Mini Shopaholic: Band 6
einer anderen Seite. »Junior-Dolce-Boots?«
»Die hat sie neulich getragen! Diese kleinen Wildleder stiefel. Du hast gesagt, wie hübsch sie aussehen!«
»Ich wusste ja nicht, dass sie zweihundert Pfund kosten!«, platzt er heraus. »Ich meine, Herrgott noch mal, Becky, sie ist ein kleines Kind! Wozu braucht sie Designerstiefel?«
Er sieht richtig schockiert aus. Ehrlich gesagt, bin ich selbst etwas schockiert. Vielleicht hätte ich zwischendurch doch mal die Ausgaben zusammenzählen sollen.
»Okay, ich behalte ihr Taschengeld vorerst ein ... « Luke hört mir gar nicht zu. Er hat sich wieder zu Nanny Sue umgedreht. »Sie meinen, wenn wir Becky nicht kurieren, könnte Minnie ebenfalls zum Shopaholic werden?«
So besorgt habe ich ihn noch nie gesehen.
»Nun, Suchtverhalten wird in Familien bekanntermaßen weitergereicht.« Die beiden reden, als wäre ich gar nicht da.
»Ich bin nicht süchtig«, sage ich wütend. »Und Minnie auch nicht!« Ich reiße ihm das Büchlein aus der Hand. Bestimmt hat Nanny Sue nur falsch addiert. So viel können wir gar nicht ausgegeben haben.
Minnie hat sich wirkungsvoll durch die Shortbread-Kekse auf dem Kaffeetisch gefuttert, doch jetzt fällt ihr das Taschengeldbüchlein auf.
»Taschengeld?« Ihre Augen leuchten auf. »Shops?« Sie zieht an meiner Hand. »Starbucks-Shops?«
»Nicht jetzt«, sage ich hastig.
»Shops! Shops!« Enttäuscht reißt Minnie an meiner Hand, als müsste ich nur begreifen, was sie will. Den gleichen Gesichtsausdruck hatte Dad in Frankreich, als wir einen Ventilator kaufen wollten und die französischen Verkäufer ihn nur mit leeren Blicken anstarrten, während er » Ventilator! ventilator! Electrique!« rief und mit beiden Händen herumwedelte.
»Shops.«
»Nein, Minnie!« fahre ich sie an. »Sei jetzt still!«
Minnie sieht aus, als würde sie ihr Hirn nach einer anderen Möglichkeit martern, wie sie es mir sagen könnte - da hellt sich ihre Miene auf. » Visa? «
Luke unterbricht sein Gespräch und starrt sie an, sprachlos.
»Hat sie eben ›Visa ‹ gesagt?«
»Ist sie nicht schlau?« Ich lache etwas zu fröhlich. »Was Kinder so reden ...«
»Becky ... das ist schlimm. Richtig schlimm.« Er sieht so aufgebracht aus, dass es mir die Brust zusammen schnürt.
»Das ist nicht schlimm!«, sage ich verzweifelt. »Sie ist nicht ... ich bin nicht ...« Mein Satz versandet. Einen Moment lang sagt keiner was, nur Minnie, die noch immer an meinem Arm zieht und »Visa!«, ruft.
Schließlich hole ich Luft. »Du meinst tatsächlich, es gibt da ein Problem? Na, gut. Wenn du meinst, ich sollte ins Boot Camp gehen, dann gehe ich ins Boot Camp.«
»Keine Sorge, Becky.« Nanny Sue lacht. »So schlimm wird es nicht werden. Bei dem Programm geht es nur um Gespräche und Verhaltensmodifikationen in unserer Londoner Zentrale, mit einer Unterbringungsmöglichkeit für anreisende Teilnehmer. Es gibt Workshops, Einzelgespräche, Rollenspiele ... Ich glaube, es wird Ihnen gefallen!«
»Mir gefallen? «
Sie reicht mir einen Zettel, aber ich bringe mich nicht dazu, ihn anzusehen. Ich kann nicht fassen, dass ich eingewilligt habe, ins Boot Camp zu gehen. Ich wusste, ich hätte Nanny Sue gar nicht erst ins Haus lassen sollen.
»Hauptsache, mit Minnie ist alles in Ordnung«, seufzt Luke. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«
Nanny Sue nimmt einen Schluck Tee und blickt von ihm zu mir. »Nur so aus Interesse ... wie sind Sie denn überhaupt darauf gekommen, dass etwas mit ihr nicht stimmen könnte?«
»Ich hab mir von Anfang an keine Sorgen gemacht«, sage ich sofort. »Das war Luke. Er meinte, wir könnten kein Kind mehr bekommen, weil wir Minnie nicht im Griff haben. Er meinte, sie ist zu wild.«
Während ich rede, wird es mir bewusst. Jetzt gibt es für ihn keine Ausreden mehr! Sieg! Ich fahre zu Luke herum. »Und wirst du dir das mit dem zweiten Kind jetzt überlegen? Du musst es dir noch mal überlegen!«
»Ich ... weiß nicht.« Luke sitzt in der Falle. »Solche Entscheidungen sollte man nicht überstürzen, Becky. Es ist ein großer Schritt ... «
»Alles im Leben ist ein großer Schritt!«, sage ich abfällig. »Sei nicht so ein Schisshase! Sie finden doch auch, dass Minnie noch ein Geschwisterchen haben sollte, oder?«, flehe ich Nanny Sue an. Sie glauben doch auch, dass es gut für sie wäre.«
Ha! Das wird Luke eine Lehre sein. Dieses Spielchen Wie ziehe ich Nanny Sue auf meine Seite? beherrsche ich auch.
»Das ist eine sehr persönliche
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