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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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packen kann. Ich war noch
keine Stunde in der Stadt, da habe ich
den Klatsch schon gehört. Man spricht in den Clubs davon. Die Pfarrerstochter
hat die unwahrscheinlichste Ansammlung von Freiern am Bändchen – dich eingeschlossen.«
    »Unsinn.«
Lord Sylvester legte seine Zeitung hin und schaute seinen Freund leicht
verärgert an. »Du solltest so viel Verstand haben zu wissen, daß man nicht auf
solchen Klatsch hört. Seitdem ich aus den kurzen Hosen herausgewachsen bin,
dichtet man mir ständig an, daß ich heirate.«
    »Diesmal
ist der Klatsch aber anders.«
    »Nimm's mir
ab, es ist alles Quatsch. Was soll ich dir bieten? Möchtest du ein paar hübsche
Damen kennenlernen?«
    »Ich nicht.
Ich war nie hinter den Frauen her. In Hopeminster gibt es einen Preisboxkampf,
den ich mir anschauen will.«
    »Hopeminster«,
sagte Lord Sylvester nachdenklich. »Vielleicht komme ich mit. Ich hatte es ganz
vergessen. Diesen Samstag, glaube ich.«
    Lord
Sylvester fing an, über die Vorzüge und Schwächen der verschiedenen
Faustkämpfer zu sprechen und lenkte seinen Freund erfolgreich von Minerva ab.
    ›Minerva‹,
dachte Lord Sylvester, während er sich ganz locker unterhielt. ›Ich kriege
dieses vertrackte Mädchen einfach nicht aus meinem Kopf. Es ist eine
Krankheit‹. Er war froh über die Gesellschaft des Marquis. Peter war ein
alter Freund, ein Freund, mit dem er ein ganz entspanntes Verhältnis hatte.
Warum sollte er ihm also nicht von dem inneren Aufruhr erzählen, in den er
jedesmal geriet, wenn er an dieses Mädchen dachte? Vielleicht wäre es eine gute
Idee, Peters Besuch dazu zu benutzen, von all den Theatern, Bällen und
Abendgesellschaften loszukommen.
    Seltsam,
daß Peter nie an irgendeiner Frau besonderes Interesse gezeigt hatte, obwohl
sich alle um ihn rissen. Er sah ungewöhnlich gut aus. Seine Haare waren dicht
und schwarz – ebenso schwarz wie Minervas, dachte Lord Sylvester und spürte
schon wieder einen Stich in der Herzgegend. Peters Augen waren sonderbar
braungelb, Sherry-Augen, und er hatte ein kräftiges Gesicht mit einer
hervorstehenden, dominierenden Nase über einem entschlossenen Mund und
einem Grübchen im Kinn. Er bewegte sich mit der lässigen Grazie eines Panthers
und tanzte ausgezeichnet – wie die meisten von Wellingtons Offizieren.
    Lord
Sylvester merkte plötzlich, daß Peter schon wieder über Minerva sprach. »Ich
habe ihren Namen neulich abends in Whites Club ständig nennen hören«, sagte der
Marquis. »Bryce, Blenkinsop, Chumley und Dubois hatten eine geheime Besprechung
und planten irgend etwas.«
    »Wirklich?
Was, bitte?«
    »Ich weiß
es nicht. Ich habe ihren Namen nur immer wieder aufgeschnappt, und sie haben
sich halb totgelacht. Ich hatte den Eindruck, sie haben etwas Schlimmes mit ihr
vor. Dieser Dubois ist einer von der üblen Sorte. Er ist der beste Schütze in
England, und zweimal hat er schon einen im Duell getötet. Er bringt den anderen
immer dazu, ihn herauszufordern, so daß er den Unschuldigen spielen kann.
Erzähl mir was von Miß Minerva Armitage.«
    »Da gibt es
nicht viel zu erzählen«, sagte Lord Sylvester und tat, als ob er gähnen müßte.
»Sie ist die Tochter eines Landpfarrers, die von Lady Godolphin in die
Gesellschaft eingeführt wird ...«
    »Du lieber
Himmel, von der alten Schrulle.«
    »Genau. Die
schreckliche alte Dame mit ihren unpassenden Fremdwörtern. Manchmal glaube ich
allerdings, sie macht die Schnitzer absichtlich.
    Sie hat
Chumley als Heiratskandidat für ihren Schützling ins Auge gefaßt. Miß Armitages
Cousinen sind jetzt auch in der Stadt und tun so, als ob sie sich für Chumley
interessierten, natürlich nur, um Minerva zu ärgern. Neulich stürzt sich doch
Lady Godolphin auf Miß Josephine Armitage, macht ihr Komplimente über ihr
Kleid und versichert ihr: ›Sie sehen ganz venerisch aus, meine Liebe. Wirklich
venerisch‹. Zum Glück hatte keines von den Armitage-Mädchen das Wort je
vorher gehört, und sie verstanden nur, daß sie ›venerabel‹ meinte; so
ging der Schuß daneben. Die
Cousinen haben Geld, und Miß Minerva hat keines. Das betonen sie immer wieder.«
    »Ich würde
diese Minerva doch sehr gerne kennenlernen.«
    »Dann
machen wir einen Besuch bei ihr. Aber sie ist ein ganz gewöhnliches Mädchen.
Gar nichts Besonderes. Sie tut mir oft leid. Sie muß heiraten, sonst endet ihr
Vater, der die Fuchsjagd zu sehr liebt, im Schuldturm. Aus irgendeinem Grund
sind die vier, die du vorhin erwähnt hast, ständig auf dem

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