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Mingus

Mingus

Titel: Mingus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keto von Waberer
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ist ein guter Job und macht mir Vergnügen. Wir haben wunderbares Männermaterial. Viele sind Deserteure, die bei uns untergekrochen sind. Andere sind nicht ganz freiwillig ins »gelobte Tal« gekommen. Wenn sie gesund waren, stark und schön, Träger guter Gene, hat man sie geraubt, wie früher die Jungfrauen. Die drei Aristos sind besonders schön, glatt und glänzend wie aus poliertem Marmor, mit Erdbeerbäckchen, mit Haaren wie geringelte Seide. Wir züchten Erdbeeren hier, draußen gibt es die nirgends mehr. Die Aristos hängen immer zusammen, beim Kartenspielen und im Wasserbecken. Sie haben’s gut hier, unsere Männer, sie haben nichts weiter zu tun, als schön zu sein, fröhlich und fruchtbar. Aber mit der Fruchtbarkeit hapert es, höre ich von Frida, die mit mir putzt. Sie hat sich vor einem Jahr in diesen, wie sie genießerisch sagt, mangofarbenen, schlitzäugigen Mann verliebt. Ein Sahnetörtchen, sagt sie. Er war stumm, aber sonst einwandfrei. Er wollte mit ihr fliehen, und das flog auf. Er wurde seines Gedächtnisses beraubt und in der Unterstadt ausgesetzt. Frida durfte bleiben. Sie war mal eine berühmte Malerin.
    Frida hat eine große Wut auf Neila und die obere Clique. Sie sagt mir auch, dass die Aristos überhaupt nicht zumZeugen taugen. Sie sind so überzüchtet, dass sie kaum Lust zu irgendetwas haben, was etwas anstrengend ist. Aber wir behalten sie, weil sie eine Augenweide und recht unterhaltsam sind. Und manchmal klappt es doch. Sie erzählt mir auch, dass Becky mit einem Mann geflohen ist, der Neilas Günstling war. Balthasar, ein Typ aus Braxico. Ein Lockenkopf mit herrlichen Muskeln, der fast immer nur nackt herumlief. Sie schnalzt mit der Zunge.
    »Wo sind sie denn hin?«, frage ich, und Frida macht mir ein Zeichen, den Mund zu halten.
    »Ich erzähle es dir einmal ganz in Ruhe«, sagt sie, und ich sehe an ihrer Miene, dass sie mir nicht wirklich traut.
    Nach der Abendandacht treffen die Mädels vom neuen Spähtrupp wieder mal ohne Mingus ein. Es gibt ein großes Wehklagen vor dem Altar. Diesmal haben sie Lola verloren. Die Ci-Po hat sie kurz vor dem Park angegriffen. Unsere kleine Lola kommt nie mehr nach Hause ins »gelobte Tal«. Andere Frauen sind verwundet.
    »Wer war das?«, schreit Neila, und ihre Haare stehen um ihren Kopf wie kleine Schlangen.
    »Dieses Mal die Ci-Po! Ein ganzes Bataillon«, sagt Sol. »Beim letzten Einsatz waren es diese alten Männer.«
    »Leute vom Präsi?«, zischt Neila. »Habt ihr das nun rausgefunden?«
    »Ach wo, Unterstädtler eben, irgendwelche versprengten Sektenkerle«, sagt Tulip. »Sie brüllten etwas wie: In Monos Namen sterbt, ihr verdammten Weiber.«
    Neila seufzt. »Alans Leute. Ich dachte, die alten Böcke wären längst unter der Erde.«

NIN
    Seit Tagen durchsuchen wir die Stadt – was heißt durchsuchen, wir laufen einfach herum. Wo soll ich denn suchen? Ich sage mir, ich muss mich erst mal an all das hier gewöhnen und lernen, so einzutauchen, dass ich hier heimisch bin. Was natürlich Quatsch ist. Auf diesen Straßen werde ich Mingus nie finden, ganz bestimmt nicht, und mit jedem Tag wird die Möglichkeit größer, dass sie mich aufgreifen. Bis jetzt haben wir Glück gehabt.
    Ich zermartere mir das Hirn, wen ich um Hilfe bitten könnte. Den Freunden meiner Eltern traue ich nicht. Vor Jahren hatte ich eine Freundin, nur eine einzige Freundin, Carolin, wir haben schon versucht, sie zu erreichen, aber Gonzo merkte sofort, dass ihr Pom abgehört wird, und brach die Verbindung ab.
    Ich denke jeden Morgen daran, einfach nach Hause zu gehen, aber ich fürchte mich davor, wie sie mich heilen wollen. Ich will Mingus nicht vergessen. Niemals.
    Abends kehren wir zurück zu unserem grün gekachelten Versteck. Meine Energieriegel sind aufgebraucht, und ich muss Tütensachen essen, die mir nicht schmecken, und Flaschenwasser trinken, das nach Schlamm riecht.
    Abends muss ich weinen, und Gonzo legt den Kopf auf meinen Schoß und macht Musik für mich.
    »Ich möchte von Mingus erzählt bekommen«, sagt er,um mich zu trösten, das wunderbare Robotier. Er stellt die Musik leiser. »Erzähle, los, ich bin ganz Ohr.«
    »Woher weißt du, dass ich von ihm sprechen will?«
    »Also, wer hat mich denn programmiert? Ich habe meine Sensoren, ich messe deinen Puls, die Hautfeuchtigkeit, die Herzfrequenz, die Spannung der Kopfhaut, die …«
    »Hör bloß auf«, sage ich.
    »Ich hatte doch auch vor Langem diese Sessions mit der früheren Zuhörerin …«
    »Ach,

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