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Mingus

Mingus

Titel: Mingus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keto von Waberer
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wenn wir doch auch so einen Chopper hätten«, sage ich und schaue ihnen nach. »Ich kann so ein Ding fliegen, weißt du!«
    »Ich auch«, sagt Gonzo. »Und das war eine Libelle.«

BORIS
    Es ist nicht offiziell, aber meine Leute haben eine Nachricht abgefangen, verschlüsselt natürlich und topgeheim: Sie haben sein Labor ausgebuddelt. Irgendwo im Wüstengürtel um Olvio. Sie haben ihn gefunden, in welchem Zustand, weiß ich nicht, jedenfalls zu Staub zerfallen, so möchte ich ihn mir vorstellen. Aber es sind seine Reste, sein Habitat, seine Station, das ist ganz klar. Er ist tot. Der große Leo brüllt nicht mehr. Und doch brüllt er noch. Laut in meinen Ohren, das heißt, er lacht brüllend. Sie haben keine seiner Unterlagen gefunden. Eliteeinheiten der Ci-Po, das Beste, was unser Präsi zu bieten hat. Alle mit Spezialgeräten und Pipapo. Alle nagelneu … und keine Spur von Leos Aufzeichnungen.
    Seine Kreatur, dieser Zwitter, hat das Zeug mitgenommen, hat alles, muss es haben. Nur wo hat er das ganze Material versteckt? Als sie ihn aufgegriffen haben, das sagte mir Dr. Matthäus vom Mega-Hospital, hatte er nichts bei sich. Das weiß er von seinen Kollegen. Vielleicht hat es ja die Aristoschlampe. Das kleine Miststück von den Krawitzens. Sie lassen niemanden zu ihr. Damit ist die Sache klar. Aber es gibt Gerüchte, sie sei abgehauen. Na, die wird sich nicht lange halten, die Kleine, in der Unterstadt. Meine besten Leute hab ich schon auf sie angesetzt, vorsichtshalber. Ihre Eltern lügen mir am Pom ins Gesicht.
    Ich hoffe, Tara kommt noch mal zu mir. Ihre Vorräte sind längst aufgezehrt. Für Futter tut diese gefräßige Frau doch alles. Sie weiß was. Ich habe mich letztes Mal gehen lassen, als sie da war. Sie ist schlau, sie hat mit mir gespielt.
    Vor mir sitzt Bello, dick, schwammig und träge, mein Stadtläufer, und frisst sich durch meine Kisten mit Importdatteln. Ich kann Leute wie ihn nicht ausstehen. Allein wie er da lümmelt und kaut, ohne sich darum zu scheren, dass er wieder keine Resultate bringt: Bestechung im Kriegsministerium, Pharmaschiebung im Mega-Hospital, Zuchtskandal bei den Rentieren des Präsis, fünfundzwanzig ungeklärte Morde in der nördlichen Unterstadt, Serienmörder mit abgerichteten Raubvögeln. Wahrscheinlich Geier. Was interessiert mich das?
    Noch einmal zeige ich ihm die Kleine. Ein absolut leckeres Geschöpf, dickschopfig, großäugig, prachtvolle Zähne. Bello schmatzt mit den Lippen.
    »Vergreif dich an ihr, und du bist tot«, sage ich vorausschauend.
    »Erst mal finden, Boss«, quakt er.
    Ich zeige ihm den Löwenkerl.
    »Kenn ich doch, kenn ich doch.« Bello winkt ab.
    »Tot oder lebendig!«, sage ich, besinne mich dann und sage: »Halt! Tot nützt er mir nichts. Unbedingt lebendig. Kapiert?«
    »Vergreif mich auch nicht an ihm«, raunt Bello mit vollem Mund und spuckt vor Lachen Dattelfetzen auf meinen Tisch. »Den suchen doch alle, Chef, das kostet Sie ’ne Stange.«
    Mit solchen Leuten muss ich mich herumschlagen. VonTara habe ich nur ein Jugendbild, ich hab’s digital altern lassen. Es ist recht gut geworden. Noch immer kann man sehen, was für eine schöne Frau sie war.
    »Die Alte hab ich schon gesehen, am Avatar«, nuschelt Bello, die Hand in der Dattelkiste. »Die wollen Sie auch?« Er lacht. Ehe er prusten kann, dass er sich auch an Tara nicht vergreifen wird, schlage ich auf den Tisch.
    »Ergebnisse! Aber pronto, du fetter Parasit, oder kein Honorar!«, schreie ich.
    Bello hört auf zu kauen und schaut mich erstaunt an. Einschüchtern lässt sich der nicht.
    »Vorschuss! Ich habe hohe Auslagen, schon vorher, Chef.«
    Vielleicht sollte ich ihn fallen lassen. Ich meine richtig tief. Er wär nicht der Erste.

MINGUS
    Manchmal brülle ich, um mir Erleichterung zu verschaffen, aber sie mögen das und sammeln sich andächtig um mich.
    Ich bin noch immer gebunden. Sie massieren meine Gelenke und meinen Rücken, waschen mich, bürsten mich ehrerbietig, aber sie binden mich nicht los.
    »Immer noch so viel Zorn!«, sagt der alte Alan milde und wiegt den Kopf. Da kann er recht haben. Er steht vor mir, und ich würde ihm am liebsten seine Schnabelnase brechen.
    Sie füttern mich gut, aber sie warten darauf, dass ich eine Vision habe, wie sie sagen. Sie glauben, dass ich dann endlich weiß, dass ich der große Khan bin, und auch weiß, wie wir den Präsi killen und wieder neuen Nachwuchs anwerben. Sie wollen sich alle fortpflanzen, ehe sie ins Gras beißen.
    Nachts höre ich

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