig Mitgefühl erzeugte. Greg hätte ihn am liebsten genötigt, sich zu setzen.
    »Was genau wünschen Sie?« fragte Baronski steif. »Sie sind sich bestimmt darüber im klaren – davon bin ich überzeugt –, daß ich niemals vorhatte, in irgendeiner Form Event Horizon zu schädigen. Meine Mädchen haben in dieser Hinsicht sehr klare Anweisungen.«
    Greg deutete mit schnipsenden Fingern auf das Mädchen. »Du verschwindest am besten.«
    Sie sah Baronski an.
    »Geh nur, Iol. Ich rufe dich, sobald wir fertig sind.«
    Sie knickste, durchquerte lautlos das Wohnzimmer und ging auf den Flur hinaus. Suzi blickte ihr hinterher. »Sie sorgen sehr für ihre künstlerische Bildung, nicht wahr?«
    Die Tür ging zu.
    »Miss …?«
    »Suzi.«
    Baronski schien etwas Widerwärtiges durchzukauen. »In der Tat.«
    »Ich denke, Sie kennen die Routine«, sagte Greg.
    »Setzen Sie mich ruhig ins Bild«, sagte der alte Mann unbestimmt.
    »Die harte oder weiche Tour. Wir gehen nicht ohne die Daten, deretwegen wir hier sind. Und ich habe eine Psidrüse, also werden wir wissen, ob es die richtigen Daten sind. Deutlich genug?«
    »Meine Güte, bin ich wirklich so wichtig? Eine Drüse, sagen Sie. Offensichtlich können Sie meine Gedanken nicht unmittelbar lesen.«
    »Ich bin Empath; wenn Sie lügen, merke ich es sofort.«
    »Ich verstehe. Und angenommen, ich sage gar nichts?«
    »Wortassoziationen. Ich leiere eine Liste Stichwörter herunter und sehe, bei welchen Ihre Gedanken einen Satz machen. Aber das ist anstrengend und ärgerlich für mich.«
    »Und was gedenken Sie zu tun, wenn Sie sich ärgern? Wollen Sie es aus mir herausprügeln? Ich könnte mir vorstellen, daß mir das in meinem Alter große Schmerzen bereiten würde. Die alten Knochen sind nicht mehr so stark.«
    »Nein, ich rühre Sie nicht an. Dafür ist sie da.«
    Entrüstung flackerte scharf in Suzis Gedanken auf, aber äußerlich blieb sie gefaßt.
    Baronski musterte Suzis regloses Gesicht, suchte nach irgendeinem Zeichen von Schwäche, seufzte dann und setzte sich vorsichtig aufs Sofa. »Ich schätze, dieser Tag mußte irgendwann eintreten; ich habe das nur verdrängt und insgeheim immer gehofft, die Erwartung würde sich als falsch erweisen. Ich kann jedoch ehrlich sagen, daß ich nie vorhatte, Julia Evans gegen mich aufzubringen. In gewisser Weise ist sie eine bewundernswerte Frau; so viele andere hätten die gleichen Mittel nur vergeudet. Ja, bewundernswert. Sie können erkennen, daß ich die Wahrheit sage, nicht wahr?«
    »Ich wußte das schon, ehe ich herkam«, sagte Greg.
    »Ja. Nun, was möchten Sie wissen?«
    »Charlotte Diane Fielder.«
    »Ah ja, ein schönes Mädchen, sehr gescheit. Ich war stolz auf Charlotte. Einer meiner Triumphe. Was hat sie getan?«
    »Wo steckt sie?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Greg runzelte die Stirn, konzentrierte sich. Er entdeckte eine ausgeprägte Spur von Enttäuschung in Baronskis Gedanken. »Wissen Sie, in wessen Gesellschaft sie den Newfieldsball verlassen

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