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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ganz still da, die Hände im Schoß gefaltet. Statt etwas zu sagen,
verbeugte sich der Marquis nur kurz, folgte den anderen und befreite Lord
Sylvester geradezu grob von den Damen.
    »Du liebe
Güte«, rief der Marquis aus. »Dieses hübsche, arme kleine Ding! Nachdem ich sie
nun kennengelernt habe und gesehen habe, in welcher Zwickmühle sie sich
befindet, gibt es für mich nur noch eine Möglichkeit.«
    »Und die
wäre?« fragte Lord Sylvester neugierig, während sie
Arm in Arm über den Hannover Platz schlenderten.
    »Zunächst
nehme ich an, daß du sie nicht heiraten willst?«
    Es folgte
ein langes Schweigen. Dann sagte Lord Sylvester leise: »Sie ist sehr jung und
unschuldig und auf dem Land aufgewachsen. Wir würden nicht zusammenpassen.«
    »Genau«,
sagte der Marquis gutgelaunt. »Deshalb ist die Anwort folgende: Du bist reich
und ich bin reich. Wir gehen nach Hopeworth und geben diesem vertrackten Pfarrer
so viel Geld, daß er sich wieder hochrappeln kann – unter der Bedingung, daß er
seine Tochter heimholt.«
    »Vielleicht
nimmt er es nicht an«, gab Lord Sylvester zu bedenken.
    »Sag ihm,
es ist geliehen. Schick ihm deinen Verwalter, damit er sich um seine Gutshöfe
und sein Land kümmert. Du weißt schon, Dawson. Dawson bringt alles auf jedem
Boden zum Wachsen. Der Mann ist ein Zauberer.«
    »Vielleicht
will sie Chumley heiraten.«
    »Quatsch!
Kein Mensch will Chumley heiraten, außer vielleicht seine Mutter. Und was soll
die Geschichte von seinen Eltern, die nach Barnet kommen? Seine Mama rührt sich
nicht weg von ihrem Schuppen da unten in Sussex, und Papa tut, was Mama sagt;
was also tun sie in Barnet? Wie dem auch sei – um auf den Pfarrer
zurückzukommen. Wir könnten uns das Preisboxen am Samstag anschauen, den
Pfarrer besuchen und gleichzeitig unseren Spaß haben.«
    »Du gehst
hin, Peter«, sagte Lord Sylvester und blieb plötzlich stehen. »Wir machen das
Geldgeschäft zwischen unseren Anwälten aus, und ich schicke Dawson hin, wenn
der Pfarrer einverstanden ist. Ich glaube, die Sache mit Barnet sollte man
nicht auf sich beruhen lassen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Warum
lächelst du so?«
    »Oh, es ist
nichts«, beeilte sich der Marquis zu sagen. »Ich mußte an das Preisboxen
denken.«
    Minerva,
die aufgestanden war, nachdem ihre Besucher gegangen waren, sah ihnen vom
Fenster aus nach und ließ den Vorhang mit einem kleinen Seufzer wieder fallen.
Immerhin gibt es ein paar kleine Trostpflästerchen, dachte sie traurig. Die
drei Dandys hatten ihr in letzter Zeit nur einmal einen Besuch abgestattet, und
das auch nur, um feingemacht vor ihr herumzustolzieren. Sie erstrahlten wieder
in altem Glanz. Die Unterhaltung war voller Spitzen und Bosheiten gewesen.
Minerva wußte, daß sie ihr den Streich, den sie ihnen gespielt hatte, nicht
vergeben würden.
    Dann – so
konnte man jedenfalls aus seinem Verhalten schließen – brauchte sie sich auch
keine Gedanken mehr darüber zu machen, daß Lord Sylvester sich weiterhin um sie
kümmern würde. Wahrscheinlich hatte es ihn abgestoßen, daß sie seine Umarmung
so willig geschehen ließ. Auch gut! Sie mußte ihre Pflicht tun. Sie konnte ihn
jetzt vergessen und ein reines Gewissen haben.
    Lady
Godolphin war zwar gesellschaftlich anerkannt, aber in den Augen der Mütter von
hoffnungsvollen Debütantinnen war sie einfach nicht ehrbar genug. Deshalb
hatte Minerva auch keine Freundinnen, denen sie sich anvertrauen konnte. Jede
anständige Debütantin hätte ihr gesagt, daß Lady Godolphin unbedingt von dem
bevorstehenden Ausflug mit Lord Chumley unterrichtet werden mußte. Eine
respektablere Anstandsdame als Lady Godolphin hätte wenigstens dafür gesorgt,
daß Minerva ihr Mädchen immer mitnahm. Aber wie die Dinge standen, wußte
Minerva über die Anstandsregeln nur so viel, daß sie es nicht unschicklich
fand, mit Lord Chumley allein zu reisen, vorausgesetzt, der Wagen war nicht geschlossen.
    Ein Brief
von Annabelle machte Minerva noch deprimierter. Sie erwähnte, daß Guy
Wentwater zurückgekommen und im Augenblick auf Verwandtenbesuch sei. Wenn er
zurückkäme, wolle sie den Eltern ihren Entschluß mitteilen, sich mit dem jungen
Mann zu treffen.
    Was hat sie
wohl dazu bewogen, ihre Meinung zu ändern?
    dachte
Minerva. Annabelle hatte den Eindruck gemacht, daß sie ganz froh war, Guy
Wentwater los zu sein. Warum kam sie seinen Annäherungsversuchen jetzt
entgegen?
    Es war mehr
denn je unumgänglich, daß sie, Minerva, heiratete, um auf diese Weise

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