Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
Tür einen Spaltbreit, um sich noch einmal zu vergewissern.
Es war ein fürchterlicher Schock!
    Oberst
Brians Kopf tauchte aus den zerwühlten Bettdekken auf.
    »Großer
Gott!« sagte er. »Ich wäre fast erstickt.«
    »Und ich
wäre fast vor Aufregung gestorben«, erwiderte Lady Godolphin außer sich.
»Konntest du nicht deine Hände ruhig halten, bis sie draußen war? Die ganze
Zeit so an mir herumzugrapschen! Wenn dieses zimperliche Jungfräulein gemerkt
hätte, daß ich etwas mit dir habe, wäre sie auf der Stelle in Ohnmacht
gefallen.«
    »Noch haben
wir nichts miteinander gehabt. Komm her und küß mich, du wunderbares Wesen.«
    Es folgten
laute Knutsch- und Schmatzlaute.
    Schwer
angeschlagen schloß Minerva die Tür sehr, sehr vorsichtig. Ganz leise schlich
sie in ihr Zimmer zurück und begrub ihr brennendes Gesicht in den Kissen.
    Sie konnte
es nicht ertragen, Lady Godolphin je wieder in die Augen zu blicken. Sie mußte
weg. Papa würde sie nicht in so einem Haus lassen.
    Wie konnte
man nur, ganz zu schweigen eine Frau in Lady Godolphins Alter!
    Ohne daß
sie es wollte, mußte sie daran denken, wie sich ihr Körper an Lord Sylvesters
breite Brust geschmiegt hatte. Und ganz plötzlich begann Minerva zu weinen.

Achtes
Kapitel
    Das helle Licht eines neuen Tages
änderte wenig an den Komplotten und Plänen derjenigen, die Minerva übel wollten.
Mr. Fresne war außer sich wegen des demütigenden Schlages, den ihm Lord
Sylvester versetzt hatte. Und in seiner Wut stachelte er seine Freunde Yarwood
und Barding dazu an, den Plan, Minerva zu demütigen, keinesfalls fallenzulassen.
    Die
treibende Kraft in dem Komplott der vier anderen war der energiegeladene Mr.
Silas Dubois. Mr. Dubois wollte sich in Wirklichkeit mehr an Lord Sylvester als
an Minerva rächen. Aber das behielt er für sich. Lord Sylvester verkörperte
alles, was Mr. Dubois erreichen wollte, aber nicht konnte: Jedermann schätzte
ihn, er war ein erstklassiger Sportler und ein ausgesprochener Liebling der
Damenwelt. Mr. Dubois war überzeugt, daß der elegante Sylvester außer sich
sein würde, wenn Minerva gedemütigt und entehrt war, hatte er sich doch zu
einer Art Beschützer von Minerva ernannt.
    Die sieben
kamen persönlich zum Hannover-Platz, um ihre Komplimente zu überbringen. Die
drei Dandys waren bei diesem Besuch ganz unscheinbar angezogen. Aber sie mußten
sich allesamt mit der Nachricht bescheiden, daß Minerva mit Lord Sylvester
ausgegangen war.
    Man begann
sich allmählich zu fragen, ob Lord Sylvester das erste
Mal in seinem Leben daran dachte, sich zu vermählen.
    Minervas
Seelenqual war so groß, daß sie Lord Sylvesters Einladung angenommen hatte. Sie
hatte nur ein paar Stunden geschlafen und sich beim Erwachen furchtbar einsam
und elend gefühlt. Immer noch war sie zutiefst schockiert über Lady Godolphins
Verhalten und hatte das Gefühl, sie könne ihr nie mehr Auge in Auge
gegenüberstehen. Und was Lord Sylvester betraf, so war er ein wesentlicher Bestandteil
dieser bösen unmoralischen Londoner Gesellschaft. Hatte er nicht zugegeben,
daß er mit Dirnen verkehrte? War sein Kuß, der sie so bezaubert und ihre Sinne
verwirrt hatte, für ihn nichts weiter als ein angenehmer Zeitvertreib gewesen?
    Sie hatte
sich angezogen und wollte sich gerade hinsetzen, um Lady Godolphin einen Brief
zu schreiben und die Diener anzuweisen, ihre Koffer zu packen, als Mice, der
Butler, ihr meldete, daß Lord Sylvester sie sehen wolle.
    Einsam und
verzweifelt wie sie war, hatte Minerva vergessen, daß sie ihn eben noch in
Gedanken als Wüstling beschimpft hatte, und hielt ihn plötzlich für ihren
einzigen Freund in einer bösen Welt.
    Bei seinem
Anblick war sie in Tränen ausgebrochen und hatte ihm gesagt, daß sie keine
Minute mehr in diesem Haus bleiben könne. Er hatte sie ruhig und bestimmt
gebeten, Mantel und Hut zu holen, und sie dann aus dem Haus geführt.
    Sie waren
zum HydePark gefahren. Dort hatte er seinem Diener befohlen, auf die Pferde
aufzupassen, während er Minerva vom Wagen herunterhalf.
    »Ein
Spaziergang ist jetzt genau das Richtige für Sie«, sagte er.
    Das Wetter
hatte sich verschlechtert, und der Tag war jetzt grau in grau. Ein sanfter
grauer Himmel hing über dem Park, und ein feuchter Wind kräuselte das graue
Wasser des Sees, der nach seiner Form ›Serpentine‹ heißt.
    Nachdem sie
ein Weilchen gegangen waren, zog er sie neben sich auf eine Bank und nahm ihre
Hände.
    »Nun«,
sagte er.
    Minerva
versuchte zu sprechen, aber

Weitere Kostenlose Bücher