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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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fletschten die scharfen Zähne und blickten den zitternden Guy mit
ihren roten Augen durchdringend an.
    »Kommen Sie
herunter, Mr. Wentwater«, sagte der Pfarrer, selbst absitzend. »Ich habe ein
Wörtchen mit Ihnen zu reden.«
    »Aber sie
werden mich in Stücke reißen!« jammerte Guy.
    »Das werden
Sie, wenn Sie da oben bleiben, und ich weiß nicht, ob ich sie so lange halten
kann. Sie werden Sie nicht anrühren, wenn Sie herunterkommen.«
    »Meine
Pferde gehen durch.«
    »John,
halte Mr. Wentwaters Pferde«, befahl der Pfarrer. »Nun, Mr. Wentwater ...«
    Guy
kletterte herunter, seine Beine zitterten so sehr, daß er stolperte. Der
Pfarrer legte ihm einen väterlichen Arm um die Schultern und führte ihn ein
Stück die Straße hinunter.
    »Es tut mir
leid, Mr. Wentwater«, sagte er. »Sehen Sie, obwohl keine Jagdzeit ist, werden
die Bauern von diesem Fuchs hier geplagt, und wenn mir etwas von Schädlingen
auf meinem Besitz zu Ohren kommt, dann muß ich sie loswerden. Meine Meute hat
sich nun auf Sie gestürzt, und ich kann Ihnen nicht versprechen, daß sie Sie
ein anderes Mal nicht in Stücke reißt. Ihr Aufenthalt bei Ihrer Tante ist zu
Ende, und so werden Sie sicherlich eine Weile nicht nach Hopeworth kommen. Ich
meine, so wie die Dinge stehen, werden Ihnen die Hunde jedes Glied einzeln ausreißen.
Es tut mir leid. Aber ich mag nun mal keine Schädlinge auf meinem Land.
Verstehen Sie mich?«
    Guy schaute
den Pfarrer an, und er verstand.
    Er bemühte
sich, etwas Würde zur Schau zu tragen, aber sein Gesicht war aschfahl, und er
zitterte am ganzen Körper.
    »Ich komme
eine ganze Weile nicht zurück«, sagte er mit fremder, hoher, schriller Stimme.
    »Dann sind
wir ja alle Sorgen los. Sie können sich jetzt auf den Weg machen, Mr.
Wentwater.«
    Schwitzend
und stolpernd ging Guy zu seinem Wagen zurück und schwang sich hinauf. Die
Hunde hatten sich etwas zurückgezogen und umstanden John Summer.
    Der Pfarrer
zog seinen Schaufelhut in großem Bogen und machte eine tiefe Verbeugung. »Leben
Sie wohl, Mr. Wentwater. Wir werden Sie eine Weile nicht sehen.«
    Guy lächelte
zähneknirschend und gab eine unfreiwillige Karikatur der knurrenden Hunde ab.
Er ließ seine Peitsche knallen und machte sich mit einer solchen
Geschwindigkeit davon, daß nach wenigen Minuten nur noch eine weiße Staubwolke
am Horizont zu sehen war.
    Der Pfarrer
drehte sich mit breitem Grinsen um. »Gib ihn ihnen, John, wenn er auch so alt
und vergammelt ist, daß ich nur hoffen kann, daß sie sich nicht an ihm
vergiften.«
    John Summer
zwinkerte ihm zu und öffnete den Sack, den er im Arm hielt. Aus dem Sack zog er
den toten Fuchs, den sie unter Guy Wentwaters Sitz in der Kutsche versteckt
hatten. Er schleuderte ihn in das Feld neben der Straße, und die Hunde stürzten
sich auf ihn. Während der Pfarrer mit Guy sprach, hatte John Summer ihn aus
seinem Versteck geholt.
    »Puh!«
sagte John und hielt sich die Nase zu. »Gut, daß er ihn nicht gerochen hat.«
    »Ja,
wirklich«, sagte der Pfarrer fröhlich. »Diese Schädlinge merken doch nie, wenn
sie unerwünscht sind. Das war ein guter Tag, John, und ich möchte, daß du mich
zu Squire Radfort begleitest. Er wird alles ganz genau wissen wollen.«

Zehntes
Kapitel
    »Es ist ausgesprochen nett von dir, daß
du mich bei dir aufnimmst«, sagte Peter, Marquis von Brabington, und goß sich ein
weiteres Glas Bier ein. »Ich hätte nie gedacht, daß ich noch einmal in den
Genuß eines ruhigen englischen Frühstücks komme.«
    »Ja«, sagte
Lord Sylvester hinter seiner ›Morning Post‹.
    »Ich hätte
auch nie gedacht, daß ich noch einmal eine Saison mitmache. Du kannst dir nicht
vorstellen, wie erniedrigend es
für mich war, auf ein Lazarettschiff verladen und nach England gebracht zu
werden, bloß weil ich einen Ruhranfall und Fieber hatte. Wenn sie mich in
Frieden gelassen hätten, hätte ich nach ein paar Tagen zu meinem Regiment
zurückkehren können.«
    »Mhm. «
    »Aber
jetzt, wo ich nun einmal hier bin, werde ich mindestens einen Monat lang meine
Ruhe vorm Kanonenlärm haben. Es
ist ein verteufelter Krieg, Sylvester. Der verdammte Napoleon hat fast ganz
Europa in Händen, und diese Liberalen sehen nicht ein, warum England kämpft.«
»Du hast recht.«
    »Du hörst
mir überhaupt nicht zu. Wahrscheinlich liest du nicht einmal Zeitung, sondern
benutzt sie nur als Vorwand, um dahinter von der schönen Minerva zu träumen.«
    »Was!«
    »Aha! Ich
habe es mir doch gleich gedacht, daß ich dich damit

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