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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Annabelle
ebenfalls eine Saison in London zu ermöglichen.
    An den
verbleibenden Tagen der Woche war das Wetter ziemlich unangenehm. Es war für
die Jahreszeit zu kühl, feucht und regnerisch.
    Minerva besuchte
die Oper, die Royal Academy und eine Abendgesellschaft. Aber Lord Sylvester war
nie da, und Lord Chumley hielt sich pflichtgetreu an ihrer Seite, um ihr
Getränke zu holen und ihren Fächer zu halten.
    Minerva
fragte sich oft, über was um alles in der Welt sie sich unterhalten sollten,
wenn sie verheiratet waren. Lord Chumley
wußte nicht viel zu erzählen, und das, was er erzählte, drehte sich um
Preisboxkämpfe und Hahnenkämpfe.
    Zu Minervas
Leidwesen dämmerte der Samstagmorgen klar und schön. Sie wollten schon um zehn
Uhr aufbrechen, weil Lady Godolphin sicherlich um diese Zeit noch nicht wach
war.
    Minerva
zögerte kurz, ehe sie Lord Chumley erlaubte, ihr auf den Kutschbock zu helfen.
Sie hatte gedacht, wenigstens irgendein Diener würde sie begleiten.
    Vielleicht
hätte sich Minerva geweigert, mitzufahren. Aber in diesem Augenblick sah sie
Lord Sylvester um die Ecke des
Platzes biegen. Sie kniff die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Er würde
schon sehen, daß sie vorhatte, die Sache ganz konsequent bis zum bitteren Ende
durchzuziehen.
    Lord
Chumley sagte wenig und fuhr schnell. Minerva merkte kaum, wohin sie fuhren, so
elend fühlte sie sich.
    Seine
Eltern kennenlernen hieß allein schon ihr Schicksal besiegeln. In schneller
Fahrt durchquerten sie den Norden Londons und
gelangten aufs Land hinaus. Es war ihnen ein leichtes, die anderen Wagen und
Kutschen zu überholen.
    Sie
schienen schon sehr lange gefahren zu sein, als Lord Chumley plötzlich von der
Hauptstraße abbog. Sein Wagen holperte jetzt einen von Furchen überzogenen
Feldweg, der von überhängenden Bäumen beschattet war, entlang.
    »Wir sind
gleich da«, sagte Lord Chumley mit verkniffenem Lächeln.
    »Bei Ihren
Eltern?« fragte Minerva überrascht.
    »Noch nicht«,
antwortete er. »Ich lasse nur die Pferde wechseln.«
    »Aber an
diesem Feldweg kann doch unmöglich eine Poststation sein«, rief Minerva aus.
    »Hier ist
der beste Ort dafür«, sagte er und trieb die müden Pferde an.
    Sie folgten
einer Wegbiegung und kamen schließlich vor einem länglichen, flachgestreckten
Wirtshaus zum Stehen. Ein arg mitgenommenes Wirtshausschild wies es als ›Der
Herzog von Clarence‹ aus – ein großer Name für etwas, das bestenfalls eine
Dorfschenke zu sein schien.
    Drei Pferde
waren davor angebunden, so daß Minerva dachte, es könne innen nicht gar so
schäbig sein, da es ja offenbar Gäste anlockte.
    »Wir essen
eine Kleinigkeit«, sagte Lord Chumley.
    »Gibt es
hier nicht einmal einen Pferdeknecht?« Minerva schaute erstaunt auf Lord
Chumley hinunter. Seine Lordschaft war hinabgesprungen und kümmerte sich
selbst um die Pferde.
    »Meine
Liebe«, sagte er streng. »Sie dürfen nicht soviel fragen. Lassen Sie sich
herunterhelfen. So! Jetzt können wir etwas essen und trinken.«
    Er hatte
seine Pferde festgebunden und führte Minerva zum Gasthaus.
    Wie
eigenartig still es war!
    Kein
Geräusch war zu hören, nicht einmal das Aneinanderstoßen
von Zinnkrügen oder das Klingen von Gläsern. Minerva zögerte ein bißchen. Lord
Chumley hielt ihren Arm überraschend fest. »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er.
»Man könnte ja glauben, Sie fürchten sich.«
    Sie
erlaubte ihm widerstrebend, sie in das Wirtshaus zu führen. Bei ihrem Eintreten
standen drei Männer auf. Es waren Mr.
Jeremy Bryce mit seinem verzogenen Gesicht, Mr. Harry Blenkinsop, dick und
rotgesichtig, und Mr. Silas Dubois, dessen kleine, leichte, etwas gekrümmte
Gestalt von seiner großen Nase beherrscht wurde.
    Minerva
fuhr herum, als die Tür hinter ihr zufiel.
    Lord
Chumley schaute sie an und ließ den großen Schlüssel um einen Finger kreisen.
Er sah jetzt gar nicht mehr schwach und dümmlich aus, sondern böse und
gefährlich, und im trüben Licht der Schenke wirkte er größer als sonst.
    »Was soll
das bedeuten?« fragte Minerva mit unsicherer Stimme.
    Mr.
Blenkinsop betätigte sich als Sprecher. »Wir sind der Meinung, daß es Zeit ist,
aus Ihnen eine richtige Frau zu machen. Sie können wählen, wer von uns Sie
entjungfern soll. Ganz wie feine Herren überlassen wir Ihnen die Wahl.«
    »Sie sind
verrückt«, schrie Minerva. Sie wandte sich an Lord Chumley: »Und ich muß
verrückt gewesen sein, eine Heirat mit Ihnen auch nur zu erwägen. Sie ekeln
mich alle an ...

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