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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Tempo und Ausdauer so aufeinander abgestimmt, daß ein anderer Hund
sofort einspringt, falls einer beim Rennen die Fährte verliert. Sie sind so
nahe beieinander und so aufmerksam, daß die ganze Meute unter einer einzigen
Decke Platz hätte! Sie müssen sehr stolz auf Ihren Vater sein!«
    »Mein Vater
ist Geistlicher«, entgegnete Minerva ruhig. »Ich bin stolz auf die Tatsache,
daß er sein Leben dem Dienst an der Kirche widmet.«
    »Ach
verflixt, aber der Mann hat die besten Jagdhunde außerhalb von Belvoir
gezüchtet ...«
    »Der Preis
dafür war hoch und unnötig«, betonte Minerva. »So viel Zeitaufwand und Geld,
um ein einziges Tier zu töten!«
    Mr.
Blenkinsop blieb wie angewurzelt stehen und schaute auf seine schöne Partnerin,
die er vor einer Minute noch für das hübscheste Mädchen Londons gehalten hatte.
»Sollen wir den Fuchs etwa erschießen?« fragte er empört.
    »Erschießen,
erwürgen, vergiften ... Es kommt sicher auf das gleiche hinaus«, sagte Minerva,
wohl wissend, daß sie sich wirklich sehr schlecht benahm; aber das war ihr
gleichgültig. Sie war aufrichtig und ließ es nicht zu, daß die Oberflächlichkeit,
die Nichtigkeit und die Falschheit der Saison in ihre Seele eindrang.
    Wenn
Minerva diese dummen Bemerkungen unter Kichern gelispelt hätte, dachte Mr.
Blenkinsop wütend, dann hätte er ihr verziehen. Aber allein schon die
selbstzufriedene Überlegenheit, die sie ausstrahlte, konnte einen zur Raserei
bringen.
    »Ihr
Diener, gnädiges Fräulein«, sagte er ohne Überleitung,
machte auf dem Absatz kehrt und marschierte weg. Es war ihr überlassen, ihren
Weg zu Lady Godolphin allein zu finden.
    Der Wut von
Mr. Bryce und Mr. Blenkinsop war es zu verdanken, daß sich Minervas schlechter
Ruf äußerst schnell im Ballsaal verbreitete, und während der nächsten beiden
Tänze war sie gezwungen, ohne Partner neben Lady Godolphin zu warten. Lady
Godolphin stellte Minerva mehreren anderen Debütantinnen vor; gutmütig wie sie
war, hoffte sie, daß Minerva Freundschaften schließen würde. Minerva behandelte
ihre Geschlechtsgenossinnen aber mit der gleichen rechtschaffenen
Überlegenheit wie ihre männlichen Partner, und so war sie bald wieder allein.
Ganz allein. Denn ein älterer Herr hatte Lady Godolphin zum Tanz gebeten, und
zum ersten Mal in ihrem Leben spürte Minerva am eigenen Leibe, was es hieß, ein
Mauerblümchen zu sein. In diesem Augenblick bemerkte sie, daß Lord Sylvester
Comfrey den Ballsaal betreten hatte.
    Sie hatte
vergessen, wie gut er aussah. Die bestechende Einfachheit seines Abendanzugs
ließ die anderen Männer um ihn herum entweder übertrieben aufgeputzt oder schäbig
erscheinen.
    Wie
Brummell trug er einen blauen Frack und eine weiße Weste, aber statt der eng
sitzenden Hose, mit der der berühmte Schönling die Blicke auf sich zog, hatte
Lord Sylvester eine hellbraune Kaschmirbundhose an, die an den Knien
verschnürt war, dazu weiße Seidenstrümpfe und Schnallenschuhe.
    Hinter
gesenkten Lidern sah Minerva, wie Lord Sylvester von Mr. Bryce am Knopfloch
festgehalten wurde. Lord Sylvester hob ein Monokel und schaute in Minervas Richtung.
Dann ließ er es fallen, befreite sich von Mr. Bryce, und einen Augenblick später
sah man ihn mit Lady Aubryns im Gespräch.
    Minerva saß
da und rang mit ihrem plötzlich übereifrigen Gewissen. Sie hatte recht gehabt,
oder etwa nicht, die Wahrheit so deutlich auszusprechen?
    »Eitelkeit«,
flüsterte ihr Gewissen. »Du fühlst dich hier nicht wohl und fehl am Platz und
deshalb benutzt du die Aufrichtigkeit als Waffe, damit sich die anderen auch
nicht wohl fühlen.«
    Aber das
konnte nicht stimmen. Sie hatte sich kurz vorher noch so erhaben und
rechtschaffen gefühlt.
    Minerva war
so in der Prüfung ihres Gewissens befangen, daß sie zuerst gar nicht begriff,
daß Lord Sylvester mit amüsiertem Gesichtsausdruck vor ihr stand.
    »Ich
wiederhole mein Angebot, Miß Armitage«, sagte er. »Gewähren Sie mir die Ehre
des nächsten Tanzes?«
    Minerva
nahm sich zusammen. »Gewiß, Mylord«, antwortete sie, so ruhig sie konnte und
errötete heftig, als ihr einfiel, wie sich seine Lippen auf ihrem Mund
angefühlt hatten.
    »Da es noch
ein paar Minuten dauert, bevor der Tanz beginnt, darf ich mich zu Ihnen
setzen?« Und ohne ihre Erlaubnis abzuwarten, nahm er neben ihr Platz.
    Eine Hand
ruhte auf seinem Knie. Diese Hand, die sie so fest in die Kissen gedrückt hatte
... Minerva errötete wieder bis unter die Haarspitzen.
    »Ich würde
Sie ja

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